Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
Vom Netzwerk:
kreischte er mit gespielter Aufregung. »›Da ist der Stall, in dem das Opfer Pferdemist geschaufelt hat! Das ist das Gras, über das es gegangen ist!‹«
    »Es ist eine Nachricht«, sagte ich, »ob es dir gefällt oder nicht. Die Leute lassen sich teilweise von diesen Geschichten mitreißen, damit ihnen bewusst wird, wie gut sie es haben. Ihr Leben mag beschissen sein, aber wenigstens hat sie niemand ermordet. Noch nicht.«
    Sean trank einen großen Schluck von seinem Kaffee und schwieg eine Weile, ehe er wieder sprach. »Du wirst dich mitten hineinstürzen, oder?«, sagte er schließlich.
    »In was? Den Medienrummel?«
    »Die Ermittlung.«
    »Natürlich. Was sollte ich sonst tun?«
    »Was du sonst tun solltest? Nichts solltest du tun«, sagte er. »Was kannst du schon tun? Überlass es Landry.«
    Es war an mir, nichts zu sagen.
    »Warum hast du mit ihm Schluss gemacht?«, fragte er.
    »O Gott, das klingt so nach Highschool. Was gab es
groß Schluss zu machen? Wir hatten keine Beziehung. Wir hatten Sex.«
    »Wollte er mehr?«
    Ich wandte mich um und sah ihn verärgert an, weil er davon ausging, ich sei diejenige gewesen, die davor zurückgeschreckt war, auch wenn es stimmte.
    »Na ja, mir war schon klar, dass du nicht diejenige warst, die zu einer festen Bindung drängte«, sagte er.
    »Ich habe ihm einen Gefallen getan. Ich halte mich selbst kaum sieben Tage die Woche aus. Ich bin nichts, was ich jemandem wünschen würde.«
    Ich war froh, dass er das nicht kommentierte.
    »Wie geht es weiter?«, fragte er.
    »Heute wird die Autopsie stattfinden, sie werden Leute befragen, die Irina kannten, Leute, die sie am Samstagabend gesehen haben. Hast du sie einmal beim Ausgehen in der Stadt gesehen?«
    »Ab und zu. Im Players. Ein, zwei Mal im Galipette.«
    »Zum Abendessen oder in der Bar?«
    »Abendessen.«
    »Mit einer Verabredung?«
    »Mit Freundinnen.«
    »Teures Essen für eine Aushilfe.«
    Sean zuckte die Achseln. »Irina hat anständig verdient. Was hatte sie schon groß für Ausgaben? Sie hat hier mietfrei gewohnt.«
    »Sie hatte einen Schrank voller Worth Avenue«, sagte ich.
    Er sah leicht schockiert aus. »So gut, dass sie auf der Worth Avenue einkaufen konnte, habe ich sie allerdings auch wieder nicht bezahlt.«

    Worth Avenue war der Rodeo Drive oder die Fifth Avenue von Palm Beach. Das Jagdrevier für die Matronen des Geldadels und die Vorzeigepüppchen der Neureichen gleichermaßen. Ein Mittagessen auf der Worth Avenue konnte den Tageslohn einer Pferdepflegerin kosten.
    »Irina hat ein Leben geführt, von dem wir nichts wissen, Sean. Sie hat sich mit der Poloszene herumgetrieben, den richtig großen Spielern. Und sie hat irgendwie für einen russischen Gangster namens Alexi Kulak gearbeitet.«
    Er sah mich erstaunt an. »Ein russischer Gangster? Das ist ja verrückt!«
    »Kennst du Jim Brody?«
    »Den Sportagenten? Eigentlich nicht. Ich habe ihn natürlich bei Polospielen gesehen.«
    »Irina war am Samstagabend auf seiner Geburtstagsparty. Soviel ich herausgefunden habe, wurde sie dort zum letzten Mal gesehen, außer von ihrem Mörder. Nach den Fotos, die ich zu Gesicht bekommen habe, war sie der Mittelpunkt der Party.«
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass jemand aus dieser Szene...« Mein Blick ließ ihn verstummen. »Wer war dort?«
    »Brody, Paul Kenner«, sagte ich. »Polospieler natürlich. Juan Barbaro.«
    »O mein Gott, was für ein Prachtkerl.«
    Ich hielt kurz den Atem an und überlegte, ob ich den nächsten Namen aussprechen oder lieber verschlucken sollte.
    »Bennett Walker.«
    Sean vermied sorgsam jeden Gesichtsausdruck, als er mich prüfend ansah. »Oh, Elena...«

    »Du musst gewusst haben, dass er in der Gegend ist, Sean. Du hast eine Box im Polostadion. Du musst ihn gesehen haben. Eure gesellschaftlichen Kreise überschneiden sich.«
    »Natürlich habe ich ihn gesehen«, gab er zu. »Ich... Ich wollte nur nicht, dass du ihn siehst.«
    »Dafür ist es zu spät. Ich habe ihn gestern Abend im Players gesehen.«
    »Großer Gott... Hat er dich auch gesehen?«
    »Ja. Ich war auf dem Weg nach draußen, er war auf dem Weg hinein.« Ich erzählte ihm nicht, dass mich der Hurensohn nicht einmal erkannt hatte. »Ich war charmant wie immer, höhnisch, sarkastisch, vorwurfsvoll, und ich habe ihm gedroht.«
    »Und er war...?«
    Ich zuckte die Achseln. »Nicht erfreut, mich zu sehen.« Es gab so viel zu sagen, dass er nichts sagte. Sean hatte alles mit durchgemacht - meine Beziehung zu Bennett, die

Weitere Kostenlose Bücher