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Kalymnos – Insel deines Schicksals

Kalymnos – Insel deines Schicksals

Titel: Kalymnos – Insel deines Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hampson
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Brautjungfern freizumachen, die der Hochzeitsgesellschaft vorangingen.
    Julie wäre auch gar nicht in der Lage gewesen, zur Seite zu gehen, denn noch nie in ihrem Leben hatte ihr jemand einen solchen Schreck eingejagt. Sie war sich doch so sicher gewesen, dass er sie und ihre Familie in Ruhe lassen würde. Und nun stand er unmittelbar vor ihr, gekleidet in einen schlichten dunkelblauen Anzug, der zwar sauber, aber alles andere als neu war.
    Wie hatte sie sich in ihm nur so täuschen können? Sie empfand genau dieselbe Ohnmacht wie vor wenigen Tagen, als ihr Onkel die Vermutung geäußert hatte, dass Doneus nur auf ihr Geld aus sei. Es gab nur diese zwei Möglichkeiten: Entweder Edwin hatte Recht, oder Doneus war so sehr von Rachegedanken besessen, dass er sie, Julie, tatsächlich für das büßen lassen wollte, was ihre Verwandten ihm angetan hatten.
    „Warum sind Sie gekommen?" fragte sie ihn entgeistert und blickte verstohlen über die Schulter, in der Hoffnung, dass die vielen Menschen, die zur Trauung in die Kirche drängten - darunter viele Vertreter der Presse -, noch nicht auf sie aufmerksam geworden waren. „Ich hätte nicht geglaubt, dass Sie dazu fähig sind."
    „Ich habe dir doch gesagt, dass ich mein Wort halte."
    Bildete Julie es sich nur ein, oder lag in seiner Stimme tatsächlich eine Spur von Verzweiflung? Sofort verwarf sie den Gedanken wieder, denn es war nun wahrlich nicht der richtige Zeitpunkt, sich um Doneus Sorgen zu machen. „Das haben Sie in der Tat gesagt", erwiderte sie bitter. „Aber ich war so naiv anzunehmen, Sie hätten so etwas wie ein Ehrgefühl!"
    „So wie deine reizende Verwandtschaft? Nein, Julie, leider muss ich dich enttäuschen.
    Im Gegenteil, ich verlange endlich eine Entscheidung: Entweder du akzeptierst meinen Vorschlag, oder ich gehe da rein und mache meine Drohung war. Dann wird aus der Hochzeit garantiert nichts mehr - allerdings auch nichts aus dem schönen Plan, euch auf diese Weise zu sanieren."
    So hochmütig und siegesgewiss er klang, meinte Julie erneut, Unsicherheit oder gar Verzweiflung in seiner Stimme hören zu können. Was, wenn sie sich jetzt einfach umdrehen und in die Kirche gehen würde? Würde er es tatsächlich wagen, ihr zu folgen?
    Oder würde er dann endlich von seinem Plan lassen, sie und ihre Familie zu ruinieren?
    Ihr fehlte jedoch der Mut, es darauf ankommen zu lassen. Zu sehr beschäftigte sie der Gedanke an Lavinia, die bestimmt schon mit glänzenden Augen vor dem Altar stand und sehnsüchtig auf den Moment wartete, mit dem Mann, den sie über alles liebte, getraut zu werden. Unwillkürlich streckte Julie beide Hände nach Doneus aus. „Ich flehe Sie an, Mr. Lucian ..."
    „Und ich warne dich zum letzten Mal, Julie", unterbrach er sie scharf. „Ich werde nicht nur die Hochzeit platzen lassen, sondern bei der Gelegenheit allen erzählen, dass die Veitrovers bankrott sind und Alastair ohnehin nur an dem Geld und nicht an dem Mädchen interessiert ist."
    „Aber er liebt Lavinia doch ..."
    „Ich möchte dich bitten, im Zusammenhang mit Alastair nicht das Wort .Liebe' in den Mund zu nehmen", entgegnete er bitter, und in seinem Blick lag tiefe Abscheu. „Und jetzt entscheide dich, Julie - bevor ich mich entscheide."
    Julie war der Verzweiflung nah. Sie musste so schnell wie möglich einen Ausweg aus der Situation finden. Mit letzter Kraft appellierte sie noch einmal an seine Ehre, seine Vernunft und seine Großherzigkeit - mit dem einzigen Erfolg, dass wertvolle Sekunden verstrichen, ohne dass Doneus sich erweichen ließ.
    „Es ist so weit, Julie. Entweder du willigst auf der Stelle ein, mich zu heiraten, oder ich gehe jetzt da rein."
    „Aber ich kann Sie nicht heiraten!" platzte Julie heraus. Sie zitterte am ganzen Leib, so unendlich einsam und verlassen fühlte sie sich. „Verstehen Sie das doch endlich!" Wie durch einen Schleier sah sie ihn an, unfähig, die Tränen länger zurückzuhalten. „Ich kenne Sie doch gar nicht!"
    „Es ist deine letzte Chance", drohte er ultimativ und machte Anstalten, sich umzudrehen und zum Eingang der Kirche zu gehen.
    Aber aller Entschlossenheit zum Trotz wurde Julie das Gefühl nicht los, dass auch er langsam am Ende seiner Kraft war. Und doch war ihr der Gedanke unerträglich, mit diesem Mann sieben Monate im Jahr auf einer kleinen griechischen Insel in einem erbärmlichen kleinen Häuschen zusammenzuleben und ihm eine Ehefrau zu sein - mit allem, was dazu gehörte.
    „Wie du willst", sagte er kalt

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