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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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dies hätte meine Heirat mit Bennett für meinen Vater bedeutet: dass er Bennett als Schwiegersohn gewonnen hätte. Mein Glück zählte für ihn nicht. Ich war ein Mittel zum Zweck gewesen. Er hätte mir dankbar sein sollen, dass ich gegangen war. Ohne mich hatte er Bennett ganz für sich allein.
    Nun würde er Bennett an den Besuchstagen im Staatsgefängnis sehen. Vorausgesetzt, er bekam ihn nicht frei. Er würde ohne Frage jeden kleinsten Beweis des Staatsanwalts in Frage stellen. Er würde einen Schatten des Zweifels über jeden Aspekt der Ermittlung werfen. Ich war überzeugt, dass er versuchen würde anzudeuten, ich hätte die Ermittlung irgendwie manipuliert.
    Allein bei dem Gedanken lief es mir kalt über den Rücken. Landry hatte mich wegen Irinas Nummer angerufen. Wenn er das vor meinem Vater getan hatte, konnte ich jetzt schon hören, welchen Dreh er dem Ganzen geben würde. Er würde behaupten, ich hätte Irinas Telefon in Bennetts
Haus deponiert und Landry dann verraten, wo er es suchen musste.
    Ehe alles vorbei war, würde er die Jury zu der Überzeugung gelangen lassen, ich hätte Irina aus dem einzigen Grund umgebracht, um Bennett hereinzulegen, oder aus eifersüchtiger Wut darüber, dass Bennett mit meiner Pferdepflegerin zusammen war, oder meine Pferdepflegerin mit ihm. Er hatte bereits meine geistige Gesundheit in Zweifel gezogen, wieso nicht auch einen Seitenhieb auf meine Sexualität wagen?
    Ich sah den großen, schlaksigen Jungen weiter allein auf dem Parkplatz arbeiten, als ich meinen Wagen dort abholte. Sein Freund Jeff verkaufte wahrscheinlich gerade seine Geschichte an den National Enquirer: ICH HABE DEN WAGEN DES KILLERS GEPARKT.
    Von Barbaros Auto war nichts zu sehen. Saß er etwa jetzt gerade in einem Vernehmungszimmer des Morddezernats und erläuterte seine jüngste Wahrheit darüber, was in der Nacht von Irinas Ermordung passiert war?
    » Ich habe Beth - Lisbeth - gesehen...«, hatte er gesagt.
    Beth.
    Hm.
    Für I. von B. …?
    Ein kleines Herz aus Sterlingsilber auf einem Glücksarmband. Süß, unschuldig, rührend.
    Es ging mich nichts an. Mir tat Lisbeth nur leid, das war alles. Sie hatte ihre beste Freundin verloren. Sie fühlte sich allein und hatte Angst. Ich war nie so unschuldig gewesen, wie es Lisbeth wahrscheinlich gewesen war, ehe sie nach Florida kam, aber ich kannte das Gefühl der Verlasssenheit.

    Mein Gott, Elena, entwickelst du etwa ein Herz?
    Ich hoffte aufrichtig, dass es nicht so war. Dabei konnte nichts Vernünftiges herauskommen.
     
    Seans Haus war dunkel. Er war zu einem der Wohltätigkeitsbälle aufgebrochen, die während der Saison das Gesellschaftsleben dominierten. Ich ging ins Gästehaus und fragte mich, was ich mit dem restlichen Abend anfangen sollte.
    Die Frage beantwortete sich von allein, als ich das Licht anmachte und feststellte, dass Alexi Kulak mit einer Waffe in der Hand auf mich wartete.
    »Ich dachte, das hätten wir hinter uns«, sagte ich. Kulak fand es nicht witzig. Er kam auf mich zu, richtete die Waffe auf mein Gesicht und ließ mich rückwärts taumeln, wie ich es am Abend zuvor bei ihm gemacht hatte.
    Der kalte Stahl berührte meine Stirn, als ich an die Wand gedrückt stand. Er trat so nahe an mich heran, dass ich seine Körperwärme fühlte, seinen Schweiß roch. Seine Augen waren groß und glasig, die Pupillen schwarze Stecknadelköpfe.
    »Jetzt werden Sie erfahren«, sagte er leise, »was mit Frauen passiert, die mich verraten.«

57
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte ich und hatte echte Angst, denn ich wusste tatsächlich nicht, wovon er redete. Der Spruch kam immer viel besser, wenn ich log.

    Kulak sah genauso verrückt aus wie an jenem ersten Abend, als er zu mir gekommen war. Der bedeutende Unterschied bestand darin, dass seine Geistesgestörtheit damals von Schmerz befeuert worden war, nun wurde diese Wut zusätzlich von Drogen genährt. Nackte Emotion und eine chemische Reaktion - das war immer ein explosiver Mix, der jeden Tag in der Woche irgendwen das Leben kostete. Vor allem, wenn das Gefäß, das diesen Mix enthielt, eine Pistole in der Hand hatte.
    »Du verlogene Hure«, sagte er und drückte mir den Lauf der Waffe direkt unter dem linken Wangenknochen in die Haut. »Ich hab dich gesehen. Ich hab dich im Fernsehen gesehen.«
    »Wovon reden Sie? Im Fernsehen?«
    »Dich und deinen Liebsten. Er hat meine Irina getötet. Du schützt ihn. Du hättest es mir nie verraten.«
    Ich schluckte schwer und versuchte, nicht zu

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