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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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»schöne Kind« gemacht zu haben. Ihm mochte sie daraus keinen Vorwurf machen - ihre Sache wäre es gewesen, ihn sofort zu korrigieren.
    Von dem edlen Mut aller seiner Vorfahren durchdrungen, hielt es aber Kuno nicht zurück. Er ging hinter ihr her, zumal sie die Küchentür offengelassen hatte. »Pardon, gnädiges Fräulein, erlauben Sie mir noch etwas zu sagen?«
    Mary blieb stehen und drehte sich ihm langsam zu.
    »Was möchten Sie noch wissen, Kuno?«
    »Entschuldigen möchte ich mich wegen meiner taktlosen Bemerkung, als Sie mir liebenswürdigerweise die Tür aufmachten.«
    »Ich erinnere mich durchaus nicht, daß Sie eine taktlose Bemerkung machten, also brauchen Sie keine Entschuldigung anzubringen. Das wäre es.« Freundlich nickte sie noch einmal. »Sie lassen sich von Lina alles erklären, was wir für den Fünfuhrtee auf der Terrasse wünschen.«
    »Sehr wohl, gnädiges Fräulein - und mir fällt ein Stein vom Herzen«, mußte er noch halblaut hinzufügen.
    »Gut also, wenn er herunter ist, wenngleich mich anderer Leute Herzensbelastungen wenig interessieren.« Damit verließ sie ihn, und mit beachtlich rotem Kopf ging Kuno wieder in die große Küche. Hier aber strahlte ihm so herzliche Freude und Sympathie entgegen, daß ihm richtig warm wurde und er die gute Lina mal schnell an sein Herz drückte und dem alten Hedrich kräftig auf die Schulter klopfte.
    »Ihr lieben Alten, was hab' ich doch für 'ne Freude, daß ich hierbleiben kann! Hoffentlich klappt es nun auch am Wochenende, wenn meine Schwester kommt, mit ihrer Anstellung, dann sind wir wieder alle beisammen. Aber verratet uns nicht, das ist die Hauptsache. Uns blieb keine andere Möglichkeit, als solche Stellungen anzunehmen, und dann doch nirgends lieber als hier im geliebten Torhaus Gleichen.«
    »Nischt wird verraten. Herr Baron. Oder vielmehr Kuno, wie es ja nun heißen muß, wenngleich wir uns da erst dran gewöhnen müssen. Haben wir Fräulein Gertraudchen erst hier, dann wäre alles wieder wie damals.«
    »Nur immerhin anders als damals, ihr lieben Alten - beträchtlich anders. Der Herr Baron als Kammerdiener und die Baroneß als Sekretärin. Nun, Schwamm darüber, jetzt wird die Sache gepackt und nicht mit der Wimper gezuckt. Lina, altes Mädchen, sei aber nett und richte Gertraude und mir drüben die Buden ein bissel gemütlich her.«
    »Hab' schon die drei besten Stuben ausgesucht.«
    »Drei? Nicht zu machen. Verwöhnen sollst du uns nicht.«
    »Die dritte ist doch für die Frau Tante Schirin«, sagte Lina blinzelnd, »die kommt doch auch her, hat sie mir geschrieben.«
    Bautz, saß Kuno auf dem harten Küchenstuhl und knurrte: »Donnerwetter, waren die immer so hart? - Und Tante kommt, unser Tantilein? Was will sie denn hier?«
    »Sie kommt nur als meine Freundin her. Will wohl schauen, wie alles laufen wird. So, nun aber genug mit Schwatzen, das können wir heute abend besorgen, wenn die Emma heimgeradelt ist. Vergessen wir also alle zusammen, daß es einen Baron und eine Baronesse und eine Frau Stadtrat Sörensen gibt. Und nun, Kuno, hören Sie mir gut zu, jetzt erkläre ich Ihnen alles für den Tee und das Abendessen. Was sein muß, muß geschluckt werden«, versicherte die gute Alte mit gütigem Lächeln.
    Kuno legte seinen Mantel beiseite, ein Päckchen dazu und sagte zu Hedrich: »Alter, das bring mal nach oben in mein Zimmer. Die Zahnbürste ist drinnen, hab' sie auf gut Glück gleich mitgebracht. Kannst du für mich ein Telegramm aufgeben an die Baronesse, damit sie mir meine Klamotten schickt und Bescheid weiß?«
    »Mach ich, radle ins Dorf, Brot und Butter holen - da geht's in einem hin.«
    Schnell schrieb Kuno das Telegramm für die Schwester: »Es hat geklappt für uns drei. Halt die Ohren steif am Sonnabend. Chef und Schwester prima. Schick mir sofort meinen gepackten Koffer her. Halte die Stellung, bis du kommst. Kuß. Kuno.«
    »So, Alter, das gibst du auf, dann weiß sie heute noch, wie es ausgegangen ist. Nun auf zum Dienst! Muß man hier weiße Handschuhe anziehen, wenn man mit der Teekanne umgeht?«
    »Aber nein - waschen Sie sich die Hände, mehr ist nicht nötig. Also, der Chef trinkt den Tee mit Sahne, zwei Stück Zucker dazu, und von diesen kleinen Sandwiches nimmt er einige. Das Fräulein Mary bekommt Toast und Jam, Tee ohne Zucker und ohne Sahne.«
    »Ich werde also jetzt den Tisch auf der Terrasse decken, nicht wahr? Gehe ich außen herum oder durch die Halle?«
    »Jetzt, da es nicht regnet, außen herum, mit

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