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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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fantastisch aus«, ergänzte Newman. »Was haben Sie denn gemacht?«
    »Ich komme gerade vom Reiten aus dem Hyde Park zurück. Es war so herrliches Wetter. Ich habe es sogar geschafft, mein Pferd ein wenig galoppieren zu lassen. Das ist zwar verboten, aber heute war es mir egal. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel.«
    »Deshalb kommen Sie mir so gut gelaunt vor«, sagte Tweed. »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen«, erwiderte Denise.
    »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Wieso?«, fragte Denise und zögerte. »Nein, es gibt nichts.«
    »Dann entschuldigen Sie uns bitte. Wir haben eine Verabredung.«
    »Was war denn mit der los?«, fragte Paula, während sie den Korridor entlanggingen.
    »Keine Ahnung.« Ein großer Mann mit glattem Gesicht kam aus einem der Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Er trug einen eleganten blauen Nadelstreifenanzug und ging mit selbstbewußten Schritten auf die drei zu. Kurz vor ihnen blieb er stehen und grinste sie an.
    »Chuck Venacki«, sagte Newman. »Der letzte Überlebende.
    Wie haben Sie es bloß geschafft?«
    »Was denn?«, fragte Venacki liebenswürdig.
    »Der Katastrophe am Schluchsee zu entgehen.«
    »Wo ist denn das?«, sagte Venacki mit einem freundlichen Lächeln.
    »Klingt so, als wäre es ein See in Österreich, der Schweiz oder Deutschland.«
    »Der Mann ist sein Geld wert«, sagte Newman zu Tweed. »Lassen Sie das Theater, Venacki! Sie wissen genau, wo wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    »Klar. An der Kreuzung zur Park Crescent. Das muss eine kleine Ewigkeit her sein. Sie haben mit Ihrem Geländewagen meinen Lincoln Continental gerammt.«
    »Was Sie nicht sagen. Erinnern Sie sich denn nicht, daß Ronstadt mich am Schluchsee mit seinem Audi überfahren wollte? Bevor ich zur Seite gesprungen bin, konnte ich genau sehen, wer in dem Wagen war. Ronstadt saß am Steuer und Sie daneben. Ronstadt ist übrigens tot. Aber Sie sind, wie man sehen kann, noch am Leben.«
    »Da müssen Sie mich mit jemandem verwechseln. Von einem solchen Vorfall weiß ich nichts. Aber jetzt muss ich los.« Er blickte von Paula zu Tweed. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Aufenthalt hier in der Botschaft. Wir legen großen Wert darauf, daß unsere Besucher sich wohl fühlen.« Nachdem Venacki weitergegangen war, sagte Tweed: »Das war die amerikanische Stimme, die mich im Colombi angerufen und mir gesagt hat, daß Ronstadt in den Schwarzwald aufbricht.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Paula kopfschüttelnd. »Der Mann kam mir sehr freundlich vor.«
    »Hier hat übrigens Sharon ihr Büro«, sagte Tweed, als sie an einer Tür vorbeigingen. »Aber dort werden wir später hineingehen. Zunächst steht Jefferson Morgenstern auf unserer Liste.«

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    »Wie schön, Sie zu sehen, kommen Sie doch herein. Ich habe gerade frischen Kaffee bringen lassen. Der Empfang hat mir schon gesagt, daß Sie angekommen sind.« Auf Tweeds Klopfen hin hatte Morgenstern persönlich die Tür geöffnet und sie in sein Büro gebeten. Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, lächelte er seine Besucher an. Tweed stellte Paula als seine Assistentin und Vertraute vor und wandte sich dann Newman zu. Als Morgenstern ihn erblickte, wurde sein Lächeln noch freundlicher.
    »Diesen Herrn brauchen Sie mir nicht vorstellen, Tweed. Bob Newman hat mich schon einmal interviewt. Und ich bin bekannt dafür, daß ich nicht viele Interviews gebe.« Er schüttelte Newman herzlich die Hand. »Sie sehen gut aus, Bob. Vielleicht ein wenig härter als damals. Das macht die Lebenserfahrung aus uns, wenn wir aus dem richtigen Holz geschnitzt sind. Und jetzt setzen Sie sich bitte. Ich kümmere mich um den Kaffee.«
    Paula musterte Morgenstern eingehend. Er war kleiner und fülliger, als sie gedacht hatte. Er trug einen grauen Maßanzug aus der Savile Row. Alles in allem machte er auf sie den Eindruck eines hochintelligenten Mannes, der die guten Dinge des Lebens zu schätzen weiß – besonders Wein und gutes Essen. Darüber hinaus strömte alles an ihm überlegene Selbstsicherheit und dynamische Energie aus – und Macht. Der große Schreibtisch, an dem Morgenstern saß, war eine echte Antiquität. Chippendale, vermutete Paula. Darauf stand ein graviertes Silbertablett mit einem edlen Kaffeeservice. Nachdem Paula, Tweed und Newman auf drei hölzernen Stühlen mit geraden Lehnen Platz genommen hatten, zog Morgenstern für sich selbst seinen Drehstuhl heran. Paula mochte diese Geste der Bescheidenheit. »Ich habe bemerkt, daß

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