Kaltgestellt
eintrifft.«
»Wenn Ihnen das so wichtig ist, dann würde ich vorschlagen, daß Sie den Fahrer seine Arbeit tun lassen – er macht das nämlich ganz hervorragend.«
»Aber wir müssen uns beeilen, Baby.«
»Bitte nennen Sie mich nicht Baby. Ich habe zwar keine Ahnung, was für eine Position Sie in der Botschaft wirklich bekleiden, aber so etwas muss ich mir nicht gefallen lassen.«
»Ich gehöre zur Beschleunigungsabteilung, wenn Sie so wollen«, sagte Osborne ungerührt und wandte sich nach vorn an Denise.
»Hi, Denise, wie geht’s denn so?«
Denise Chatel hielt den Blick auf ihre Arbeit gesenkt und antwortete nicht. Mit einer Hand griff sie nach hinten und schloß die Trennscheibe zwischen den Vorder- und den Rücksitzen der Limousine. Osborne zuckte mit den Achseln und hob resigniert seine großen Hände.
»Ich möchte ja nicht neugierig erscheinen, aber wieso fahren wir eigentlich nach Paris?«, fragte Paula. »Weil ich dort mit Rene Lasalle sprechen möchte, dem Chef des DST. Vielleicht kann er mir unter vier Augen mehr über Denise Chatels Vater erzählen als am Telefon.«
»Über den Vater, der vor einem Jahr zusammen mit seiner Frau bei einem Autounfall in Virginia ums Leben kam?«
»Richtig. Jean Chatel. Er wurde offiziell als Botschaftsattache nach Amerika geschickt, aber in Wirklichkeit hat er für den französischen Geheimdienst gearbeitet.«
»Und warum interessieren Sie sich so für ihn?«, fragte Paula, während Tweed einen Konvoi aus drei Lastwagen überholte. »Weil er in den Staaten herausfinden sollte, was die Amerikaner im Schilde führen. Und weil Jean Chatel und seine Frau bei genau derselben Brücke ums Leben kamen, an der Jahre zuvor Sharons Eltern ebenfalls einen tödlichen Autounfall hatten.«
»Meinen Sie, daß eine Verbindung zwischen den beiden Unfällen besteht?«
»Das kann ich nicht sagen«, sagte Tweed. »Aber ich habe so ein Gefühl, daß es durchaus einen Zusammenhang geben könnte und daß dieser Zusammenhang möglicherweise der Schlüssel zu den Vorgängen ist, die wir jetzt gerade erleben. Ich hoffe, daß Rene mir in dieser Hinsicht weiterhelfen wird.«
»Weiß er, daß Sie kommen?«
»Ja. Als ich meine Sachen aus dem Hotelzimmer geholt habe, habe ich ihn kurz auf Becks Mobiltelefon angerufen.«
»Wir fahren übrigens schon auf Reserve«, bemerkte Paula nach einem Blick auf die Benzinuhr.
»Ja, ich weiß. Aber da vorn kommt sowieso schon eine Tankstelle. Wenn jemand von Ihnen das Tanken übernehmen würde, könnte ich in der Zwischenzeit Roy Buchanan anrufen.«
»Ich mache das«, sagte Newman. »Nein, lassen Sie mich«, bat Kent.
»Ich möchte mir etwas die Beine vertreten und mich dabei auch einmal nützlich machen.«
»Sie waren uns eine unersetzliche Hilfe, Keith«, versicherte Tweed. »Aber wenn Sie wollen, tanken Sie ruhig den Wagen voll. Da sind wir auch schon.«
Tweed hielt vor der Zapfsäule an, und während Kent mit dem Benzinschlauch hantierte, versuchte er Buchanan über das Handy zu erreichen. Er hatte Glück. Die ihm so wohl bekannte, straff und grimmig klingende Stimme war sofort am Apparat. »Wer ist dran?«
»Ich bin’s, Tweed. Roy, könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun? Wenn ich zurück nach London komme, will ich mit Jefferson sprechen. Ach ja, haben Sie eigentlich schon irgendwelche Beweise dafür, daß die Amerikaner hinter den Bombenanschlägen stecken?«
»Ja. Wir haben das Video einer Überwachungskamera aus dem Kaufhaus in der Oxford Street, auf dem der Bombenleger sehr gut zu sehen ist. Es ist ein großer, dünner Mann mit einem knochigen Gesicht.«
»Ein großer, dünner Mann mit einem knochigen Gesicht«, wiederholte Tweed, während er nach hinten zu Newman blickte.
»Vernon Kolkowski«, antwortete Newman wie aus der Pistole geschossen.
»Wir kennen den Mann«, sagte Tweed ins Telefon. »Oder besser: Wir kannten ihn. Inzwischen ist er mausetot. Sein Name war Vernon Kolkowski. Ich buchstabiere. Haben Sie’s? Gut. Vermutlich hat er zum Personal der amerikanischen Botschaft gehört, als er noch in London war.«
»Das stimmt. Wir haben ihn beim Betreten der Botschaft fotografiert, aber wir konnten ihn nicht festnehmen. Wie alle anderen hatte auch er einen Diplomatenpaß.«
»Ich würde es begrüßen, wenn Sie mir Ihre Beweise in einer Art Handakte zusammenfassen könnten – mit Ausdrucken von wichtigen Bildern des Videofilms, wenn möglich. Je mehr Material, desto besser.«
»Wird erledigt. Es hat übrigens keine
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