Kaltgestellt
Newman und Keith Kent. Marler, Nield und Butler folgten im zweiten Wagen. Paula, die gehofft hatte, Tweed würde jetzt etwas langsamer fahren, sah sich ziemlich rasch enttäuscht. Kaum hatten sie Straßburg verlassen, trat er wieder aufs Gas. Während der Wagen über die Autobahn raste, beugte sich Newman nach unten und nahm die Bandage von seinem Knöchel ab. Dann massierte er ihn und bewegte seinen Fuß in alle möglichen Richtungen. Kent fragte ihn, ob alles wieder in Ordnung sei, und Newman nickte mit dem Kopf.
»Tweed«, rief er nach vorn, »mein Knöchel ist wieder okay! Wenn Sie wollen, kann ich Sie am Steuer ablösen.«
»Vielleicht später.«
»Wenn es noch ein ›später‹ gibt«, murmelte Paula vor sich hin und drehte sich zu Newman und Kent um. »Ich fand unsere Unterhaltung mit Sharon und Ed Osborne in der Bar vom Regent ziemlich merkwürdig. Sie haben da ein paar ziemlich direkte Bemerkungen gemacht.«
»Das haben sie auf meine Anweisung hin getan«, sagte Tweed. »Ich habe sie an der Rezeption darum gebeten. Sie haben ihre Rolle übrigens glänzend gespielt. Und Sie, Paula, haben gleich kapiert, was los ist, und Ihre eigenen Kommentare abgegeben. Es war beeindruckend, wie Sie den Rhythmus dieses Gesprächs sofort aufgenommen haben.«
»Haben Sie denn aus dieser Unterhaltung etwas erfahren?«, fragte Paula.
»Sagen wir mal, daß ich sie ziemlich spannend fand.«
»Eingedenk der Tatsache, daß Ed Osborne anwesend war, hat sich Sharon auch ziemlich wacker geschlagen«, bemerkte Paula nachdenklich. »Niemand weiß, über welche Macht der Mann tatsächlich verfügt.«
»Macht«, wiederholte Tweed. »Bei all der Aufregung und dem Blutvergießen geht es ausschließlich um Macht. Die Gier nach Macht ist es, die den Leuten den Charakter verdirbt.«
»Die einzige Bemerkung, die Sie während der ganzen Unterhaltung mit Sharon gemacht haben, hatte ja auch mit Macht zu tun. Ansonsten haben Sie nicht viel gesagt.«
»Ich habe mich lieber aufs Zuhören und Beobachten verlegt.«
»Warum haben Sie eigentlich an der Rezeption hinterlassen, wo wir hinfahren? So was machen Sie doch sonst nicht.«
»Ich habe es getan, damit jeder, der uns verfolgen will, weiß, wo er hin muß. Wo wir schon dabei sind, sollten wir so viele von unseren Gegnern aus dem Verkehr ziehen wie möglich.«
»Dann sind wir in Paris möglicherweise nicht sicher?«
»Im Moment sind wir nirgendwo sicher.«
»Sie fahren ja schon wieder so schnell!«
»Uns läuft die Zeit davon, Paula.«
Rear Admiral Honeywood, der in der gesamten amerikanischen Marine als Crag bekannt war, lehnte sich auf der Kommandobrücke der President entspannt in seinem Stuhl zurück. Zu allen Seiten des riesigen Flugzeugträgers konnte er am Horizont die Schiffe der Eskorte ausmachen. »In zwei Tagen dürften wir den Ärmelkanal erreichen«, sagte er zu seinem Ersten Offizier.
»Das stimmt genau mit meinen Berechnungen überein, Sir.«
»Und bisher sind wir noch nicht entdeckt worden«, fuhr Crag fort.
»Richtig, Sir. Unser Sonar meldet keine Unterseeboote, und Schiffe wurden bisher auch keine gesichtet. Und noch immer hat kein Passagierflugzeug unsere Flottille überflogen.«
»Hoffen wir, daß das so bleibt. Das Pentagon rechnet fest damit, daß wir die Engländer überraschen und plötzlich vor ihrer Haustür stehen. Das wird ihnen einen Mordsschrecken einjagen.«
»Vielleicht wäre jetzt eine gute Gelegenheit, den Stand der Dinge dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs mitzuteilen. Er wird nervös, wenn er nicht ständig auf dem Laufenden ist.«
»Da haben Sie Recht. Setzen Sie einen Bericht an das alte Stone-Face auf und vergessen Sie nicht die abgedroschene Floskel › alles verläuft nach Plan‹. So etwas mag er.«
»Geht denn diese verdammte Karre nicht schneller?«, fragte Osborne.
»Der Chauffeur tut sein Bestes«, antwortete Sharon Mandeville säuerlich. Sie saß zusammen mit Osborne im Fond der überlangen Limousine, während Denise Chatel vorn neben dem Chauffeur Platz genommen hatte. Sie hatte den Kopf gesenkt und las in einer Akte, die sie sich auf den Schoß gelegt hatte. Mit Höchstgeschwindigkeit rauschte die Limousine die Autobahn nach Paris entlang. »Ich schätze, ich könnte die Klapperkiste schneller fahren«, sagte Osborne.
»Ich frage mich, weshalb Sie unbedingt mitfahren mußten.«
»Das ist ganz einfach, Lady. Ihre Limousine fährt genau dorthin, wo ich auch hin muss. Ich muss das Ritz erreichen, bevor Tweed dort
Weitere Kostenlose Bücher