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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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»Oder was... Schien sie mit irgendwem Ärger zu haben?«
    »Nein. Sie hat sich prächtig amüsiert«, sagte er und stutzte dann. »Sie und Lisbeth Perkins sind draußen in der Eingangshalle wegen irgendwas aneinandergeraten. Lisbeth sah wütend aus und ist gegangen. Muss gegen eins gewesen sein.«
    »Ist sie mit irgendwem gegangen?«
    »Nein, allein.«

    Die Band hatte beschlossen, eine Pause einzulegen. Weitere Leute kamen an die Bar. Kayne Jackson entschuldigte sich und ging Leute bedienen, die ihn für sein Trinkgeld nicht so strapazieren würden.
    »Schmeckt Ihnen meine Zigarette?«
    Die Stimme war geschmeidig und warm wie ein guter Weinbrand, beinahe verführerisch, leicht amüsiert, mit einem Akzent. Spanisch.
    Ich sah ihn aus den Augenwinkeln an, während ich den Rauch ausstieß. »Oh, ja, danke. Möchten Sie eine?« Ich hielt ihm das Päckchen hin.
    Seine dunklen Augen funkelten. »Danke. Sie sind zu großzügig, Señorita.«
    »Señorita. Von Ihnen könnte unser Junior hier noch lernen. Er hat mich Ma’am genannt.«
    Er blickte schockiert und missbilligend. »Aber nein. Das ist unentschuldbar.«
    »Hab ich ihm auch gesagt.«
    Er lächelte diese Sorte Lächeln, für die es eine Art Genehmigung geben müsste, wegen der Wirkung, die es auf nichts ahnende Frauen haben kann. »Wir sind uns noch nie begegnet.«
    Ich streckte ihm die Hand entgegen. »Elena Estes.«
    Er nahm sie sanft, drehte sie und strich mit den Lippen über meine Knöchel. Seine Augen blickten dabei unentwegt in meine. »Juan Barbaro.«
    Barbaro. Der große Barbaro. Der berühmte Polospieler. Ich reagierte nicht, nur um zu sehen, wie er es aufnehmen würde. Es schien ihm egal zu sein. Die pure sexuelle Anziehungskraft seiner Aura verringerte sich nicht im Geringsten.

    »Estes«, sagte er. »Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Nun, Sie kennen mich nicht.«
    »Jetzt schon.«
    Augenkontakt. Direkt, selbstsicher, sehr wirkungsvoll. Seine Augen waren groß und dunkel, mit üppigen schwarzen Wimpern. So manche Dame in Palm Beach legt sechshundert Dollar im Monat hin, um sich in einem Schönheitssalon solche Wimpern ankleben zu lassen - jedes Haar einzeln. Er war braun gebrannt und hatte widerspenstiges schwarzes Haar, das ihm fast bis auf die Schultern fiel.
    »Was führt eine schöne Frau an einem langweiligen Abend wie heute allein hierher?«
    Ich schaute auf die Fotos hinunter, die ich mitgebracht hatte, und verlor die Lust auf weiteres Geplänkel. »Ich versuche, Sinn in etwas zu bringen, wo keiner ist.«
    Ich hielt ein Foto in die Höhe, als wäre es eine Tarotkarte.
    Barbaro ließ die Schultern ein wenig sinken, und er sah traurig aus, als er mir das Foto aus der Hand nahm. »Irina.«
    »Sie kannten Sie.«
    »Ja, natürlich.«
    »Sie wurde heute tot aufgefunden.«
    »Ich weiß. Lisbeth, unsere Pferdepflegerin, hat es mir erzählt. Sie waren sehr gute Freundinnen. Die arme Lisbeth ist völlig fertig. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass jemandem, den wir kennen, etwas so Gewalttätiges, so Schreckliches zustößt. Irina war so... voller Leben und Feuer, so stark vom Charakter her...«

    Er schüttelte den Kopf, schloss die Augen, seufzte.
    »Sie kannten sie gut?«, fragte ich.
    »Nicht gut. Flüchtig. Man grüßt sich auf einer Party, macht ein bisschen Small Talk. Und Sie?«
    »Wir haben zusammen gearbeitet«, sagte ich. »Ich habe sie gefunden.«
    » Madre de Dios« , flüsterte er. »Das tut mir sehr leid.«
    »Mir auch.«
    Der Barkeeper brachte ihm einen Drink, ohne dass er bestellt hatte, und er trank einen großen Schluck.
    »Die Bar hier war der letzte öffentliche Ort, an dem sie gesehen wurde«, sagte ich. »Wissen Sie noch, ob Sie Irina an diesem Abend begegnet sind?«
    »Es war das Geburtstagsfest meines patrón, Mr. Brody. Alle haben sich prächtig amüsiert. So sehr, dass die Erinnerungen ein bisschen verschwimmen«, gab er zu. »Aber ich weiß, dass Irina hier war. Wir haben uns unterhalten.«
    »Worüber?«
    »Partygespräche.« Er sah mich lange und neugierig an. »Für jemanden, der in den Ställen arbeitet, hören Sie sich sehr nach einer Polizistin an.«
    »Ich sehe zu viel fern.«
    »Lisbeth sagt, Irina wurde ermordet«, fuhr er fort. »Stimmt das?«
    »Die Polizei glaubt es.«
    »Mord. Solche Dinge... sie dürften in Wellington nicht passieren.«
    Wellington, Palm Beach, die Hamptons - die kleinen Chalets der Reichen an der Ostküste. Wo jeder Tag und jede Nacht nur mit

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