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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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schlug wütend nach Barbaro, der dem Schlag jedoch mit einem Schritt zur Seite auswich; er verlor das Gleichgewicht und stürzte die Steintreppe hinunter auf den Rasen, wo er stöhnend aufschlug. Als er sich mühsam auf die Knie rappelte, blutete er aus einer aufgeplatzten Lippe.
    Barbaro lief die Treppe hinunter, setzte ihm den Fuß an die Schulter und warf ihn zurück auf den Boden.
    »Sieh dich an«, sagte er angewidert. »Du bist betrunken, ein Bild des Jammers. Du willst ein Mann sein?«
    Walker kämpfte sich wieder auf ein Knie und wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Mund. Er holte einige Male tief Luft und gewann seine Fassung wieder.
    »Mein Schwiegervater drängt mich dazu, für ein Amt zu kandidieren«, sagte er und stand auf. »Stell dir das vor.«
    »Du scheinst mir keine gute Wahl zu sein.«
    »Wir sind in Amerika, amigo. Alles ist möglich. Schau dir Bill Clinton an. Der Kerl hat alles genagelt, was einen Rock trug, und wurde zweimal zum Präsidenten gewählt.«
    »Hat man ihn auch mit einem ermordeten Mädchen in Verbindung gebracht?«
    »Weißt du«, sagte Walker in schneidendem Ton, »der Witz bei diesem Club ist, dass keiner unschuldig ist. Du hast auch schon ein Alibi gebraucht.«
    »Nein«, sagte Barbaro. »Tatsache ist, dass ich noch nie eins gebraucht habe. Ich habe schon oft als Alibi gedient. Ich habe dir schon oft ein Alibi geliefert.«

    »Dann bringt dich einmal mehr auch nicht um«, sagte Walker. »Wir bleiben bei unserer Geschichte. Wir sind nach dem Players noch auf einen Absacker zu mir gegangen. Wir haben Irina nach der Party nicht mehr gesehen.«
    »Und wenn sich die Detectives einen Durchsuchungsbefehl besorgen und bei dir zu Hause Hinweise darauf finden, dass das Mädchen dort war?«
    Walker sah auf die Uhr. »Die kommen nicht in mein Haus, niemals«, sagte er. »Dafür hat man Anwälte.«
    Dann ging er leicht schwankend zu seinem Wagen und fuhr in die Nacht davon.

33
    Die Fähigkeit, wie ein normaler Mensch zu schlafen, habe ich mir schon vor langer Zeit kaputt gemacht. Noch vor meinem Unfall, vor den Jahren, in denen ich als Detective für das Drogendezernat in den Straßen unterwegs war. Lange vor all dem.
    Vier bis fünf Stunden - selten am Stück, selten friedlich, und immer voller komplizierter Träume - waren normal für mich geworden. In der Folge des Unfalls hatte ein gewisses Maß an chronischen Schmerzen das Ganze noch schwieriger gemacht. Und ich verweigerte aus vielerlei Gründen, guten wie dummen, jene Medikamente, die den Schmerz gelindert und mir erlaubt hätten, in Bewusstlosigkeit zu sinken.
    Ein Arzt hat mir einmal erklärt, mein Gehirn sei zu dem Schluss gekommen, dass die Schlafphasen eins, zwei und
fünf lebenswichtig seien und die Phasen drei und vier nur Zeitvergeudung. Meine eigene Theorie klang weniger bemüht und menschlicher: Dass ich nach der Traumphase, der REM-Phase, allem, was in meinem Unterbewussten verborgen lag, nur noch entrinnen wollte.
    Wie dem auch sei, der Vorteil ist, dass man mehr erledigen kann, wenn man nicht schläft.
    Ich setzte mich an den kleinen Schreibtisch in meinem Wohnzimmer und machte mir Notizen. Nur ein paar Lampen brannten, aus der Stereoanlage erklang Chris Bottis geschmeidige, hinreißende Trompete, und vor mir stand ein Glas Cabernet. Es wäre ein angenehmes Szenario gewesen, hätte ich dabei nicht den Mord an einem Menschen untersucht, den ich gekannt hatte.
    Falls Irina das Players zusammen mit Bennett oder Jim Brody verlassen hatte, wo war dann ihr Wagen? Falls sie selbst zu der Party danach gefahren war, wo war ihr Wagen? Landry hatte ihn mit keinem Wort erwähnt, was mich annehmen ließ, dass sie ihn noch nicht gefunden hatten.
    Ich machte mir eine Notiz: Auto.
    Hatte der Mörder es benutzt, um ihre Leiche zu transportieren, und war anschließend damit zurück in die Stadt gefahren? Es wäre klug gewesen. Keine Spuren von Irina in seinem eigenen Wagen. Aber dafür Spuren von ihm in ihrem. Noch schlauer wäre es gewesen, das Auto in einem Kanal zu versenken.
    Und wohin waren sie zu der Party danach gefahren? Hinaus zu Star Polo? Oder quer durch ein paar Hektar getrimmten Rasen und Golfplätze zu Bennetts Haus im Polo Club? Sie hatten alle schwer getrunken. Letzteres wäre schneller und einfacher gewesen. Die Polizei trieb sich zur
Sperrstunde gern an der Kreuzung von South Shore und Greenview Shores herum, um mühelos ein paar Strafzettel loszuwerden. Das Risiko, mit Alkohol am Steuer erwischt zu werden,

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