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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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und zu schwer für ihn. Nehmen Sie aber bitte keinesfalls an, daß Sie hier als Krankenpfleger tätig sein sollen.«
    »Warum nicht, wenn ich Ihnen behilflich sein kann. Es wäre vielleicht gut, Herr Professor, wenn Sie mir die Art Ihrer Behinderung erklären wollten, damit ich keine unbeabsichtigten Fehler bei den helfenden Griffen mache.«
    »Schau an, unser Kuno denkt. Wie angenehm!« Nett war das Lächeln Achims, der sich nun unbeholfen, von Kuno unterstützt, in den Korbsessel niederließ. »Gehen Sie bitte nach oben in die Bibliothek - Sie verfehlen sie nicht, die Türen stehen weit offen - und bitten Sie meine Schwester, die dort arbeitet, zum Tee zu kommen.« Achim schaute dem neuen Kammerdiener nach und fand, er hielte sich gut. Es würde doch recht angenehm für ihn und schließlich auch für die ganze Haushaltführung sein, einen männlichen Helfer zu haben.
     
    Und ob Kuno den Weg zur Bibliothek kannte! Und wie er sich freute, das »schöne Kind« wiederzusehen! Nett war sie, vielleicht sehr viel mehr als nett. Als er jetzt die Treppe heraufkam und sehen konnte, daß Mary, die gerade von einer kleinen Leiter stieg, reizende schlanke Beine hatte, fand er sie noch mehr als nett. Aber schließlich war er Kammerdiener und nicht Playboy, räusperte sich also und blieb an der Tür stehen.
    »Ja - was ist? Ach so, wir haben ja einen Kammerdiener, das hatte ich beinahe schon wieder vergessen«, sagte sie freundlich.
    »Herr Professor läßt das gnädige Fräulein bitten, zum Tee auf die Terrasse zu kommen.«
    »Dann wird das gnädige Fräulein dies tun. Von Anbeginn aber, Kuno, bitte ich, mich Fräulein Bergemann zu nennen und nicht gnädiges Fräulein. Ich kann nämlich recht ungnädig sein, und dann wäre diese Anrede doch verfehlt, nicht wahr?« Sie nickte lächelnd, ging an ihm vorbei zu ihrem etwas entfernt liegenden Schlafzimmer und rief ihm noch zu: »Sagen Sie meinem Bruder, ich wäre in fünf Minuten unten. Dann bringen Sie bitte den Tee. Meinen Toast aber bitte gut warm und braun. Lina weiß Bescheid. Und morgen wissen Sie es dann auch.« Sie verschwand, und er stand da, schnitt eine Grimasse, grinste und streichelte im Vorbeigehen eine in der Nische stehende Ritterrüstung. »Na, alter Kunibert, wie geht's denn so? Was sagste nun, daß ich wieder da bin?« Er schüttelte der Rüstung die Hand, was Kunibert mit sanftem Hinundherwackeln beantwortete.
    Als Kuno auf die Terrasse zurückkam, sah er Castor und Pollux einträchtig auf Achims Schoß sitzen. In Erwartung erfreulicher Häppchen, die, wie sie sich erinnerten, von diesem Tisch zu erwarten waren, hatten sie kein sonderliches Interesse an Kuno, wackelten nur mit den Schwänzen als Begrüßung.
    »Fräulein Bergemann bittet Herrn Professor, noch fünf Minuten zu warten.«
    »Danke schön, Kuno. Also, wegen dieser beiden Prachtkerle wäre auch alles beschlossen. Ich gebe Ihnen nachher das Geld, und Sie senden es an den bisherigen Besitzer.« Daß der Fünfzigmarkschein in seine Brieftasche wandern und dort eine erschreckende Leere angenehm beleben würde, war bei Kuno beschlossen. »Kuno - wollen wir Ihr Engagement hier erst einen Monat auf Probe ansetzen?«
    »Wenn Herr Professor einverstanden mit mir sind und Vertrauen zu mir haben, wäre eine Probezeit doch nicht nötig. Kündigen müßten Herr Professor so oder so, wenn ich nichts tauge.«
    »Sie sind also eine Mischung von Fatalist und Sanguiniker.«
    »Wie bitte?« Kuno fand es richtiger, dies nicht verstanden zu haben, und machte ein dämliches Gesicht, was ihm großartig gelang.
    »Schon gut - ich dachte eigentlich mehr laut. Alles Weitere besprechen wir dann am Abend, wenn Sie mir beim Umziehen helfen. Emma sagte Ihnen schon, daß ich noch auf einen Gast warte?«
    »Sie erklärte mir, daß ich auf den Bus um sechs Uhr am Parktor zu warten habe. Würden Herr Professor mir den erwarteten Gast etwas beschreiben?«
    »Vor allen Dingen, Kuno, reden Sie mich nicht in der dritten Person an - davon bekomme ich Zahnschmerzen. Also, der erwartete Gast, ein sehr lieber alter Freund von mir, ist kaum zu übersehen. Groß, sehr mager, trägt einen spitzen Vollbart, der ihm zornig vom Kinn absteht, hat meist die Hände auf dem Rücken verschränkt, hat bestimmt seinen uralten Rucksack auf dem Rücken -«
    »- den ich dem Herrn sofort abnehmen werde -«
    »- falls er sich das gefallen läßt. Sein Name ist Michel Brunnig. Meine Schwester bedauert immer, daß er nicht Brummig heißt, was besser zu ihm

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