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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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und fragte mich, was für ein Mensch er war.
    »Was denken Sie?«, fragte er.
    »Dass Sie mich interessieren«, sagte ich.
    Er zog die Augenbrauen hoch und verzog den Mund. »Das ist gut, glaube ich.«
    »Kommt darauf an, was ich herausfinde.«
    Er veränderte seine Stellung und beugte sich zu mir herüber. »Sie werden herausfinden«, sagte er mit tiefer Stimme, »dass ich ein Gentleman bin, solange Sie es wollen; dass ich leidenschaftlich bin...«
    Er kam noch näher und legte die Hand in meinen Nacken, sein Daumen strich verführerisch an meinem Haaransatz entlang. Mein Puls beschleunigte sich.
    »Ich habe Sie eben erst kennengelernt, Elena«, sagte er, »aber ich bin bereits zu dem Schluss gelangt, dass ich noch nie eine Frau wie Sie gekannt habe.«
    »Oh, das kann ich Ihnen garantieren«, sagte ich.

    »Hey, Casanova!« Der australisch gefärbte Ausruf kam von einem Reiter, den ich als Sebastian Foster erkannte, den Tennisspieler. Er saß ein paar Meter entfernt auf einem Pferd. »Du bist dran, Kumpel! Beeil dich lieber.«
    Barbaro sah verärgert aus, als er die Hand von meinem Nacken nahm.
    »Letzter Chukker«, sagte Foster. »Noch sieben Minuten, dann bist du ein freier Mann.«
    »Bleiben Sie?«, fragte mich Barbaro.
    »Natürlich«, sagte ich, wenn auch nicht aus den Gründen, die er sich gewünscht hätte, zumindest nicht in erster Linie. Ich war dabei, in den Schoß des Alibi-Clubs aufgenommen zu werden, und ich wusste zweifelsfrei, dass ich Irina Markovas Mörder unter ihnen finden würde. Es war wie der Gang in die Höhle des Löwen. Nur gut, dass ich ein Adrenalinjunkie war. »Das lasse ich mir nicht entgehen.«

22
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Mercedes Gitan. »Dann erzähle ich Ihnen, was ich bisher für Sie habe.«
    Landry setzte sich. In ihrem Büro herrschte ausnehmend große Ordnung. Die Schreibtischoberfläche war mit bloßem Auge erkennbar.
    »Todesursache: Erdrosseln mit einem Band.«
    »Was ist mit dem Würgen von Hand?«
    »Das Zungenbein war intakt. Wenn der Mörder sie mit bloßen Händen erwürgt hätte, müsste es gebrochen sein.«

    »Todeszeitpunkt?«
    »Das ist schon schwerer zu sagen, da die Leiche im Wasser gelegen hat.«
    »Eine Schätzung?«
    »Sie war etwa seit vierundzwanzig Stunden tot.«
    »Vergewaltigung?«
    »Das konnte ich nicht feststellen. Der Unterleib war durch den Alligator zu stark beschädigt.«
    »Was haben Sie sonst zu bieten?«, fragte Landry.
    »Ich kann Ihnen sagen, dass sie vor ihrem Tod oralen Geschlechtsverkehr hatte, und dass sie keine feste Nahrung zu sich genommen hatte«, antwortete Gitan. »Der Inhalt ihres Magens war Sperma und ein Grüner-Apfel-Martini. Finden Sie heraus, wann sie zu Abend gegessen hat, und rechnen Sie die Verdauungszeit hinzu. Das bringt Sie ein Stück weiter.«
    »Wie viel Sperma?«
    »Eine Menge. Das stammte nicht nur von einem Mann«, sagte Gitan. »Das Mädchen hat den ganzen Club bedient.«

23
    »Und woher kennen Sie meinen Vater?«
    Angriff ist die beste Verteidigung.
    Ich nahm neben Jim Brody an einem Tisch im 7th Chukker Platz, einer der für Mitglieder reservierten Bars im International Polo Club. Sie war in der Tribüne untergebracht und kleiner und intimer als der Mallet Grille and
Bar im Clubhaus. Eine unauffällige Kassettentür an einer Wand führte in den Wanderers Room, einen kleinen, privaten Speisesaal mit einem Sterne-Koch für die intimen Dinner der unanständig Reichen.
    Brody winkte der Bedienung. »Wir hatten vor ein paar Jahren einen gemeinsamen Klienten. Dushawn Upton.«
    Dushawn Upton, alias Uptown. Basketball-All-Star und bekannter Frauenverprügler, angeklagt, die Ermordung einer schwangeren Freundin angestiftet zu haben. Noch so ein Edelcharakter, der reich genug war, sich die Hilfe und Loyalität von Edward Estes zu erkaufen.
    Ich wusste über den Fall Bescheid - nicht, weil mein Vater in den Nachrichten gewesen war, sondern weil die Nachrichten praktisch aus dem Fall bestanden hatten, und zwar genau in einer Zeit, als ich dem Fernsehen hilflos ausgeliefert war. Ich lag nämlich in einem Krankenhausbett und erholte mich davon, dass ich wie eine Stoffpuppe von einem Pick-up mitgeschleift worden war, in dessen Tür ich mich verfangen hatte.
    »Er ist ein Wahnsinnsanwalt«, sagte Brody. »Und ein Wahnsinnspokerspieler.«
    »Es ist leicht, zu bluffen, wenn man kein Gewissen hat.«
    Er sah mich an, als fragte er sich, von welchem Planeten ich denn stammte. »Was hat er nur getan, um eine derart liebevolle

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