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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Straße gedrängt.«
    Lenz dachte zehn Sekunden nach. Dann nahm er sein Telefon aus der Tasche.
    »Hallo, RW, ich bin es, Paul.«
    Hauptkommissar Rolf-Werner Gecks, von allen nur RW genannt, hatte an diesem Wochenende Bereitschaftsdienst.
    »Im Klinikum liegt ein Schwerverletzter, Waldemar Frommert. Zurzeit ist er wohl noch im OP, vielleicht ist er aber auch schon tot, keine Ahnung. Falls er da lebend rauskommt und es bis auf die Intensivstation schafft, wird er ab sofort rund um die Uhr von zwei Kollegen bewacht. Klar? Dann läuft eine Fahndung nach einem Siegfried Patzke. Die Daten findest du im Computer. Mach ihn von mir aus zum Staatsfeind Nummer eins, aber sorg dafür, dass jeder Polizist in der Republik mit seinem Foto in der Tasche rumrennt.« Er machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. »Außerdem brauchen wir einen Kfz-Sachverständigen, der sich mit Unfallrekonstruktion auskennt und spätestens in einer halben Stunde hier bei Seiler in Bettenhausen ist, um sich einen Unfallwagen anzusehen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete er das Gespräch und klappte das Telefon zusammen.
    »Langsam wird die Geschichte unangenehm, Thilo. Zuerst Goldberg, jetzt Frommert. Wer weiß, was sich da bei und über der IHK noch alles zusammenbraut?«
    »Meinst du, Patzke steckt dahinter?«
    »Keine Ahnung. Bis jetzt wissen wir ja nicht einmal, ob Frommert ihn überhaupt gekannt hat. Aber wenn der gute Siggi jetzt Amok läuft, müssen wir ihn möglichst schnell stoppen.«
    »Soll ich ins Klinikum fahren und dafür sorgen, dass dort alles glattgeht?«
    »Gute Idee. Du wartest auf den oder die Kollegen und weist sie ein. Bis dahin kannst du dich selbst darum kümmern, dass Frommert keine externen Komplikationen bekommt.«
    20 Minuten, nachdem Hain den Hof verlassen hatte, tauchte ein etwa 45-jähriger, drahtig wirkender Mann mit schütterem Haar am Zaun des Geländes auf, der eine große Ledertasche schleppte.
    »Jürgen Schwarz«, stellte er sich vor, nachdem ihn der Hund angeknurrt und die Frau hereingelassen hatte.
    »Paul Lenz, Kripo Kassel.«
    »RW hat mich angerufen. Er sagt, hier gäbe es Arbeit für einen Kfz-Sachverständigen.«
    Lenz schilderte den Unfallhergang sowie Frommerts Verletzungen und erklärte ihm kurz, welche Informationen er möglichst schnell brauchte.
    Schwarz machte sich ohne weitere Fragen an die Arbeit. Zuerst fotografierte er den Unfallwagen von den drei Seiten, die problemlos zugänglich waren. Er ging ins Büro des Abschleppers, holte sich den Schlüssel eines großen Lkw des Unternehmens, der auf dem Hof parkte, und zog den BMW in die Mitte des Platzes.
    »Jetzt können wir besser arbeiten«, erklärte er Lenz, der sein Treiben zunächst skeptisch beäugt hatte.
    Im Anschluss untersuchte er die für Lenz entscheidende linke Seite des Autos. Immer wieder machte er sich Notizen und sprach in ein Diktiergerät. Nach der Karosserie widmete er sich dem Motorraum, was Lenz nicht verstand, aber er ließ den Mann seinen Job machen. Dann begab sich Schwarz erneut ins Büro, diesmal, um den Schlüssel des BMW zu holen.
    Mehrmals machte er Tests mit einem kleinen Diagnosegerät, das er an eine Buchse im Motorraum anschloss.
    Trotz des blauen Himmels und der grellen Sonne war es ein eiskalter Tag, und Lenz wippte von einem Fuß auf den anderen in dem Versuch, sich so die Kälte vom Leib zu halten. Schwarz schien davon nichts zu bemerken. Er war, seit er begonnen hatte, in seine eigene Welt abgetaucht. Während er im Innenraum zwischen den Sitzen herumkroch, hörte Lenz einen Laut des Erstaunens von ihm.
    »Was gefunden?«
    Der Gutachter stieg mit dem Hintern zuerst aus dem Autowrack, zuckte wortlos mit den Schultern, nahm ein paar Werkzeuge aus seinem Koffer und kletterte zurück. Fünf Minuten später stand er mit einem kleinen Metallteil, das er in einer länglichen Zange eingeklemmt hielt, vor dem Kommissar.
    »Ja, ich habe etwas gefunden, aber das wird Ihnen vermutlich mehr Arbeit als Spaß machen.« Er sah auf das Metallteil, das in der Mittagssonne matt glänzte. »Eigentlich habe ich eine ganze Menge gefunden, das Ihnen Arbeit machen dürfte. Anfangen will ich mit der linken Seite. Dort sind, wie Sie richtig vermutet haben, die Spuren eines Anstoßes zu erkennen. Der Wagen wurde, vorbehaltlich der Prüfung, dass die Spuren nicht zwei oder drei Tage alt sind, von der Straße gedrängt. Das ist nicht alles. Das Airbagsystem wurde manipuliert, was nichts anderes heißt, als dass es nicht gewirkt hat.

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