Kammerdiener gesucht
dem Tee dann durch die Halle. Und nicht die Sahne umkippen, Kuno!«
»Huch - der Neue!« quietschte es von der Küchentür her, und Emma schob sich verschämt lächelnd näher. »Na, der sieht ja ganz menschlich aus. Tag auch, Herr -«
»Kuno wäre mein schlichter Name.« Er schüttelte ihr kollegial die Hand.
»Dann sind Sie also engagiert worden? Sind das unsere neuen Hunde, die vorhin bellten?«
»Sind es. Der Herr Professor fand sie nett.«
»Beißen sie?«
»Wer - ich? Nee, nicht ohne Not. Und die Dackel hoffentlich auch nur, wenn ein böser Feind am Wege ist.«
»Ich soll Ihnen vom Herrn Professor sagen, Sie möchten gleich nach dem Tee zum Parktor gehen und warten, bis der Omnibus kommt. Besuch kommt. Der Herr Brunnig! Na, ihr kennt ihn ja, den ollen Knetterich.«
»Beschreiben Sie mir den Gast bitte, damit ich nicht ein schönes junges Mägdelein herbeischleife anstatt eines Herrn Brunnig.«
Emma kicherte und sagte: »Fräulein Bergemann sagte noch neulich zum Chef, der Herr Brunnig sähe grad aus wie Rübezahl.«
»Aha, bin schon informiert. Groß, dürr, spitzen Kinnbart und Rucksack auf dem Rücken?«
»Grad so kommt der Herr Brunnig immer daher. Na, dann wird es ja hier endlich ein bissel lebhaft werden, wenn wir nun noch 'ne vernünftige Sekretärin für den Chef bekommen. Ich hörte, daß sich eine am Wochenende vorstellen will.«
»Emma, ich finde, du hörst verflixt viel, was dich nischt und garnischt angeht. Erwisch ich dich noch einmal, wenn du in der Halle stehst und in die Zimmer lauschst, dann kriegste einen -«
»- Tritt dahin, wo sie sonst drauf sitzt. Prima, von mir dann auch einen.« Kuno war ganz Kammerdiener und beschäftigte sich schon eingehend mit dem großen, ihm nur zu gut bekannten uralten Silbertablett. »Nachmittags die englischen Steinguttassen, Lina?«
»Stimmt. Aber woher wissen Sie das denn schon?« Sie blinzelte Kuno warnend an.
»Ein Blick genügt für mich, um dort im Herrschaftsgeschirrschrank zwei verschiedene Service zu sehen.« Kuno deutete auf den großen Schrank in der Anrichte neben der Küche.
»Guck an, was für ein Flinker!« mußte Emma anerkennend loben. »Wäre nun aber nichts gegen eine gute Tasse Kaffee einzuwenden, Lina.«
»Erst gehste rüber und machst für Kuno das Zimmer fertig. Und das für meine Freundin auch. Ich schau dann nach, damit wir alles ein bißchen nett herrichten. Fräulein Bergemann hat mir das erlaubt.«
»Aber dann Kaffee, oder ich werd' tückisch.«
»Ob mich das erschüttert, dämliche Liese! So, Kuno, dies hier ist die Teedecke, die Servietten, und dort in dem Kasten sind die Bestecke. Marmeladelöffel nicht verdösen!«
Kuno schnitt nur eine Grimasse, legte aber alles sorglich auf das große Tablett zurecht, dann schob er mit kühnem Schwung des rechten Fußes die Tür zu der rund um das Schlößchen reichenden Steinterrasse auf. Nachdem er einen aufatmend frohen Blick zum wunderschönen Park geworfen hatte, ging er langsam in Richtung Vorderterrasse. Er kannte sich ja genau aus, wußte jeden bröckeligen Stein, jede Ritze im Boden und voltigierte prächtig über alle Hindernisse hinweg.
Auf der Terrasse vor dem Arbeitszimmer war niemand, aber wie zwei Verrückte kamen Castor und Pollux angerast, sprangen an ihm hoch und hätten beinahe die ganze Kammerdienerherrlichkeit in Gefahr gebracht. »Nun ja doch, nett von euch, daß ihr mich noch kennt. Aber das neue Herrchen wird auf euch warten.« Gescheite Dackel, die beiden - verstanden jedes Wort, drehten sich um und rasten zurück ins Arbeitszimmer, von wo Kuno die ruhige Stimme des Chefs hörte. Sorglich deckte Kuno nun den runden Tisch für zwei Personen im Schatten einer alten Buche, als hätte er niemals anderes getan, stellte die Korbsessel und den kleinen Absetztisch dazu, beschaute sein Werk und ging dann zur offenen Tür, leise an die Tür klopfend.
»Ja, was ist?«
»Bitte, Herr Professor, wäre es recht, wenn ich jetzt den Tee bringe?«
»Ausgezeichnet, Kuno.« Langsam kam Achim, sich auf seine kräftigen Stöcke stützend, auf die Terrasse. »Haben Sie sich schon zurechtgefunden?«
»Die Köchin Lina hat mir alles erklärt.« Sorglich wollte Kuno dem Chef helfen, aber lächelnd schüttelte dieser den grauen Kopf.
»Danke, Kuno, hier unten brauche ich wenig Hilfe. Nur beim Treppensteigen und An- und Ausziehen, im Bad und so weiter bin ich leider noch hilfsbedürftig. Der brave alte Hedrich gab sich viel Mühe mit mir, aber ich bin doch wohl zu groß
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