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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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Verlobung. Er hatte gesehen, wie ich mich verliebt hatte und verliebt gewesen war. Er war meine einzige Stütze gewesen, als Bennett kam und mich um ein Alibi bat und mein schönes Märchen sich in einen Albtraum verwandelte. Sean war der einzige Mensch auf Erden, der die ganze Wahrheit kannte.
    »Er war an dem Abend dabei, als Irina verschwand, Sean. Ich habe Fotos gesehen, auf denen Irina zwischen ihm und Jim Brody sitzt. Sie wirkten sehr vertraut miteinander.«
    »Du willst doch nicht etwa sagen, dass Bennett sie getötet hat?«
    »Er muss als Verdächtiger eingestuft werden.«
    »Warum sollte er Irina töten?«

    »Warum hat er Maria Nevin vergewaltigt und geschlagen?«, fragte ich.
    »Das ist zwanzig Jahre her.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte ich verärgert. »Wenn er damals eine Frau verprügelt und vergewaltigt hat, warum nicht jetzt auch? Der beste Indikator für künftiges Verhalten ist früheres Verhalten.«
    »Wie alt war er damals? Vierundzwanzig, fünfundzwanzig?«, fragte Sean. »Er ist ein erwachsener Mann. Er ist verheiratet. Er hat Pflichten.«
    »Was hat das damit zu tun? Man weiß, dass er schon gewalttätig gegenüber Frauen wurde, und man hat ihn mit dem Opfer gesehen, an dem Abend, an dem es verschwand.«
    »Vielleicht hat er ein Alibi.«
    »Natürlich hat er eins«, brauste ich auf. »Bennett hat immer ein Alibi. Er ist der Alibi-Mann. Irgendwer ist immer bereit, für einen reichen Mann zu lügen. Juan Barbaro behauptet, sie hätten die Party in betrunkenem Zustand verlassen, wären zu Bennetts Haus gegangen und sofort eingeschlafen. Das kann er seiner Großmutter erzählen.«
    »Hat jemand gesehen, wie Irina die Party mit ihm verlassen hat?«, fragte Sean.
    »Ich habe niemanden gefunden. Aber das heißt nicht, dass es nicht passiert ist.«
    »Es heißt aber auch nicht, dass es passiert ist.«
    Ich stand von der Bank auf und sah ihn an. »Wieso benimmst du dich so beschissen?«
    »Das tue ich nicht. Aber du verrennst dich da...«
    »Verrennen? Ich war mein halbes Leben lang Polizistin. Ich erkenne einen potenziellen Verdächtigen, wenn ich
einen sehe. Er ist erwiesenermaßen gewalttätig und sexuell...«
    »Er hat vor zwanzig Jahren ein einziges Verbrechen...«
    »Das gibt’s doch nicht!«, schrie ich. »Er hätte diese Frau beinahe erwürgt. Gewalttätige Sexualverbrecher, die eine Tat begehen und damit durchkommen, hören nicht auf, solange sie im Vorteil sind. Sie erleben einen Machtrausch und tun es wieder.«
    »Und er war die letzten zwanzig Jahre als Serienmörder unterwegs und wurde weder gefasst noch auch nur irgendwelcher Verbrechen verdächtigt?«, sagte er und stand ebenfalls auf, womit der Größenvorteil auf seiner Seite war.
    »Ich habe nicht behauptet, dass er ein Serienmörder ist«, sagte ich. »Aber es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass er mit allem durchkommt. Wäre Bennett Walker ein armer Junge aus einer ethnischen Minderheit gewesen, würde er für das, was er Maria Nevin angetan hat, jetzt ungefähr aus dem Gefängnis kommen.«
    »Ich verstehe das alles, Elena. Aber nur weil er auf der Party war, muss er noch nicht der Täter sein. Ich denke, da werden hundert Leute gewesen sein.«
    »Ich weiß gar nicht, wozu ich überhaupt mit dir rede«, sagte ich. »Ich dachte, ich bekomme ein wenig Unterstützung von der einen Person, die genau verstehen müsste...«
    »Ich unterstütze dich doch! Wie kannst du sagen, ich unterstütze dich nicht, Herrgott noch mal. Du bist nur zu borniert, um es zu sehen. Ich will nicht, dass du dich in etwas verstrickst, das dich aufregt, dir wehtut und dich auf einen Weg führt, der...«
    Ich hob die Hand, um ihm Einhalt zu gebieten. »Ich glaube, was Irina zugestoßen ist, ist ein bisschen wichtiger,
als wenn ich mich aufrege, weil ich mich mit einem Exfreund auseinandersetzen muss. Aber danke für deinen Beitrag«, sagte ich mit einem schneidenden Unterton in der Stimme.
    Sean presste die Kiefer zusammen und wandte den Blick ab, was er immer tat, wenn er nicht vernünftig mit mir reden konnte. Ich wollte nicht vernünftig sein. Ich wollte darüber spekulieren, dass Bennett Walker Irina getötet hatte, denn das eröffnete die Möglichkeit, dass er schließlich doch noch bezahlen musste für das, wofür er all die Jahre unbehelligt geblieben war. Und ich wollte, dass mich mein bester Freund dabei unterstützte, ob er es für vernünftig hielt oder nicht.
    Einer von uns beiden hätte etwas sagen müssen, um die Spannung zu lösen,

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