Kammerdiener gesucht
sympathisch, was Kuno auch im Gedanken an Gertraude beruhigte.
»Die Hunde heißen Castor und Pollux, Herr Professor. Vielleicht etwas komische Namen - man könnte sie umtaufen in Waldi und Burschi oder so ähnlich.«
»Durchaus nicht. Castor und Pollux, das klassische Freundespaar. Wie alt sind sie denn ungefähr?«
»Fünf Jahre, Herr Professor. Ich werde von dem bisherigen Besitzer die Zuchtpapiere der Hunde anfordern, wenn ich ihm den Betrag senden soll.«
»Gut, erledigen Sie das alles für mich. Ich suche übrigens eine Sekretärin. Es meldete sich auch bereits eine aus München, die sich am Wochenende vorstellen wird. Sie könnte dann, wenn ich mit ihr übereinkomme, die betreffenden Briefe schreiben. Ah, da bist du ja, Mary. Hier wäre der neue Diener - und die Dackelhunde. Sieh sie dir bitte an, ob du einverstanden bist, wenn ich sie kaufe.«
Kuno stand mit weichen Knien beiseite. Verdammt - das »schöne Kind« von vorhin war die Schwester vom Herrn Professor! Wenn das nur gutging!
Mary lächelte ein wenig mokant und beugte sich nach kurzem, nicht unfreundlichem Gruß gegen Kuno, der sich sofort tief verbeugte, zu den Hunden nieder. »Ich sah sie schon vorhin, Achim, und dachte mir gleich, daß sie dir auch gefallen würden. Ich finde sie ja einfach wonnig.« Damit hatte sich Mary, außer daß Kuno sie reizend fand, auch noch in sein Hundevaterherz eingeschmeichelt. »Und bist du mit Herrn Salten bereits einig geworden?« Mit der ihr eigenen Grazie setzte sie sich auf die Sessellehne neben den Bruder und sah ruhig prüfend auf Kuno, der sich vorkam wie eine Figur im Wachsfigurenkabinett.
»Auch das geschah, Mary, und ich würde es begrüßen, falls du einverstanden bist, wenn Herr Salten - nennen wir ihn doch gleich Kuno - sofort bei uns antritt, wie es ihm möglich wäre.«
»Selbstverständlich, Achim, es wird Zeit, daß du Hilfe bekommst. Sie sind mit solchen Aufgaben vertraut, Kuno - oder soll ich Sie einweisen in Ihre Pflichten?«
»Wohl kaum in die, welche sich mit der Bedienung des Herrn Professor befassen. Haben gnädiges Fräulein dann noch weitere Wünsche, bitte ich ergebenst, mir diese bekanntzugeben.«
»Das lassen wir bis morgen. Heute wird unser alter Gärtner, der bisher meinem Bruder behilflich war, Ihnen alles zeigen. Wohnen werden Sie dort drüben in dem Quergebäude. Ihre Mahlzeiten nehmen Sie in der Leutestube mit dem anderen Personal ein, wenn Sie hier bei uns serviert haben.«
»Kuno berichtete mir, daß er auch reiten kann, also mit Pferden umzugehen weiß.«
»Gut für Grane und Wotan, wenn sie nun öfter geritten werden. Ich stehe früh auf und bin meist schon um sechs Uhr mit einem der Pferde unterwegs. Da können Sie sich von nun an mir anschließen, denn mein Bruder steht erst kurz vor dem Frühstück gegen neun Uhr auf. Ich denke, Sie werden sich eine verständige Zeiteinteilung zurechtlegen können.«
Seelisch klapperte Kuno mit den Augendeckeln. Teufel, Teufel, die ging ja ganz schön ins Zeug mit ihm! Langeweile würde er wohl kaum haben. Gut so, anders wollte er es nicht. Jedenfalls hätten sehr feine Ohren den Plumps hören können, mit dem der Stein von Kunos Herzen fiel. Er war engagiert, und daß Gertraude hier genauso siegen würde wie er, stand bereits bei ihm fest. Die Gleichens wären dann also wieder in Gleichen.
Alles entwickelte sich gewissermaßen historisch. Mary führte Kuno, nachdem er sich von Achim verabschiedet hatte, in die Küche, um ihm alles Wichtige zu zeigen und zu erklären. Castor und Pollux, denen ja hier nichts fremd war, blieben gelassen, als gäbe es einfach nichts anderes, bei Achim liegen, die Sonne auf dem Rücken und ein Kraulerchen von der Fußspitze des neuen Herrchens. Ungetreue Tomaten, kommentierte Kuno ihr Verhalten. Aber er war doch froh, daß auch die Dackelleben wieder in ein geordnetes Geleise kommen würden - inklusive bestes Freßchen.
In der großen Küche, wo die alte Lina werkelte und Hedrich ebenfalls beschäftigt war, stellte Mary ihnen den neuen Kammerdiener als Kollegen vor. Mit keiner Wimper zuckte die alte Lina, blickte kurz auf und brummte nur: »Schon gut - ein Zimmer drüben ist schon zurechtgemacht. Wie heißt er denn?«
»Kuno Salten, Lina - wir nennen ihn nur Kuno. Somit kann ich Kuno Ihnen und Hedrich zuerst überlassen, damit Sie ihn in alles Nötige einweisen.« Sie nickte den Angestellten freundlich zu und verließ die Küche, ohne nur die kleinste Bemerkung zu Kunos erster Begrüßung an das
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