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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Und der, der es manipuliert hat, kannte sich sehr gut mit dem aus, was er da gemacht hat, denn er hat auch das Signal unterbrochen, das das System in diesem Fall an die Kontrollleuchte schickt. Der Fahrer wusste also nicht, dass er ohne funktionierende Airbags unterwegs war. Dasselbe mit dem ABS: Kontakt unterbrochen, kein Signal an die Kontrollleuchte.«
    Schwarz schwenkte die Zange in seiner Hand.
    »Zum guten Schluss war der Haltebolzen im Gurtschloss so manipuliert, dass er bei einer sehr geringen Kraft brechen musste. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber hier hat jemand ganze Arbeit geleistet.«
    »Wie viel Fachmann muss man sein, um die Detailkenntnisse zu haben, die für eine solche Manipulation notwendig sind?«
    »Eigentlich braucht es dafür einen Ingenieur oder zumindest einen sehr gut ausgebildeten Kfz-Mann. Einen Meister, vielleicht einen richtig guten Gesellen.«
    »Und wie lange dauert es, bis das Auto so präpariert ist?«
    Schwarz dachte einen Moment nach.
    »Die meiste Zeit dürfte für die Sache am Gurtschloss draufgegangen sein. Wenn man weiß, was man macht und wo man hingreifen muss, ist das trotzdem alles in zehn Minuten zu schaffen. Zu zweit geht es wesentlich schneller.«
    »Aber man muss erst mal im Auto sein«, gab der Kommissar zu bedenken.
    Schwarz lächelte gequält.
    »Rechnen Sie 15 Sekunden oben drauf, mehr Zeit braucht ein Spezialist nicht, um auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen.«

11
    Der Sachverständige hatte Lenz am Präsidium abgesetzt. Dort hatte der Kommissar in der Kantine etwas gegessen und danach mit Ludger Brandt telefoniert, um ihn über den Anschlag auf Frommert zu informieren. Er hatte gerade das Gespräch beendet und wollte sich aus Hains Büro den Ordner holen, den er wegen des überstürzten Aufbruchs am Morgen nicht hatte lesen können, als sein Mobiltelefon klingelte.
    »Lenz.«
    »Patzke hier«, meldete sich nuschelnd eine Frauenstimme.
    Lenz brauchte eine Sekunde, bis er wusste, mit wem er sprach.
    »Hallo, Frau Patzke. Was gibt es denn?«
    »Ich würde gerne mit Ihnen was bereden. Wenn’s geht, sofort.«
    Lenz sah aus purer Gewohnheit auf die Uhr.
    »Jetzt ist es halb zwei. Ich könnte in einer halben Stunde bei Ihnen sein.«
    »Dann bis gleich«, sagte sie und legte auf.
     
    Weil Hain sich noch nicht aus dem Krankenhaus zurückgemeldet hatte, fuhr Lenz alleine zu der Frau. Pünktlich um zwei Uhr stellte er vor ihrem Haus den Motor des zivilen Dienstwagens ab. Sie sah ihm von der anderen Seite des Fensters aus zu und öffnete dann die Tür. Als Lenz ihr Gesicht sah, erschrak er.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    Sie winkte ab und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Wieder landeten sie in der überheizten Küche. Dort setzte sie sich, zog eine Zigarette aus einer Packung, die auf dem Tisch lag, und zündete sie an. Lenz hatte einen Moment Zeit, sich ihr Gesicht genauer anzusehen.
    Beide Augen waren blau und geschwollen, das Innere blutunterlaufen. Ihre Nase stand in einem merkwürdigen Winkel ab, wahrscheinlich war sie mehrfach gebrochen. In ihrem Oberkiefer fehlten zwei Zähne, die dazugehörige Lippe war angeschwollen, und anscheinend hatte man ihr auch eine größere Partie Haare ausgerissen. Das Ganze wurde von eingetrocknetem Blut am Hals garniert.
    »Wer das gewesen ist, können Sie mir später erzählen, jetzt sollten wir uns erst mal auf den Weg ins Krankenhaus machen, was meinen Sie?«
    Die Frau zog an der Zigarette und schüttelte bestimmt den Kopf.
    »Nix da. Das vergeht alles. Außerdem hab ich Sie nich herbestellt, damit Sie für mich den Samariter spielen.«
    Lenz zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
    »Und warum haben Sie mich dann herbestellt?«
    Wieder zog sie an der Zigarette.
    »Ich glaub, Siggi sitzt in der Scheiße«, erklärte sie dem Polizisten und deutete auf die Verletzungen in ihrem Gesicht.
    »Das waren so zwei Russen …«
    Sie stockte und sah Lenz unsicher an.
    »Auf jeden Fall haben sie geredet wie Russen. Und sie haben mir erklärt, dass sie wiederkommen und es Nachschlag gibt, wenn ich ihnen nicht das Gelände verkaufe, wo Siggi seine Werkstatt drauf hat.«
    Lenz sah sie mit großen Augen an.
    »Deswegen haben die Sie so verprügelt? Weil sie die Werkstatt kaufen wollen?«
    »Deswegen, ja. Zumindest haben sie fast von nichts anderem geredet.«
    »Aber die hätten doch ganz einfach fragen können, ob Sie das Gelände abgeben wollen.«
    »Ham se ja. Zuerst.«
    »Was haben Sie geantwortet?«
    »Ich hab gesagt, dass sie mich mal

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