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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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der Saison viele Profispieler wohnen, sieht man ihre Kinder auf Fahrrädern Poloschläger schwingen und spielen.
    Ich fand einen Parkplatz und suchte nach dem Anhänger von Star Polo. Lisbeth Perkins führte ein schwitzendes, schnaubendes Polopferd aus. Sie sah zu Boden, während sie ging, in traurige Gedanken verloren, wie es schien, und erschrak, als ich ihren Namen rief.
    Sie schaute mich aus großen, kornblumenblauen und rotgeränderten Augen an und schien sich fast zu fürchten bei meinem Anblick, als würde ich Unheil bedeuten.
    »Was haben Sie mit Ihrer Lippe gemacht?«, fragte sie.
    So viel zu Seans Tipps, wie sich die Sache kaschieren ließe.
    »Ich bin gestürzt, es ist nichts«, sagte ich und brachte das Gespräch dann auf sie. »Es überrascht mich, dass Sie
heute arbeiten. Mr. Brody weiß, wie nahe Sie Irina standen. Wollte er Ihnen den Tag nicht freigeben?«
    »Ich habe ihn nicht darum gebeten«, sagte sie mit rauer, krächzender Stimme. »Ich weiß nicht, was ich tun würde.«
    Ich fragte mich, ob sie meinte, dass sie sich verloren fühlte oder dass sie Angst hätte, sich etwas anzutun. Ersteres wäre verständlich gewesen, Letzteres dagegen extrem.
    »Sie sind Privatdetektivin, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Nein.«
    »Irina hat mir von Ihnen erzählt. Sie haben dieses vermisste Mädchen letztes Jahr gefunden. Deshalb haben Sie mir gestern all diese Fragen gestellt, oder? Sie suchen nach dem Mörder.«
    Ich leugnete es nicht.
    »Sie haben dem Detective von mir erzählt. Landry.«
    »Hat er mit Ihnen gesprochen?«
    »Er war heute Morgen auf der Farm. Ich habe ihm alles erzählt, was ich Ihnen auch gesagt habe.«
    »Ich war gestern Abend im Players. Der Barkeeper hat mir gesagt, Sie und Irina hätten sich an jenem Abend gestritten.«
    »Das stimmt nicht«, sagte sie etwas zu laut, ein sicherer Hinweis darauf, dass sie log.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Er sagt, er hat Sie beide in der Eingangshalle bei einem Wortwechsel gesehen, Sie hätten aufgebracht gewirkt und seien dann gegangen. Ich weiß nicht, was er davon hätte, mich anzulügen.«
    »Es war nichts«, beharrte sie. »Ich wollte nach Hause und Irina nicht. Das war alles.«
    »Waren Sie zusammen mit einem Auto unterwegs?«
    »Nein.«

    »Wo war dann das Problem? Hat sie sich besser amüsiert als Sie?«
    Sie verdrehte die Augen und seufzte in einer Art, wie es Teenager tun. Sie muss höchstens Anfang zwanzig sein, dachte ich.
    »Es spielt keine Rolle. Es gab kein Problem«, sagte sie.
    »Wieso hat es dann so ausgesehen, als würden Sie streiten?«
    Sie hätte jetzt gern gesagt, ich soll sie am Arsch lecken, aber man hatte sie vermutlich dazu erzogen, es nicht zu tun.
    »Woher kommen Sie, Lisbeth?«
    »Michigan. Wieso?«
    »Anständige mittelwestliche Erziehung. Ihre Eltern waren Kirchgänger.«
    »Und? Macht mich das zu einer Hinterwäldlerin?« Sie wirkte beleidigt.
    »Es macht Sie zu einem höflichen, reservierten, pflichtbewussten und verschwiegenen Menschen. Sie waren ein braves, anständiges Kind, nehme ich an. Sie wissen, was es heißt, jemandem eine echte Freundin zu sein.«
    Sie sagte nichts, sondern setzte nur weiter einen Fuß vor den anderen, bewegte das Pferd, tat ihre Arbeit. Sie rieb das Medaillon, das sie um den Hals trug, zwischen Daumen und Zeigefinger, wahrscheinlich wünschte sie sich dabei, ich möge verschwinden.
    »Sie waren eine gute Freundin für Irina«, sagte ich. »Sie wollen mithelfen, dass ihr Mörder seine gerechte Strafe erhält, oder?«
    »Ja.«
    »Warum lügen Sie mich dann an? Worüber Sie beide an
jenem Abend gestritten haben, kann unwichtig sein oder Ihnen so erscheinen, es könnte der Ermittlung aber auch eine Richtung weisen oder uns sogar zu dem Mörder führen. Wenn es nichts war, wieso sagen Sie es mir nicht einfach?«
    »Ich fand nur, sie sollte ebenfalls gehen, das war alles«, sagte sie.
    »Weil...?«
    »Es war schon spät«, antwortete sie und blickte weiter zu Boden. »Und manchmal entwickeln sich diese Partys … ein bisschen... sonderbar.«
    »In welcher Beziehung - sexuell?«
    Sie sagte nichts, aber meine Fantasie hatte bereits Blüten getrieben. Reiche Männer, die sich amüsieren wollen, keine Überwachung durch Ehefrauen, wenig Moral, noch weniger Skrupel …
    »Lisbeth, wissen Sie, was Beugehaft ist?«
    »Nein.«
    »Falls Detective Landry glaubt, dass Sie in einer Mordermittlung entscheidende Informationen zurückhalten, kann er Sie ins Gefängnis stecken und zur Aussage zwingen«, sagte ich und

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