Kammerdiener gesucht
Ihnen liegt. Die will ich haben, die ist mein Eigentum!« Gierig deutete der schöne Schwede auf den Götzen mit dem Zepter. »Es ist diejenige, in der etwas zu hören ist.«
»Sie hatten diese Figur, das weiß ich ganz genau, an sich genommen, und mit dieser im Rucksack sind Sie also in den Abgrund gesunken. Haben Sie jetzt eine andere, dann hat meine Schwester vorhin das Wahre, das Richtige gesagt. Dann sind Sie in der Zeit, da meine Schwester bewußtlos war oder als sie mich und unser Gepäck zurücklassen mußte, um Hilfe für mich zu holen, aus dem Abgrund gekommen und haben die Götzen vertauscht. Für uns bestimmt waren diese Statuette mit dem Stromgebilde und eine andere, die eine Art Herz in den Händen hielt. Das weiß ich nun aber erst wieder sicher, seit Mary vorhin gesprochen hat. Sie haben uns belogen, Einar, Sie haben uns in dem Glauben gelassen, Sie wären tödlich verunglückt und mit Ihnen die dritte Götzenfigur verlorengegangen. Ruhig, noch rede ich, und Sie haben zu schweigen! Sie konnten sich also retten. Wie ich annehme, stammt die Narbe in Ihrem Gesicht von diesem Sturz, den Sie nicht wollten, denn nur ich sollte abstürzen, damit alle Möglichkeiten für Sie blieben. Gott wollte es anders. Daß Sie aber gewissenlos meiner armen Schwester alle unsagbaren Anstrengungen, mich zu retten, allein überließen, das ist Ihre gemeinste Handlung. Sie hätten Ihre Mordabsicht wiedergutmachen können. Aber Besitzgier bestimmte Ihr Handeln. Was eigentlich vermuten Sie in einer der Figuren?«
»Ich bin doch nicht wahnsinnig, daß ich nur eine Ihrer Anschuldigungen ernst nehme. Sie lügen, um sich reinzuwaschen. Eine dieser beiden Figuren, die ich mir selbst erwählen werde, gehört mir, dann händige ich Ihnen die andere aus. Dann will ich einen Strich unter alles ziehen und von einer Anzeige gegen Sie absehen.«
»Zwei rechts, zwei links - damit meine ich Ohrfeigen, Herr Professor. Der Bursche lügt noch immer. Bekennen soll er, woher er überhaupt um diese scheußlichen Biester wußte, woher er Hinweise hatte, wo sie zu finden waren. Zwei rechts, zwei links — Äh - hab' ich mich doch tatsächlich verstrickt, jetzt kommen ja vier rechts und vier links dran.«
»Ohrfeigen?« fragte Michel sie leise, der an ihr vorbei zur Halle hinaus eilte.
»Rübezahl, wohin denn?«
»Muß mal telefonieren«, war seine leise Antwort.
»Schön - aber die richtige Nummer wählen!«
»Staatsanwaltschaft München, Staatsanwalt Doktor Sellermann.«
»In Ordnung - dann kann ich ja ein paar Reihen glatte Maschen stricken«, brummte sie und ließ nun den weiteren Gang der Handlung vor sich abspielen. Schirin hatte ausgezeichnete Laune.
Achim hatte keinen Blick von Einar gelassen, als wollte er ihn durch die Klarheit seines Blickes und seiner Gedanken gewissermaßen bändigen. Der große und schöne und doch häßliche Mensch wand sich in sonderbarer Feigheit, wußte nichts zu antworten und drehte sich plötzlich zu Peter Schlamm um: »Rede du doch endlich, Pitt!«
»Ich?« geiferte der Kleine. »Ich - was habe ich denn mit alledem zu tun? Ich bin mitgekommen, damit du einen Zeugen hast, aber sonst geht mich das alles doch nichts an.«
Eine böse Atmosphäre entstand zwischen den beiden, dann erwachte in Einar ein schlummernder Haß. Jetzt griff er mit seinen großen Händen zu und beutelte den Kleinen, der außerdem noch von Kuno nicht eben sanft festgehalten wurde. »Rede und berichte, daß du es gewesen bist, der das Ganze veranlaßt hat!«
»Finger weg, Einar Thorsen! Lassen Sie den kleinen Pitt am Leben, den brauchen wir noch«, sagte Kuno ganz gemütlich.
Als aber Einar plötzlich auf den Gedanken kam, sich an Mary um Hilfe zu wenden, ließ Kuno den Kleinen wie einen Sack fallen und sprang an Marys Seite.
»Gehst du sofort an deinen Posten zurück!« zischte Schirin ihm wieder zu, die, obwohl sie eifrig strickte, doch alles unter Kontrolle hatte. Sie stand auf und stellte sich selbst neben Mary, die von Einar am Arm festgehalten wurde und zu der er flehend sagte:
»Mary, du liebst mich doch noch! Mary, das kann nicht alles in dir gestorben sein! Hilf mir gegen die Angriffe deines Bruders, der sich nur selbst retten will!«
Seine Hände löste Schirin ganz sacht und langsam von Marys Arm, drückte diese beruhigend in den Sessel zurück und schob Einar, als wäre sie ein Bulldozer, auf Achim zu. »Lieber Schwede, ich denke, Sie sind ein Feigling und weiter nichts. Versuchen sich hinter Weiberröcken zu
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