Kalymnos – Insel deines Schicksals
zurückgekommen."
„Wahrscheinlich hatte er Sehnsucht nach dir."
Als Doneus das Haus betrat, wusste Julie, dass all die Arbeit, die sie sich gemacht hatte, sich doch gelohnt hatte, denn im Gegensatz zu ihr schien er tatsächlich eine Veränderung festzustellen - und allem Anschein nach sogar eine Verbesserung.
„Was ist hier denn passiert?" rief er erfreut, um hinzuzufügen: „Seit Jahren hat es hier nicht mehr so gut gerochen."
„Ich habe mir erlaubt, uns etwas zu kochen." Sie vermied zunächst die vertrauliche Anrede, weil sie fürchtete, er könnte es missverstehen, wenn sie ihm allzu viel Entgegenkommen auf einmal erwiese.
Und das war sicherlich nicht falsch, denn Doneus schien sich über ihr Bemühen, die Stimmung zwischen ihnen aufzubessern, sehr zu freuen. „Was gibt's denn Leckeres, Julie?" fragte er, als könnte er das bevorstehende Festmahl kaum erwarten.
„Nichts Besonderes", erwiderte sie, um seine Vorfreude etwas zu dämpfen. „Auf meinem Spaziergang heute Nachmittag bin ich bei einem Schlachter vorbeigekommen und habe spontan etwas Fleisch gekauft. Ich habe allerdings keine Ahnung, was ich da erstanden habe, schließlich habe ich bisher so gut wie nie gekocht. Ich nehme an, es ist Rindfleisch ..."
Doneus brach in Lachen aus. „Wenn du dich da mal nicht irrst! Ich vermute eher, dass es Ziegenfleisch ist."
„Igitt... welch abscheulicher Gedanke!"
„Irrtum, Julie. Wir hier auf Kalymnos essen oft Ziegenfleisch, und es schmeckt vorzüglich - wenn man es richtig zubereitet."
Kein Zweifel, er wollte sie auf den Arm nehmen. Anstatt sich jedoch über ihn zu ärgern, blickte Julie ihn nur starr an und dachte, wie verdammt gut er aussah.
„Wie auch immer", sagte sie schließlich. „Jetzt ist es sowieso egal. Das Essen ist fertig. Und ob es genießbar ist, wird sich ja gleich herausstellen."
Erneut musste Doneus lachen. Dann setzte er sich an den Tisch, den Julie im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten, die ihr zur Verfügung standen, dekoriert hatte. Das Kaffeegeschirr und die Tischdecke entsprachen durchaus ihren Vorstellungen. Aber das Besteck war alt und abgenutzt, und auf den Tellern war kaum mehr das Muster zu erkennen. Damit das Ganze nicht gar so trostlos wirkte, hatte Julie im Garten Blumen gepflückt und auf den Tisch gestellt.
Argwöhnisch beobachtete sie Doneus, als er das Essen probierte. Zunächst ließ er sich nichts anmerken - weder Be-noch Entgeisterung. Erst als er merkte, dass sie gespannt auf eine Reaktion wartete, ließ er ein „sehr lecker" verlauten, bevor er die Gabel erneut zum Mund führte.
Julie freute sich so sehr, dass sie sich fest vornahm, sich in Zukunft mehr um ihn zu kümmern. Das bedeutete vor allem, dass sie ihm mehr Zeit widmen wollte. So könnten sie abends nach dem Essen doch gut und gern noch einen Spaziergang machen und die milde Abendluft genießen. Und wenn sie bis zu ihrer beider Lieblingsplatz gingen, wäre längst die Nacht angebrochen, und der Mond würde sein sanftes Licht über die verschlafene Landschaft verbreiten. Um sie her wäre es still, und sie würden sich auf die Klippen setzen und beobachten, wie sich die Sterne millionenfach im Wasser spiegelten. Immer mehr würde sie, Julie, vom Zauber dieses kleinen Paradieses gefangen genommen, bis sie sich so zu Hause fühlen würde, dass England und Belcliffe House nur noch Erinnerung wären.
Als sie nach dem Essen auf der Veranda saßen und Kaffee tranken, fasste sich Julie ein Herz. „Warum erlaubst du mir nicht, von meinem Geld ...?"
Weiter kam sie nicht, denn Doneus hustete und prustete, als hätte er sich am heißen Kaffee verbrüht. „Habe ich richtig gehört?" fragte er ungläubig, als er seine Fassung wiedergewonnen hatte. „Hast du wirklich du zu mir gesagt? Die Überraschungen wollen heute anscheinend kein Ende nehmen. Trotzdem möchte ich dich bitten, nicht wieder mit diesem Thema anzufangen. Du kennst meine Einstellung."
„Aber was spricht denn dagegen? Und so teuer, wie du glaubst, ist es auch wieder nicht, es hier ein wenig behaglicher zu machen." Bisher hatte sie es noch nicht gewagt, ihm davon zu berichten, dass sie auf einem ihrer Spaziergänge einen kleinen Baubetrieb entdeckt hatte. Weil der Besitzer erstaunlich gut Englisch konnte, war sie mit ihm ins Gespräch gekommen. Und ehe sie sich's versah, hatte er ihr einen detaillierten Kostenvoranschlag für die Umbauten gemacht, die ihr vorschwebten.
„Wenn man es geschickt anstellt, lassen sich schon durch
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