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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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können. Dann ging’s los mit Haue.«
    Wenn die Frau nicht so übel zugerichtet gewesen wäre, hätte Lenz losgebrüllt vor Lachen.
    »Warum glauben Sie, dass Ihr Mann in der Bredouille steckt. Haben die beiden so was gesagt?«
    Sie nickte mit dem Kopf, obwohl ihr offensichtlich jede Bewegung schwerfiel.
    »Ja. Sie haben davon geredet, dass Siggi das mit dem Goldberg war. Aber ich glaub’s nich. Er ist zwar manchmal ein bisschen, na ja, schnell mit der Hand, aber einen umbringen?«
    Sie sah den Kommissar mit festem Blick an. »Einen umbringen, das könnte mein Siggi gar nich.«
    »Haben die erzählt, woher sie wissen, dass Siggi was mit Goldbergs Tod zu tun haben soll?«
    »Nee, keine Ahnung. Irgendwann bin ich dann auch ohnmächtig geworden.«
    »Wie ging es weiter?«
    »Als ich zu mir kam, waren sie weg. Das war heute Morgen, so um zehn. Ich hab dann die ganze Zeit überlegt, ob ich bei Ihnen anrufen soll. Der Siggi ist ja nicht zu erreichen.«
    »Stimmt. Wahrscheinlich ist er untergetaucht. Und das wäre er bestimmt nicht, wenn er nichts ausgefressen hätte, oder?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Nee, das ist schon richtig. Aber umgebracht hat er keinen, das weiß ich ganz genau.«
    Lenz hatte unendliche Lust auf eine Zigarette, strich jedoch nur über sein Nikotinpflaster und nahm einen tiefen Zug der Raumluft. Passivrauchen ist gar nicht so gefährlich, dachte er. Ganz im Gegenteil.
    »Da is noch was«, sagte sie kleinlaut.
    »Ja?«
    »Ich hab vor zwei Wochen in einer von Siggis Hosen einen Zettel gefunden, mit einer Telefonnummer drauf. Eine Handynummer.«
    »Und?«
    »Roswitha stand auch noch drauf.«
    »Deswegen wissen Sie, dass er was mit einer Roswitha angefangen hat?«
    »Hm. Ich hab ihn einfach gefragt, und er hat ›ja‹ gesagt. Weil, ehrlich ist er immer, der Siggi.«
    Sie zündete mit der aufgerauchten Zigarette eine neue an und drückte den Stummel aus.
    »Letzte Nacht hab ich den Zettel auf dem Küchenschrank liegen sehen und da angerufen.«
    Der Kommissar sah sie erstaunt an.
    »Bei dieser Roswitha?«
    Sie nickte, und wieder musste der Kommissar einen Moment warten, bis sie antwortete.
    »Es hat sich ein Mann gemeldet. Ich könnt es nich beschwören, aber ich glaube, dass der Kerl, der drangegangen ist, einer von den beiden war, die heute Morgen hier gewesen sind.«
    »Einer von denen, die Sie verprügelt haben?«
    »Logisch, einer von denen.«
    »Was haben Sie gemacht, letzte Nacht, als der Mann ans Telefon gegangen ist?«
    »Na, was wohl? Ich hab nach dieser Roswitha gefragt, aber sie wusste auch nich, wo Siggi steckt.«
    Wir leben in einer kranken Welt, dachte Lenz.
    »Haben Sie den Mann heute Morgen darauf angesprochen, dass er …?«
    »Nee«, unterbrach ihn die Frau. »Das is mir erst gedämmert, nachdem ich wieder zu mir gekommen bin. Während die beiden hier waren, hatte ich andere Sorgen, als über seine Stimme nachzudenken, das können Sie mir glauben, Herr Kommissar.«
    »Wie sahen die beiden denn aus?«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Die Gesichter könnte ich Ihnen jetzt gar nich so genau beschreiben, vielleicht weil ich so dolle Kopfschmerzen hab. Aber der eine ist auf jeden Fall groß und der andere ziemlich klein, daran kann ich mich erinnern. Dass sie mit russischem Akzent geredet haben, hab ich Ihnen ja schon gesagt.«
    »Und was haben sie angehabt?«
    »Mäntel. Beide haben Mäntel angehabt, der Große einen rehbraunen und der Kleine einen schwarzen. Ich hab noch gedacht, als sie geklingelt haben, was für schöne Mäntel die anhaben.«
    Lenz sah auf die Uhr.
    »Wir beide fahren jetzt zum Klinikum, und dort lassen Sie sich untersuchen. Kann sein, dass Sie ein paar Tage dableiben müssen, dann hätten Sie auch Ruhe vor den Russen. Ich schicke Ihnen jemand vorbei, der Zeichnungen von den beiden anfertigt.«
    Sie hob den Brustkorb und wollte widersprechen, aber Lenz ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Keine Widerrede. Los, anziehen.«
     
    Nachdem er die Frau in der Notaufnahme abgesetzt hatte, traf er sich mit Hain. Der saß mit einer Zeitung in der Hand vor dem Zimmer der Intensivstation, in das Frommert nach der Operation gebracht worden war. Ihm gegenüber hatte ein Uniformierter Platz genommen, der Lenz begrüßte und sich anbot, Kaffee zu besorgen.
    »Wie geht’s ihm?«
    Hain gähnte herzhaft, legte die Zeitung zur Seite und rieb sich die Augen.
    »Schlecht, sagen die Ärzte. Er liegt im künstlichen Koma, aber niemand würde eine Wette annehmen, dass er durchkommt. Und wenn,

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