Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
Vom Netzwerk:
ging vorbei. Sie sah mich an. Ich weiß noch, dass ich dachte, wie komisch, sie hier zu sehen. Andererseits hatte ich getrunken. Ich kann mich auch getäuscht haben.«
    »Das können Sie.«
    »Sie könnten sie fragen«, schlug er vor.
    Ich gab ein unverbindliches Brummen von mir. Ich dachte daran, wie mir Barbaros hübsches Gesicht vom Titel der Sideline auf dem Tisch in Lisbeths Wohnung entgegengeblickt hatte. Ich dachte an die Schnappschüsse von ihm und seinen Freunden am Kühlschrank in ihrer Küche.
    Er rechnete sich womöglich aus, dass sie ihn decken würde, weil er es war oder weil sie in ihn verknallt war. Oder er zählte auf ihr Schweigen, weil es in der Nacht zuvor gesichert worden war, als ihr jemand ins Ohr flüsterte: » Das passiert mit Mädchen, die zu viel quatschen.«
    »Sonst niemand?«, sagte ich.
    »Ich habe diese verrückte Frau herumschleichen sehen.«
    »Wie sind Sie an Ihre Wagenschlüssel gekommen?«, fragte ich. »Ich weiß, dass Sie die Jungs einparken lassen. Die waren aber inzwischen gegangen.«
    »Ich behalte immer einen Schlüssel für mich.«
    »Und niemand war hier, der Sie gesehen hat?«
    »Nein.«

    »Es gibt niemanden, der Ihre Geschichte erhärtet.«
    »Nein«, sagte er und wurde ungeduldig, weil ich so viel fragte, während er sich bemühte, anständig und edel zu handeln.
    Es kümmerte mich nicht. Anständig und edel waren Begriffe, mit denen keiner aus seinem Zirkel mehr als flüchtig Bekanntschaft gemacht hatte.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich stelle Ihnen nur die Fragen, die Ihnen die Detectives auch stellen werden.«
    Er war trotzdem gekränkt. »Ich wünschte, ich hätte zehn Leute gesehen, aber ich habe sie nicht gesehen. Ich wusste nicht, dass ich später ein Alibi brauchen würde.«
    »Und es hätte auch keine Rolle gespielt, wenn Sie eins gebraucht hätten, oder?«, sagte ich. »Sie hätten nichts weiter tun müssen, als zum Telefon zu greifen.«
    Barbaro sagte nichts. Das konnte er nicht entkräften, und er wusste es.
    »Wer hat sie getötet?«, fragte ich erneut.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was glauben Sie, wer sie getötet hat?«
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Ich bekam einen Anruf von Bennett«, sagte er. »Kurz vor Morgengrauen.«
    »Er brauchte ein Alibi?«
    »Ja.«
    Ich erinnerte mich selbst an eine solche Anfrage. Nicht per Telefon, sondern persönlich. Vor zwanzig Jahren. Um vier Uhr morgens. Ich hatte fest geschlafen. Bennett war mit seinem eigenen Schlüssel in meine Wohnung gekommen. Das Geräusch der Dusche im Gästebad weckte - und verwirrte - mich. Wieso benutzte er die Gästedusche?
Als ich ging, um ihn zu fragen, war die Tür abgeschlossen.
    Mit einem unguten Gefühl war ich zurück ins Bett gegangen. Einige Zeit später war er neben mir unter die Decke geschlüpft, warm und nackt, und als ich mich bewegte, sagte er zu mir, er sei seit Stunden hier.
    » Nein, das stimmt nicht« , flüsterte ich, und eine seltsame Beklemmung regte sich in mir.
    » Aber du wirst es mir zuliebe sagen, Baby, oder? Du wirst es sagen ...«
    Mir wurde schlecht bei der Erinnerung.
    »Später erzählte er mir, dass Irina tot war«, sagte Barbaro. »Dass sie schon tot gewesen sei, als er sie in seinem Swimmingpool fand. Er sagte, sie müsse ertrunken sein.«
    »Und Sie haben ihm geglaubt?«
    »Ich wollte ihm glauben. Er ist mein Freund. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es kein Unfall war.«
    »Wenn es ein Unfall war, wieso hat er nicht die Rettungsleitstelle angerufen?«
    »Sie war tot«, sagte er. »Er fürchtete sich vor dem Skandal. Er ist ein prominenter, reicher Mann aus einer einflussreichen Familie. Seine Frau ist eine sehr zerbrechliche Person...«
    »Ich frage mich, ob er daran je gedacht hat, wenn er eifrig zwanzigjährige Mädchen fickte«, sagte ich. »Und deshalb, weil Irina bereits tot war, und aus rührender Sorge um seine kranke Frau, hielt er - und hielten Sie - es ohne Weiteres für akzeptabel, ihre Leiche in einen Kanal zu werfen, damit im Wasser lebende Organismen sie zersetzen und ein Alligator sie unter einen Baumstamm stecken und verfaulen lassen konnte, bis sie zum Verzehr geeignet war?«

    Barbaro schloss die Augen, als müsste er das Bild dann nicht sehen, das ich gerade für ihn gezeichnet hatte. Seine Stimme zitterte ein wenig, als er sprach. »Ich wusste es nicht. Ich schwöre, ich wusste nicht, was er mit ihr gemacht hat, bis ich es am Montag erfuhr.«
    »Und hätte es einen Unterschied für Sie gemacht, wenn Sie es gewusst

Weitere Kostenlose Bücher