Kammerflimmern
eine CD.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Für meine Mutter waren Disketten und CDs immer das Gleiche. Sie war daran gewöhnt, mit Disketten zu arbeiten, und als die CD aufkam, ist sie bei dieser Bezeichnung geblieben.«
Lenz konnte ihr nicht ganz folgen.
»Nun ja, wie auch immer. Können wir irgendetwas tun, um Sie bei der Suche nach dem Datenträger zu unterstützen?«
»Wie es aussieht, nein.«
»Es könnte sein, dass die Informationen, die sich darauf befinden, uns in der Mordsache Goldberg weiterhelfen, deshalb bräuchten wir die Daten am besten sofort.«
»Das verstehe ich, Herr Kommissar, es ist allerdings nicht einmal sicher, dass sich die Diskette überhaupt hier in der Wohnung befindet.«
»Hat Ihre Mutter etwas dazu gesagt, wann Goldberg ihr den Datenträger übergeben hat?«
»Danach wollte ich noch fragen, jedoch ist sie vorher eingeschlafen. Aber das hole ich bei nächster Gelegenheit nach.«
Lenz dachte kurz nach. Wenn Goldberg belastendes Material über wen auch immer zusammengetragen hatte, musste er so schnell wie möglich wissen, worum genau es sich dabei handelte. Andererseits konnte er weder Anna Hohmann noch ihre Tochter dazu zwingen, ihn die Wohnung durchsuchen zu lassen. Und ob sich ein Richter überreden ließe, aufgrund dieser dünnen Faktenlage einen Durchsuchungsbeschluss zu unterschreiben, bezweifelte er.
»Es wäre schön, wenn wir möglichst bald wieder miteinander telefonieren könnten. Und vielleicht können Sie Ihre Mutter ja doch überreden, Ihnen zu sagen, wo sich der Datenträger befindet.«
Stille in der Leitung. Offenbar dachte Irene Kolb über etwas nach.
»Meine Mutter ist die meiste Zeit des Tages stark sediert. Ich glaube Ihnen, dass diese Diskette, oder was immer es sein mag, wichtig für Sie sein könnte, deshalb werde ich nach und nach die Wohnung durchsuchen. Meine Mutter darf davon nichts mitbekommen, das ist für mich Bedingung.«
»Dafür danke ich Ihnen ganz herzlich, Frau Kolb«, erwiderte Lenz erleichtert. »Wenn sich etwas ergibt, können Sie mich jederzeit anrufen.«
Er gab ihr die Nummer seines Mobiltelefons und legte auf.
Hain, der vor einer Minute zurückgekehrt war, sah ihn fragend an.
»Eine Diskette? Eine CD? Eine Festplatte?«
»Keine Ahnung«, antwortete Lenz, »aber was immer es ist, Goldberg hat es angeblich bei seiner Sekretärin deponiert.«
»Und wie geht es jetzt weiter?«, wollte der Oberkommissar wissen.
»Es hat keinen Sinn, wenn wir uns jetzt da reinhängen. Die Tochter hat mir zugesagt, dass sie die Wohnung auf den Kopf stellt, solange ihre Mutter am Schlafen ist. Wenn sie was findet, meldet sie sich bei mir.«
»Und du meinst nicht, dass wir besser mit ein paar Jungs da auflaufen sollten, um die Bude auf den Kopf zu stellen?«
»Schöner wäre es schon, aber die Hohmann wollte ja schon ihrer Tochter nicht sagen, wo sie die verdammte Diskette deponiert hat. Und ich glaube nicht, dass wir einen Richter finden, der aufgrund der Aussage einer Todkranken, ihr Chef habe ihr eine Diskette gegeben, den Durchsuchungsbeschluss ausstellt.«
»Da hast du recht. Also warten wir und harren der Dinge, die hoffentlich aus dem Philosophenweg an unser Ohr dringen.«
»Mein lieber Mann, du bist ja ein richtiger …«
Weiter kam der Hauptkommissar nicht, denn Rolf-Werner Gecks stürmte in den Raum.
»Wir haben die beiden Russen erwischt«, sprudelte er atemlos hervor.
Lenz und Hain sprangen wie elektrisiert auf.
»Den großen und den kleinen?«, fragte der junge Polizist überflüssigerweise.
»Klar, den großen und den kleinen.«
»Und wo sind sie?«
Gecks zog sich einen Stuhl heran, ließ sich darauf nieder und holte tief Luft.
»Seit zwei Uhr heute Mittag läuft eine ziemlich große Aktion verschiedener Dezernate. An der A 7, der A 44, der B 7 und einigen anderen großen Bundesstraßen finden allgemeine Verkehrskontrollen statt. Damit haben die Jungs vor ein paar Jahren angefangen und gute Erfahrungen gemacht, weil ihnen immer der eine oder andere ins Netz geht, nach dem mit Haftbefehl gesucht wird. Letztes Jahr waren es zehn oder elf. Da ist natürlich manch einer dabei, der nur seinen Unterhalt nicht bezahlt, aber manchmal geht auch ein größerer Fisch ins Netz. Und die ersten beiden Fische, die vor etwa einer Stunde auf dem Rasthof im Netz gezappelt haben, sind die beiden Russen. Manchmal muss man einfach Glück haben.«
»Das ist ja geil!«, freute sich Hain. »Fingerabdrücke genommen, eindeutig überführt, Fall
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