Kalymnos – Insel deines Schicksals
Kleinigkeiten wahre Wunder bewirken. Würdest du dich etwa nicht freuen, wenn du endlich ein Badezimmer hättest? Oder ein größeres und eleganteres Wohnzimmer?"
Doneus sah Julie skeptisch an, als suchte er in ihrer Miene ein Anzeichen von Unzufriedenheit. Aber ihr Blick sprach eine andere Sprache, und ihr Lächeln war gewinnend. Unvermittelt wandte er den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn, als hätte er eine wichtige Entscheidung zu treffen. Sein Blick ruhte derweil auf den erleuchteten Fenstern des Schlosses. Die Besitzer schienen außergewöhnlich großzügig zu sein, denn wie Doneus zu berichten wusste, hatten sie keinen einzigen Angestellten entlassen, obwohl sie sich ein ganzes Jahr auf Reisen befanden. Und so erklärte sich, warum jeden Abend die Lichter angemacht wurden.
„Doneus?" Julie sprach ihn behutsam an, weil er so bedrückt wirkte.
„Ja, Julie?"
„Du darfst nicht glauben, dass ich dir all das vorschlage, weil ich den Luxus vermisse, den ich von Belcliffe House gewohnt bin. Ich möchte einfach nur, dass wir es uns hier etwas gemütlicher machen."
„Das klingt ja so, als hättest du dich damit abgefunden, mehr als die Hälfte des Jahres hier zu Verbringen", sagte er strahlend, als hätte sie ihm zum ersten Mal das Gefühl gegeben, tatsächlich ihr Ehemann zu sein - und zwar nicht nur auf dem Papier. „Das freut mich von ganzem Herzen, Julie. Denn gerade habe ich darüber nachdenken müssen, was wäre, wenn du wüsstest ... wenn ich endlich den Mut aufbringen würde, dir zu sagen ...
dir die Wahrheit zu sagen ..."
Die letzten Worte flüsterte er nur, als wären sie nicht für Julies Ohren bestimmt. Aber obwohl sie jedes seiner Worte gehört hatte, wollte nichts von dem, was er gesagt hatte, einen Sinn ergeben.
„Ich verstehe kein Wort", gestand sie verwirrt.
„Eines Tages wirst du alles verstehen, Liebling."
„Warum weichst du mir jedes Mal aus, wenn ich dir eine ernsthafte Frage stelle?"
fragte Julie ein wenig gekränkt.
„Weil ich an deinem Geld nicht interessiert bin, Julie", erwiderte er barsch.
„Zugegeben, all die Dinge, die man sich dafür kaufen kann, sind nicht zu verachten. Aber letztlich sind das alles Nebensächlichkeiten. Es gibt wahrlich Wichtigeres im Leben als Wohlstand und Luxus."
Während sein Blick fest auf Julie ruhte, mischte sich ein kaum merkliches Zittern in seine Stimme. Selten schien ihm etwas so ernst gewesen zu sein. „Ich bin in dieser armseligen Hütte derzeit glücklicher, als ich es selbst in einem Schloss wie Santa Elena dort oben sein könnte."
Julie konnte sich Doneus' Gefühlsausbruch nicht anders erklären, als dass seine Worte einen tieferen Sinn hatten, der ihr einstweilen verborgen bleiben musste. Also wagte sie es erneut, ihn auf ihren Plan anzusprechen, das Haus umbauen zu lassen.
Doneus weigerte sich jedoch so entschieden wie zuvor. „Mein Zuhause muss dir reichen, Julie - und zwar so, wie es ist."
Vor Enttäuschung brach sie in Tränen aus. „Warum bist du nur so starsinnig?"
„Ich bin nicht starrsinnig", erwiderte er ungerührt, „ich habe nur meinen Stolz. Und der erlaubt es nicht, dass ich mich von meiner Frau aushalten lasse."
„Wenn ich eine Griechin wäre, hättest du doch auch nicht solche Probleme damit, mein Geld anzunehmen!"
Ungläubig sah er sie an. Ihre Worte schienen ihn nicht nur überrascht, sondern vor allem verletzt zu haben.
Sofort bekam Julie schwere Gewissensbisse, die ungleich stärker waren als ihre Wut.
„Wie kommst du dazu, so etwas zu sagen?"
„Ich dachte, es sei hier üblich, dass die Frau eine Mitgift in die Ehe einbringt", erwiderte sie entschuldigend.
„Das ist lange her", erläuterte er ihr. „In den letzten Jahren hat sich bei uns viel verändert' - nicht immer zum Guten. Alles ist moderner geworden, und viele unserer alten Sitten und Gebräuche sind in Vergessenheit geraten. Was die unleidige Tradition der Mitgift angeht, kann ich das allerdings nur begrüßen."
„Das klingt, als hättest du schlechte Erfahrungen damit gemacht." Kaum hatte sie ihren Satz beendet, bereute sie es auch schon, Doneus so unsensibel an die Vergangenheit erinnert zu haben.
Zu ihrem großen Erstaunen wirkte er völlig gelassen - zumindest äußerlich. „Dein Eindruck täuscht dich nicht, Julie. In der Tat war es die Entscheidung unserer Eltern, dass Annoula und ich heiraten sollten. Und richtig ist auch, dass meine Eltern sie nie als Schwiegertochter akzeptiert hätten, wenn sie nicht eine
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