KALTHERZ
stark unte r zuckern, war seine B e gründung.
Sie aßen ihre Pizza und Jochen erzählte von den neue s ten Querelen mit seinem Chef. Die Akte war kein Thema mehr.
Als Pfaff und Katja Gertrud Wagner am nächsten Tag im Krankenhaus besuchen wollten, war sie bereits auf eig e nen Wunsch entlassen worden. Der b e handelnde Arzt teilte ihnen mit, dass die Patientin eine Gehir n erschütterung und kleinere Abschürfungen von dem Unfall davongetragen habe. Die Gehirnerschütterung müsse auf jeden Fall b e obachtet werden, aber Gertrud Wagner wol l e sich von ihrem Hausarzt weiter behandeln lassen.
„Wir können niemanden zwingen, im Krankenhaus zu bleiben.“ Der Arzt zuckte bedauernd die Achseln.
„Ist Ihnen sonst noch etwas bei Frau Wagner au f gefallen?“, fragte Ka t ja den Arzt.
„Sie hatte fast zwei Promille Alkohol im Blut, wenn Sie das meinen.“
„Würden Sie Frau Wagner als Alkoholikerin b e zeichnen?“
„Tut mir leid, das könnten wir erst nach weiteren Unte r suchungen feststellen. Aber was interessiert Sie so an Frau Wagner, steht sie unter Verdacht?“
„Wir ermitteln in einem Mordfall, mehr können wir d a zu noch nicht sagen“, schaltete sich Pfaff ein.
Sie verabschiedeten sich und schlugen den Weg zu Ge r trud Wagners Wohnung ein.
„Kennst du dich in Offenbach aus?“, fragte Pfaff.
„Nicht besonders. Ich hasse die Straßenführung hier, habe mich schon mehrmals verfranst. Man soll ja keine Vorurteile haben, aber Offenbach wäre wirklich nicht mein bevorzugter Wohnort.“
„Also doch Vorurteile?“ Pfaff grinste. „Zu viele Au s länder?“
„Es wird in manchen Stadtteilen zum Problem. Ich h a be eine Freu n din in Offenbach. Ihr Kind ist jetzt in die Schule gekommen. 30 Schüler, 28 davon Au s länder. Meine Freundin hat jetzt jedenfalls ein Problem. Viele Kinder sprechen kaum Deutsch.“
Sie fuhren am Main entlang. An der Kreuzung Lede r museum und Karl-Ullrich-Brücke staute sich der Verkehr vor der Ampel. Endlich ging es weiter. Laut der Ansage i h res Navis müssten sie die übernächste Straße links ei n biegen. Rechts stapelte sich Industriemüll auf dem ei n gezäunten Gelände des Osthafens. Die Müllhalden und Hinterlasse n schaften diverser Abbruchunternehmen boten einen trostlosen Anblick. Der graue Februarhimmel tat sein Übriges. Auf der linken Seite befand sich über der Ei n gangstür des Hauses ein Schild mit der Aufschrift „Alte n heim“.
„Auch nicht gerade aufheiternd oder?“ Pfaff war ihrem Blick gefolgt. „Da kann man froh sein, wenn das Auge n licht schon etwas getrübt ist und man wenig von der Au s sicht mi t bekommt.“ Sie mussten beide lachen.
Sie waren vor einem grauen schmucklosen Mietshaus angekommen. Fenster und Türen ließen kaum noch Rüc k schlüsse auf ihre Originalfarbe zu. Die Vorhänge hinter den Fenstern im Erdgeschoss boten einen schmutzigen und zerschlissenen Eindruck. Eine graue Katze saß unbeweglich hinter der Scheibe des ersten Fensters und b e obachtete sie.
Gertrud Wagner hatte sie offensichtlich erwartet. Die graue Katze strich ihr um die Beine, während sie ihren B e suchern die Tür öffnete. Eine rot getigerte gesellte sich d a zu, wurde aber mit einem Fauchen der grauen auf A b stand gehalten. Pfaff bückte sich und streichelte die graue Katze, die den Schwanz hochstellte und sich an seinem Hosenbein rieb. Katja stellte mit Erstaunen fest, dass Gertrud Wagner lächelte. Sie hatte sie noch nie lächeln sehen. Sie folgten ihr in ein vollgestopftes Woh n zimmer. Überall stand oder lag etwas herum. Ein alter Schrank beherbergte Unmengen von Nippes, Büchern und Stofftieren. Auf den Rücke n lehnen der zwei Sessel lagen Deckchen, auf denen sich weitere Stofftiere, vor allem Katzen in unterschiedlichen Größen und Farben, dicht an dicht aneinanderdrängten. Zwei Schränke waren ebenfalls okkupiert von Stofftieren und Nippesfigü r chen.
Katja ließ ihren Blick im Zimmer umherwandern. Sie konnte es nicht fassen. Diese Frau sammelte Stofftiere. Nie hätte sie dieses Hobby bei Gertrud Wagner erwartet. Es widersprach total dem Bild, das sich Katja von ihr gemacht hatte. Sie erhaschte einen Blick von Peter Pfaff und sah in seinen Augen die gleiche Verblüffung, die sie selbst em p fand.
Sie setzten sich auf das Sofa, das Gertrud Wagner ihnen mit einer Handbewegung angeboten hatte. Katja versuchte sich nicht anzulehnen, um die Plüschtiere in ihrem Nacken nicht von ihrem a n gestammten Platz zu vertreiben. Gertrud
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