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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Browning aus der Manteltasche. Langsam hob Butler die Waffe mit der Baskenmütze, bis diese über den Rand der Mauer hinausschaute. Sofort war von unten das Knattern einer Maschinenpistole zu hören. Die völlig durchlöcherte Baskenmütze fiel vom Lauf der Walther herunter. Marler griff in seine Umhängetasche und holte eine Handgranate hervor. Butler hatte sich inzwischen den Schal ausgezogen und band ihn so um den Lauf der Walther, daß er von weitem wie ein Kopf aussah. Wieder hob er die Waffe so weit, daß der vermeintliche Kopf vom Kanal aus zu sehen war. Ein weiterer Feuerstoß riß den Schal in Fetzen. Die Salve dauerte ziemlich lange. Als das Feuer abrupt abbrach, dachte sich Paula, daß der unsichtbare Schütze wohl seine Waffe nachladen müsse. Marler hob den Kopf, blickte über die Mauer und warf die Handgranate hinunter in den Kanal. Trotz Tweeds Warnung trat auch Paula an die Mauer heran und schaute hinunter. Im Licht einer Straßenlaterne erkannte sie das kleine Boot, das sie an dem Anleger in der Nähe des Hotels gesehen hatte. An seinem Heck stand Ronstadt, der verzweifelt mit einer Maschinenpistole herumhantierte. Neben ihm saßen zwei Männer – einer war lang und dünn, und der andere hatte ein Mondgesicht. Paula sah, wie Marlers Handgranate in das Boot fiel, und zog rasch den Kopf hinter die Mauer zurück. Obwohl die Wände des Kanals den Knall der Detonation dämpften, hallte er unglaublich laut durch die stille Nacht. Paula schaute wieder über die Mauer und sah, wie das halb zerfetzte Boot führerlos auf sie zuraste. Das Mondgesicht, das zuvor noch am Außenbordmotor gesessen hatte, lag ebenso wie Ronstadt und der andere Mann blutüberströmt am Boden des schon zur Hälfte mit Wasser voll gelaufenen Fahrzeugs. Auch Newman, Tweed und Kent blickten jetzt über die Mauer. »Das Boot wird gleich sinken«, sagte Tweed. »Und es fährt direkt auf das Wehr zu.«
    Mit angehaltenem Atem sah Paula zu, wie das Boot in dem schäumenden, strudelnden Wasser zur Seite kippte und schließlich mitsamt seiner grausigen Fracht über den Rand des Wehrs getrieben wurde und verschwand. »Ich hoffe, Sie haben Ihre Sachen noch nicht ausgepackt«, sagte Tweed, als sie sich wieder dem Hotel näherten. Kurz vor dem Eingang blieb er stehen.
    »Wir reisen sofort ab und fahren über Paris nach London. Holen Sie Ihre Sachen, während ich die Rechnung bezahle. Wir treffen uns so schnell wie möglich an der Rezeption.« Paula blieb bei Tweed, während dieser der Frau am Empfang erklärte, daß sie aufgrund einer überraschenden Nachricht sofort abreisen müßten. Sollte irgend jemand nach ihnen fragen, solle sie ihn an das Hotel Ritz in Paris verweisen, wo sie vor ihrer Weiterreise nach London möglicherweise ein paar Stunden lang absteigen würden.
    Als Tweed mit Paula im ersten Stock den Gang zu ihren Zimmern entlanggingen, kam Newman ihnen entgegen. Im gleichen Augenblick hörte Tweed hinter einer geschlossenen Tür Stimmen und bedeutete den anderen mit über die Lippen gelegtem Zeigefinger, daß sie still sein sollten. Laut und deutlich war die Stimme von Denise Chatel zu hören. »Ich lasse mir das nicht mehr länger gefallen«, sagte sie. »Sie waren schon in der Botschaft in London so gemein zu mir.«
    »Wagen Sie es nicht, in diesem Ton mit mir zu sprechen, sie miese, kleine Verräterin«, schrie eine andere Stimme, die Tweed nicht erkannte. »Sie haben die Botschaft um mehr Geld betrogen, als Versace in einem ganzen Jahr Umsatz macht.«
    »Und Sie haben mich nie in Ruhe gelassen«, kreischte Denise zurück. »In der Botschaft bin ich Ihnen ausgewichen, wann immer ich konnte.«
    »Noch ein Wort, und ich bringe Sie um! Ich werfe Sie aus dem Fenster und schaue zu, wie Sie unten auf dem Pflaster jämmerlich krepieren.«
    »Nein, das werden Sie nicht tun«, schrie Denise. »Von jetzt an werde ich dafür sorgen, daß immer ein Zeuge in der Nähe ist.«
    »Ein Zeuge!«, polterte die unbekannte Stimme. »Wer, glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Meinen Sie vielleicht, die Organisation könnte nicht ohne Sie auskommen?« Tweed setzte sich wieder in Bewegung und ging zusammen mit Paula und Newman auf sein Zimmer. Niemand sagte ein Wort, bis sie drinnen waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten.
    »Eine hübsche kleine Party feiern die da«, sagte Tweed trocken.

43
    Tweed bestand abermals darauf, den Audi selbst zu fahren, so daß sich Paula wieder mit der Aufgabe des Navigierens begnügen mußte. Hinten saßen

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