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KALTHERZ

KALTHERZ

Titel: KALTHERZ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irmgard Schürgers
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Wagner ließ sich in einen der Sessel fallen. Sie sah noch bleicher aus als sonst und machte einen fahrigen Eindruck.
    „Sie sind auf eigenen Wunsch aus dem Krankenhaus entlassen worden, Frau Wagner“, eröffnete Pfaff die B e fragung. „Wie geht es Ihnen, fühlen Sie sich wieder einige r maßen gesund?“
    „Es war ja nichts weiter, Gott sei Dank. Die Ärzte wo l len nur ve r dienen.“
    Ihre Miene war wieder feindselig geworden.
    „Aber Sie haben eine Gehirnerschütterung laut Aussage der Ärzte, und Sie hatten fast zwei Promille im Blut. Kö n nen Sie uns sagen, wieso Sie am frühen Morgen b e trunken Auto g e fahren sind?“
    „Was geht Sie das an?“, raunzte sie Pfaff an.
    „Frau Wagner, das geht uns sehr wohl etwas an, wir e r mitteln in e i nem Tötungsdelikt“, schaltete sich Katja ein.
    Gertrud Wagner schaute sie mit schmalen Augen an, antwortete aber nicht.
    „Herr Knab wurde vorletzte Nacht tot aufgefunden. Er ist getötet wo r den.“
    Gertrud Wagners Miene blieb ausdruckslos. Es war nicht zu e r kennen, ob sie inzwischen von Dagmar Pohl darüber unte r richtet worden war.
    „Wir haben ihn in der Taunusanlage tot aufgefunden. Wissen Sie etwas darüber, was Herr Knab mitten in der Nacht dort wollte, Frau Wagner?“
    „Was soll ich wissen? Ich war im Krankenhaus.“
    „Sie waren seit gestern Vormittag im Krankenhaus. Wo waren Sie in der Nacht davor?“
    „Na in meinem Bett, verdammt noch mal, was soll das alles?“
    „Haben Sie zu Hause getrunken? Sie hatten Alkohol im Blut, als der Aut o unfall passierte.“
    „Das geht Sie nichts an.“ Gertrud Wagner schaute sie feindselig an.
    Können Sie sich vorstellen, wer Herrn Knab getötet h a ben kön n te? Hatte er Feinde?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Wo waren Sie in der fraglichen Nacht zwischen ein und zwei Uhr?“
    Gertrud Wagner fuhr hoch. „Was soll denn die Frage? Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass ich im Bett war“, blaffte sie Katja an. Dann hielt sie inne und fasste sich an die Stirn.
    „Mir ist schwindlig, ich weiß nichts über den Mord, würden Sie jetzt bitte gehen, ich will mich hinlegen.“
    Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Befragung abz u brechen.
    „Wir finden schon hinaus“, winkte Pfaff ab, als sie au f stehen wollte. „Bleiben Sie sitzen, wenn es Ihnen nicht gut geht.“
    Sie verabschiedeten sich und gingen durch den Flur zur Wohnungstür. Die Küchentür stand halb offen. Der G e ruch von Katzenfutter hing in der Luft. Katja erhaschte e i nen Blick auf den Küchentisch, der in der Mitte des Ra u mes stand. Zwei schmutzige Teller und zwei Bie r gläser standen darauf.
     
    Am nächsten Morgen beschloss Katja, erst mal bei dem Vater von Bärbel Schäfer vorbeizufahren, um ihn wegen der Sache im Kino zu befragen. Sie gab Pfaff kurz tel e fonisch Bescheid und fuhr zum Riederwald. Obwohl zw i schen Bad Vilbel und dem östlichen Stadtteil von Fran k furt kaum zehn Kilometer lagen, brauchte Katja fast eine halbe Stunde, um mit dem Auto dorthin zu kommen. Die Borsi g allee, auf die sich der morgendliche Beruf s verkehr von der A66 ergoss, war wie immer völlig ve r stopft. Sie bog von der Haup t straße mit ihren teils neuen großen Mietshäusern ab und musste noch ein Stück durch die Arbeitersiedlung fa h ren, die um 1910 gleichzeitig mit dem Osthafen vom dam a ligen Volks-Bau- und Sparverein Frankfurt am Main e r richtet worden war. Noch immer wurden die kleinen Häu s chen, an denen sie jetzt vorbe i fuhr, von sozial schwachen Familien oder älteren Leuten bewohnt. Es gab keine große Fluktuation. Wer hier eine günstige Wohnung gefunden hatte, zog so schnell nicht wieder aus. Entsprechend är m lich sahen einige B e hausungen aus. Dazwischen aber waren einige renoviert worden, deren Besitzer im Laufe der Zeit offenbar zu etwas Wohlstand g e kommen waren. In ihrem neuen hellen Putz wirkten sie wie Schmuckstücke in der grauen Arbeite r siedlung.
    Katja hatte die Raiffeisenstraße erreicht. Alle Straßen waren damals nach Nationalökonomen oder Pionieren der Genossenschaft s bewegungen benannt worden. Das Haus, in dem Bärbel Schäfers Vater wohnte, hatte wahrscheinlich seit seinem Bau noch keinen neuen Putz gesehen. Katja durc h querte den kleinen Vorgarten. Das Haus war in zwei Wohnungen aufgeteilt worden, es gab zwei Klinge l knöpfe mit Namensschildern. Schlurfende Schritte näherten sich der Tür, nachdem sie geläutet hatte. Ein älterer Mann im Trainingsanzug, mit Bierbauch, unrasiert und mit

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