Kammerdiener gesucht
mexikanischen Regierung als mein unbestrittenes Eigentum bestätigen ließ und meldete, daß noch eine dritte i Figur gefunden wurde, und das damalige Unglück schilderte.«
»Das ist sicherlich gut. Schon können wir sehr viel ruhiger diesem hoffentlich bald erfolgenden Besuch entgegensehen«, pflichtete Michel bei.
»Oh, Achim, ich fürchte mich entsetzlich, glaube mir das! Ich kann diesem furchtbaren Menschen nicht wieder gegenüber stehen.«
»Allein niemals - davor werden wir dich bewahren, Mädel, das ist selbstverständlich. Käme es, was auch möglich wäre, zu einer Verhandlung vor Behörden, so müßtest du natürlich auch vernommen werden.«
Soeben kamen Kuno und Hedrich durch den Park zurückgeradelt. Hedrich verzog sich nach dem Hof und nahm Kunos Rad mit, während dieser auf die Terrasse kam. »Nun, Kuno, konnten Sie irgend etwas feststellen?« Achim mühte sich um äußerste Ruhe.
Einen sorgenden, angstvollen Blick hatte Kuno für Mary, die jämmerlich elend in dem Korbsessel ruhte. »Ich sah zwei Männer - einen kleinen, mageren und neben ihm einen großen blonden, breit gebauten Mann. Sie gingen langsam dem Dorf zu, und als wir sie mit unseren Rädern überholten, sagte ich: >Grüß Gott, sind die Herren hier fremd? Kann ich Auskunft geben?< Da winkten sie dankend ab und erklärten, sie wüßten den Weg zum Dorfgasthaus, sie wohnten dort als Sommergäste. Nun also, ich blinzelte Hedrich zu, und wir sausten wie die Verrückten zum Dorfkrug. Dort fragte Hedrich den Wirt nach den Gästen, und der zeigte uns die Anmeldungen, die ausgefüllt waren.«
»Die Namen, Kuno?« Beherrscht fragte es Achim.
»Der eine heißt Einar Thorsen, der andere Peter Schlamm aus München.«
»Was - wie hieß der Kleine? Haben Sie richtig gehört?« rief Michel dazwischen.
»Bestimmt, Herr Brunnig, hab' es selber gelesen. Sieh an, da kommen ja die Dackelviecher. Na, ihr Burschen, bin wohl zu schnell für eure kurzen Beinchen geradelt?« Kuno beugte sich zu den abgehetzten Tieren nieder. Er wollte sich nicht zu wichtig machen, denn das alles war nicht seine Angelegenheit, er war hier Kammerdiener und leider nichts anderes. »Haben Sie noch Aufträge für mich, Herr Professor?«
»Jetzt nicht. Bitten Sie Lina, mit dem Abendessen für uns zu warten, bis wir uns melden. Ich danke Ihnen jedenfalls.« Also mußte Kuno gehen. Er konnte nicht das geliebte Mädel einfach an sein Herz nehmen, trösten und ihr versichern, daß er es mit allen Teufeln dieser Erde aufnehme, wenn man ihr etwas zuleide tun wollte. Nein, das konnte er leider nicht, mußte sich zurückziehen und durfte nicht einmal neugierige Fragen stellen. Denn der Name Einar Thorsen hatte ihn sofort stutzig gemacht, den hatte er aus der langen Erzählung seines Chefs neulich gut behalten.
Achim sah zu Michel hin, der an der kalten Pfeife kauend gegen die Brüstung gelehnt stand. »Was erstaunte dich an dem Namen des Begleiters von Einar Thorsen?«
»Erinnere dich bitte an die Sache, die ich dir erst vorhin erzählte. Als man mich zu der Gerichtsverhandlung als Gutachter holte - dieser Dieb und Fälscher hieß Peter Schlamm. Genau weiß ich das noch, denn der Vorsitzende machte damals eine Bemerkung, der Name passe ausgezeichnet zu diesem kleinen billigen Verbrecher. Wie er damals abgeurteilt wurde, weiß ich nicht. Uns interessiert jetzt, daß dieser damals überführte Verbrecher in Gesellschaft Einar Thorsens hier ist.« Gütig beugte er sich über Mary, die noch immer erschrocken und verstört in dem Sessel saß und fröstelnd die warme Decke um sich zog, obwohl es sommerlich warm war. »Na, Mädel, kannst du den Schreck noch nicht überwinden? Nimm es doch nicht schwerer, als es sein wird. Was können euch schon diese beiden Burschen anhaben?«
»Einar drohte doch, er nannte Achim einen Mörder. Er wird Forderungen stellen«, sagte Mary verzweifelt. »Oh, Achim, ich glaube, es wird sehr Böses auf uns zukommen! Was können wir tun, damit er nichts gegen uns unternimmt?«
»Gar nichts, Mädel - absolut nichts wird getan! Er soll nur kommen, er soll es wagen zu kommen, dann steht mein gutes, sauberes Recht gegen seine Hinterhältigkeit, sein gemeines Verhalten damals. Dann muß er erst einmal bekennen, woher er überhaupt wußte, wo und was wir finden würden. So sieht es doch aus und nicht anders.« Achim war selbstverständlich auch erregt und sehr nervös, denn daß er diesen Schuft Wiedersehen sollte, all das Entsetzen von damals wieder
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