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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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mit ihr gesprochen hatte. »Kuno, du mußt sicher an deine Arbeit gehen, dich noch umziehen. Wir dürfen uns doch nicht anmerken lassen, wie sehr uns die Sorgen der anderen bekümmern.«
     
    Schirin stand am Fenster und sah ihren neuen Freund Michel Brunnig schnell vom Schloß her gelaufen kommen, der Rübezahlbart eine Nasenlänge voraus. »Nanu, hat den eine Hummel gestochen? Was hat er es denn so eilig?« Sie beugte sich aus dem Fenster und rief Michel zu: »Haben Sie Sehnsucht nach mir?« Er stoppte ab, schaute hoch und deutete mit dem Zeigefinger nach unten. »Aha, es betrifft mich. Also, mach es gut, Mädel, mein stürmischer Freund verlangt nach mir.« Sie lächelte amüsiert und wuchtete die nicht eben breite Treppe nach unten. »Also, da wäre ich. Um was handelt es sich?«
    Stumm winkte er ihr zu, ihm zu folgen, und sie begaben sich zu einer leicht verfallenen Gartenlaube. »Sie, soll das etwa sanftes Liebesgeflüster geben? Ohne mich - ich bin entwöhnt und nur für kräftige Kost zu haben.«
    »Dummheiten! Sie müssen doch merken, daß im ganzen Torhaus Gleichen eine geladene Atmosphäre herrscht. Setzen!«
    »Warum?«
    »Weil's länger dauert und Sie bestimmt schon müde sind von dem Werkeln im Stall.«
    »Danke für zarte Fürsorge. Also, ich sitze, wenngleich mir die alte Bank ein bissel morsch vorkommt.« Dann sah sie ihn, der sich gegen die ebenfalls morsche Wand der Laube lehnte, fragend an: »Nun spannen Sie mich aber nicht auf die Folter, Rübezahl - neugierig bin ich nie, aber wissen muß ich alles.«
    Michel erinnerte sie nun daran, wie sie die beiden Fremden am Tor gesehen und ihm dann gesagt hatte, der kleine Mann sei ihr bekannt vorgekommen. Er berichtete weiter, was Mary an Angst und Aufregung erlebt hatte, und schilderte in groben Umrissen die Geschehnisse drüben in Mexiko.
    »Sie haben mir folgen können und alles verstanden? Nun also weiter. Achim rechnet bestimmt damit, daß morgen oder sehr bald dieser Einar Thorsen hier auftauchen und die Drohungen, die er schon gegen Mary aussprach, wiederholen wird.«
    »Will der den Spieß umdrehen?«
    »Ungefähr so, Frau Sörensen. Nun besprach ich mit den Geschwistern, daß wir auf sein Kommen vorbereitet sein müssen und dringend Zeugen für das Gespräch mit diesem Schweden brauchen. Da habe ich sofort an Sie gedacht. Würden Sie den Geschwistern diesen Dienst erweisen?«
    »So dämlich kann auch bloß einer fragen, der Michel Brunnig heißt. Nun weiß ich doch endlich, warum ich eigentlich hier bin. Nicht nur wegen der - na ja, ich meine wegen der Lina. Bitte, sagen Sie Herrn Professor, er braucht mich nur rufen zu lassen, und Schirin Sörensen ist da.«
    »Ist das Ihr ehrlicher richtiger Vorname - Schirin? Verrückte Idee von Ihren Eltern. Nun ja, also weiter. Zu alledem kommt nun etwas, was vielleicht sehr günstig für die Geschwister ist.«
    »Für welche Geschwister?« Schirin war nicht ganz bei der Sache, da ihr vieles durch den Kopf ging.
    »Achim und Mary. Vielleicht geht es, daß Sie mir vernünftig zuhören können?«
    »Versuchen wir es, mehr als schiefgehen kann es ja nicht«, sagte Schirin listig.
    Der Rübezahlbart wurde wieder spitz vorgereckt, und dann erzählte Michel ihr, welche Erinnerungen er hatte, als er den Namen Peter Schlamm hörte. Da quietschte Schirin auf. »Was ist nun schon wieder?« fragte er nervös.
    »Mann, jetzt weiß ich, wo ich dieses Verbrechergesicht schon mal gesehen habe! Nun werden Sie aber dämlich schauen, wenn ich jetzt rede. Mein verstorbener Mann war Stadtrat in München, hatte mit anderen Herren das Kulturreferat unter sich. Eines Tages nahm er mich einmal mit zum Gericht, als gegen einen Antiquitätenschwindler und Fälscher verhandelt wurde. Na, tagt es langsam in Ihrem Rübezahlkopf? Unser Schlamm war das
    - Ihrer und meiner. Mann, nun kann doch den Bergemanns drüben gar nichts mehr schiefgehen, wenn wir beide diesem Schlamm auf den hohlen Zahn kommen!«
    Erfreut packte Michel sie an beiden Schultern und lachte über das ganze faltige Gesicht. »Frau Sörensen, selten hat mich etwas so gefreut wie diese Sache. Waren Sie damals in der Sitzung, als die Sachverständigen ihr Gutachten abgaben?«
    »Nein, ich war an dem Vormittag beim Gericht, als er zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Freund Brunnig, was machen wir nun? Wollen wir nicht gleich in das Gasthaus im Dorf gehen und mit denen deutsch reden, damit nicht erst der ganze Schmutz ins geliebte Torhaus Gleichen gebracht

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