Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
bestimmte Fragen nur sehr ausweichend beantworteten.«
    »Haben Sie denn schon einmal von diesem Executive Action Department gehört?«
    »Nein.«
    »Ich bin mir sicher, daß sich die Zentrale dieser Abteilung hier in diesem Gebäude befindet. Diese Abteilung ist verantwortlich für die schrecklichen Verbrechen, die in jüngster Zeit passiert sind, vom Mord an Einzelpersonen bis hin zu den grauenhaften Sprengstoffanschlägen.«
    »Ich glaube, ein ziemlich guter Menschenkenner zu sein, Tweed. Und als solcher kann ich mir nicht vorstellen, daß Sie mir hier frei erfundene Greuelmärchen auftischen.«
    »Gibt es für Sie irgendeine Möglichkeit, festzustellen, wer in letzter Zeit alles einen Diplomatenpaß ausgestellt bekommen hat? Sagen wir mal in den letzten sieben Wochen?«
    »Daran habe ich bereits selbst gedacht. Ja, es gibt tatsächlich eine solche Möglichkeit. Aber lassen Sie mich Ihnen doch noch etwas Kaffee nachschenken.« Während Morgenstern mit der silbernen Kanne hantierte, sah Paula sich in seinem Büro um. Der große Raum war mit teuren, aber nicht protzigen Möbeln ausgestattet, die alle echte Antiquitäten zu sein schienen. Neben den Fenstern hingen schwere gestreifte Vorhänge aus einem teuren Stoff, und der Teppichboden hatte ein Braun, das Paula an die Farbe von Steinpilzen erinnerte. Hinter einem weiteren Schreibtisch hing an einer Säule aus Bronze die amerikanische Flagge.
    »Ich werde gleich die Assistentin des Botschafters anrufen«, sagte Morgenstern.
    Er hob den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. »Mrs. Pendleton«, sagte er. »Ich brauche das Verzeichnis der in den letzten zwei Monaten ausgestellten Diplomatenpässe.« Mrs. Pendleton hatte eine rauhe Stimme mit amerikanischem Akzent, die so laut war, daß selbst Tweed sie ohne Mühe verstehen konnte.
    »Es gibt zwar ein solches Verzeichnis«, sagte sie, »aber ich darf es Ihnen ohne die persönliche Erlaubnis des Botschafters nicht aushändigen.«
    »Dann holen Sie die Erlaubnis ein.«
    »Das geht nicht. Er ist außer Haus.«
    »Mrs. Pendleton, erkennen Sie meine Stimme?«
    »Natürlich, Sir.«
    »Dann rufen Sie sich bitte freundlicherweise ins Gedächtnis, daß Sie mit dem Außenminister sprechen.«
    »Das weiß ich, Sir.«
    »Schön. Ich erwarte, das Verzeichnis innerhalb von zwei Minuten auf meinem Tisch zu haben.« Morgenstern legte auf. »Manche Leute«, sagte er lächelnd zu Tweed, »tendieren dazu, größenwahnsinnig zu werden, wenn sie nur lange genug denselben Job machen.«
    Paula fand Morgensterns Lächeln bemerkenswert, denn seit Tweed ihm seine Beweise vorgelegt hatte, war das vorher so leutselige Gesicht des Außenministers einem ausgesprochen bedrückten Ausdruck gewichen. Er nimmt das alles sehr ernst, dachte sie. Es klopfte an der Tür und kurz darauf betrat eine dickliche, selbstgefällig wirkende Frau Ende fünfzig das Büro. Sie hatte ein in grünes Leder gebundenes Buch in der Hand und legte es vor Morgenstern auf den Schreibtisch.
    »Ich hätte gern eine Quittung dafür«, sagte sie und legte einen kleinen Block neben das Buch.
    »Tatsächlich?«, sagte Morgenstern und sah ihr in die Augen. »Haben Sie wirklich ein so schlechtes Gedächtnis, Mrs. Pendleton? Erst vor ein paar Minuten habe ich Sie daran erinnert, daß Sie es mit dem Außenminister zu tun haben.«
    »In diesem Fall schätze ich, daß ich eine Ausnahme machen kann.«
    »Mrs. Pendleton, sehen Sie den Knauf an der Tür, durch die Sie soeben hereingekommen sind?«
    »Ja, Sir.«
    »Gehen Sie hin und nehmen Sie ihn in die Hand. Gut so. Jetzt drehen Sie ihn nach links.«
    »Es tut mir Leid, Sir, wenn ich Sie.«
    »Behalten Sie den Knopf in der Hand und ziehen Sie die Tür nach innen. Wunderbar. Und jetzt gehen Sie hinaus in den Gang, und schließen Sie die Tür ganz leise hinter sich. Meinen Sie, Sie schaffen das?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann tun Sie’s auch.«
    Tweed lächelte leise vor sich hin. Morgenstern war für seinen bissigen Humor ebenso bekannt wie dafür, daß er nichts so wenig ausstehen konnte wie Dummköpfe. »So, jetzt können wir uns an unsere Hausaufgaben machen«, sagte Morgenstern und legte Tweeds Fotos und Dokumente wieder aus, die er bei Mrs. Pendletons Eintritt rasch zu einem Stapel zusammengeschoben hatte, damit sie keinen Blick darauf werfen konnte. Dann öffnete er das grün gebundene Buch so, daß seine Besucher es nicht sehen konnten, und fuhr mit dem Kugelschreiber die Eintragungen entlang, wobei er sie mit den Namen verglich, die er

Weitere Kostenlose Bücher