Kammerdiener gesucht
so besser.«
»Also, Kuno, gehen Sie schnell noch einmal zur Küche, und sagen Sie Lina, daß wir noch nicht an Essen denken. Hat man drüben Hunger, dann soll dort gegessen werden. Sie kommen gleich zu uns zurück.« So schnell war Kuno selten durch die Halle in die Küche gelaufen, wo Schirin mit Lina saß.
»Du siehst aus, als wärest du Außenminister und stündest vor einer umwerfenden Sitzung.«
»So ist es, Tante, so ist es. Wenn ihr Hunger habt, sollt ihr essen, läßt der Chef sagen. Für drinnen soll noch nicht angerichtet werden.«
»Gut, auch recht. Dann mache ich später was Kaltes zurecht, und die Steaks gibt es morgen mittag«, bestimmte Lina unverdrossen, während sich Kuno schnell ein Stück Wurst und ein Brötchen griff, herzhaft hineinbiß und Schirin dabei anschielte. »Der Außenminister will leben und braucht Kraft für die Sitzung.«
»Immer Dummheiten im Kopf, auch wenn's rundum brennt.«
»Hast du eine Ahnung, wie es in meinem Herzen brennt!« wurde undeutlich zwischen Wurst und Brötchen gemurmelt, dann die schäbigen Reste auf den Küchentisch geknallt, und Kuno eilte in Richtung Arbeitszimmer.
Michel war indessen in sein Zimmer gegangen und hatte eine Tasche geholt, in der er, wie immer auch auf Reisen, kleines und feines Handwerkszeug mit sich führte, das ihm auch beim öffnen der wunderschönen kleinen Truhe geholfen hatte, die indessen schon wieder in Marys Schlafzimmer stand. Als Kuno in das Arbeitszimmer trat, war Michel damit beschäftigt, die eine Figur auf eine dicke Wolldecke zu legen, damit sie keinen Schaden litte, und er deutete Kuno an, daß er die Figur festhalten möge. Vorsichtig sondierte er rund um das Fußende der Figur, ob er eine Rille, eine Scharte oder etwas Ähnliches feststellen könnte. Doch nirgends fand er einen Anhaltspunkt, legte das Handwerkszeug beiseite, sah den Freund an und meinte: »Ehe ich weiter arbeite, wäre es doch gegeben, du klärtest Kuno über die heutigen Ereignisse auf. Wir wissen ja nicht, wann Einar Thorsen kommt.«
Achim deutete Kuno an, daß auch er sich setzen möge, schob ihm die Zigarettenpackung zu und sagte, nicht wie der Chef zum Kammerdiener, sondern wie ein vernünftiger Mann zum anderen: »Kuno, neulich erzählte ich Ihnen, was diese Figuren für eine Bedeutung haben im Zusammenhang mit meinem Unfall damals. Heute muß ich Ihnen als Wichtigstes erklären, daß meine Schwester, als sie so erregt und verängstigt heimkam, von diesem Einar Thorsen, den wir beide für tot hielten, belästigt wurde, daß er Drohungen gegen mich aussprach und andeutete, er würde sehr bald hierher kommen und Forderungen stellen-«
»Der Mann, der Sie damals in die Schlucht stoßen wollte, der zu Ihnen und Fräulein Bergemann so gemein war - der Mann, der in die ausweglose Schlucht stürzte, ist heute hier aufgetaucht? Chef, das ist doch unmöglich, oder es spielen verdammt schmutzige Sachen mit! Hier bin ich und will nichts anderes, als Ihnen und Fräulein Bergemann zur Seite stehen.« Achim reichte Kuno die Hand, dann bat er Michel zu erklären, was er von der Sache halte und was Frau Sörensen ihm gesagt hatte. »Was denn, Tante weiß das auch? - Nun ja, wir nennen drüben Frau Sörensen Tante«, verbesserte Kuno sich sofort. Dann hörte er Michel ruhig zu, runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Nun deutete er auf die noch auf dem Schreibtisch liegende Figur. »Ob nicht da drinnen die Lösung von vielem verborgen ist?«
»Der Gedanke kam mir auch. Vergegenwärtigen wir uns, daß Einar Thorsen damals, als wir die Statuetten aus der hohen Tempelmauer herausgeschleppt hatten, diese Figuren schüttelte und den schon von mir zitierten Satz murmelte. Von einem Pitt sprach er, und das dürfte wohl der ihn jetzt begleitende Peter sein, den Michel und auch Frau Sörensen nun zufällig als einen abgeurteilten Schwindler erkannt haben.
Wissen wir aber nicht, was hier drinnen ist, wie Einar gerettet wurde, und ob dieser Peter oder Pitt schon vor unserer Reise Bindungen mit Einar hatte, so tappen wir mit allen Vermutungen leider im Dunkel. Und das ist gefährlich, denn nur eine Gefahr, die man kennt, bedeutet keine mehr.« Achim strich sich müde über die Stirn und sah sehr sorgenvoll aus. »Zu befürchten habe ich nichts, aber auch gar nichts, denn ich war und bin mit allen erforderlichen Papieren versehen und habe von den Behörden in Mexiko die Eigentumsbestätigung für unsere Funde. Aber die ganz gemeine Art dieser Männer, der auch
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