KALTHERZ
kär g lichem grauen Haarschopf, öffnete ihr. Katja zeigte ihren Ausweis und nannte ihren Namen. „Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen zu dem Vorfall mit Ihrer Tochter Bärbel und Lothar Meyer im Kino.“
„Ach herrjeh, was soll das denn jetzt. Es ist doch alles geklärt, denke ich?“
„Wir haben Lothar Meyer vor dem Wohnheim tot au f gefunden und haben de s wegen noch einige Fragen. Kann ich kurz hereinkommen?“
Der Mann machte eine mürrische Handbewegung und gab die Tür frei. Katja folgte ihm in ein kleines Woh n zimmer mit alten verwohnten Möbeln. Es roch nach a b gestandenem Rauch.
„Wollen Sie auch einen Kaffee?“ Das Geschirr, das auf dem Wohnzimmertisch stand, sah ungespült und schmu d delig aus.
„Nein danke, ich will Sie nicht lange aufhalten“, wehrte Katja ab.
„Stimmt es, dass Sie gedroht haben, Lothar Meyer u m zubringen, falls er noch mal mit Ihrer Tochter in ein Po r nokino geht?“
„Du lieber Himmel, das habe ich doch nicht ernst g e meint. Das sagt man halt mal so, wenn man in Rage ist.“
„Haben Sie Lothar Meyer nach diesem Kin o besuch noch mal gesehen?“
„Nein, ich habe mit Gertrud Wagner, der Betreuerin im Heim, telefoniert. Sie hat mir versprochen, dass das nicht mehr vorkommt, dass die beiden zusammen ins Kino g e hen. Und Bärbel habe ich das auch eingeschärft, dass sie sonst mit mir Ärger kriegt.“
„Wussten Sie, dass Lothar Meyer nachts oft lange u n terwegs war und durch das Fenster zu seinem Zimmer im Erdgeschoss zurück ins Woh n heim kam?“
„Nein, keine Ahnung. Wenn ich Bärbel manchmal am Wochenende vom Woh n heim abgeholt habe, dann hat sie meistens schon draußen gewartet. Ich habe von den and e ren nichts weiter mitgekriegt.“
„Wo waren Sie vorgestern Abend?“
„Na hier, zu Hause, hab ferngesehen wie immer.“
„Kennen Sie Ge r trud Wagner gut?“
„Gut? Nein. So wie man sich halt kennt, wenn das Kind im Heim ist. Wieso?“
Katja ließ seine Frage unbeantwortet und verabschiedete sich von dem Mann. Über seine Qualitäten als Vater kon n te man sicher g e teilter Meinung sein, aber als Mörder, der seine Tochter mit dem Tod von Lothar Meyer rächen wol l te, taugte er kaum.
Auf ihrem Weg ins Präsidium rief Katja Dagmar Pohl an. Sie wollte sie nach den Betreuern in der B e hinderten- Werkstatt fragen, in welcher Gruppe Lothar gearbeitet ha t te und wer diese leitete. Dagmar Pohl nannte ihr zwei N a men und sprudelte dann heraus: „Am Freitag ist unsere große Faschingsfeier in Fechenheim. Die ‚Schwarze Elf’ richtet sie jedes Jahr für uns aus. Kommen Sie doch dor t hin, da sind alle Betreuer dabei und Sie können sie kenne n lernen. Das Leben muss halt weite r gehen...“, fügte sie etwas leiser hinzu, als würde ihr gerade wieder bewusst, dass es zwei Tote g e geben hatte.
Katja versprach, es sich zu überlegen und beendete das Gespräch..
Im Präsidium hatte sich Fischer den Laptop von Ma g nus Knab inzwischen vo r genommen. „Wie zu erwarten war“, brummelte er vor sich hin, „ziemlich viel Pornozeug drauf. Etliche Interne t adressen hat er regelmäßig besucht, jede Menge Fotos sind drauf von der Sorte, die ihr g e funden habt. Muss alles in Ruhe durchsehen, dann mach ich euch eine Aufstellung, damit ihr euch einen schnelleren Übe r blick verschaffen könnt.“
Katja schaute ihm über die Schulter, merkte aber, dass Fischer das unangenehm war. Ihr Handy klingelte. Jochen teilte ihr mit, dass es wegen des Flughafenausbaus zu Au s schreitungen im Stadtwald gekommen war, er Inte r views vor Ort führen und einen längeren Artikel darüber schre i ben solle. Es könne also spät werden. Katja setzte sich an ihren Schreibtisch, um einen Bericht über das G e spräch mit Bärbels Vater für Stemmler anzufertigen. Sie schaute aus dem Fenster in den ve r hangenen grauen Winterhimmel und beschloss, die Faschingsfeier am Freitag zu besuchen.
Kapitel 1 7
Die Kommissarin fand eine freie Lücke auf dem großen Parkplatz, auf dem schon etliche Kleinbusse der Leben s hilfe standen. Es schien voll zu sein. Seit über 25 Jahren war die Faschingsfeier für die Behinderten eine feste Ei n richtung, und jedes Jahr hatten alle Beteiligten ihren Spaß daran, wie Dagmar Pohl ihr ve r sichert hatte.
Sie ging ein Stück um das flache Gebäude herum und entdeckte den Eingang. Die Tür ging auf und Lärm quoll aus dem großen Festsaal, der an die Eingangshalle grenzte. Ein paar Kinder liefen nach
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