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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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auch im Zusammenhang mit den sicher kritischen Fragen der Menschen, die von dort auf uns herabschauen, bedeutsam.«
    Er winkte Hain und Gecks zu sich, die noch immer mit dem BMW beschäftigt waren.
    »RW, du bleibst am besten hier und sorgst dafür, dass bis zum Eintreffen der Spurensicherung hier nichts verändert wird. Thilo und ich fahren los. Mehr können wir im Moment ohnehin nicht tun.«
     
    Als sie mit ihrem Dienstwagen an den beiden Polizisten und den Medienleuten vorbeirollten, brach ein Blitzlichtgewitter über sie herein. Lenz sah auf den Boden und war froh, sich nicht mit dieser Meute beschäftigen zu müssen.
    »Das gibt einen Haufen Arbeit für Uwe«, stellte Hain lakonisch fest.
    An der nächsten Kreuzung begegnete ihnen ein Kombi der Spurensicherung. Der Oberkommissar winkte müde.
    »Ich kann Heini verstehen. So langsam geht mir die Sache auch auf die Nerven. Wir haben sechs Tote, mit den beiden Russen jetzt acht, und stolpern halb blind und taub in der Weltgeschichte herum. Das kann nicht so weitergehen.«
    Lenz zuckte mit den Schultern.
    »Was willst du unternehmen? Blochin festnehmen? Der ist schneller wieder draußen, als wir ›papp‹ sagen können. Ich bin mir sicher, dass er hinter der ganzen Sache steckt oder z umindest seine Finger drin hat, aber beweisen können wir es ihm nicht. Und bis wir das können, müssen wir unsere Polizeiarbeit machen und warten.«
    »Fühlst du dich besser, weil es die beiden erwischt hat?«, wollte Hain wissen.
    Lenz dachte einen Moment nach.
    »Ach, Thilo. Wenn ich daran denke, was Stellmann über diese ›Abschtschjaks‹ gesagt hat, glaube ich nicht, dass deren Vorgehen an Personen gebunden ist. Die zwei sind weg, und zwei neue stehen schon in den Startlöchern, so einfach ist das vermutlich.«
    Er schluckte.
    »Aber es macht mir schon Angst, wenn ich sehe, dass sich so einer einfach selbst die Schädeldecke wegschießt.«
     
    Zehn Minuten später stellte Hain den Wagen auf einem Parkplatz gegenüber der Markthalle ab. Die Polizisten stiegen aus, schlugen die Krägen ihrer Jacken hoch und gingen im dichter werdenden Schneetreiben die etwa 200 Meter zum Laden von Sergej Kowaljow. Der Russe stand hinter einer provisorisch wirkenden Theke, hielt eine Tasse Tee in der Hand und rauchte.
    »Sergej«, begrüßte Lenz den Mann wie einen alten Freund, »du weißt doch, dass das Rauchen in deiner Bude schon lange nicht mehr erlaubt ist. Was sollen wir nur mit dir machen?«
    »Verhaften Sie mich, Herr Kommissar. Ich gestehe, dass ich süchtig bin und eigentlich eine Entziehungskur brauche, aber mein kleines Geschäft verlangt nach mir«, antwortete der Russe mit deutlichem Akzent und hielt den beiden Polizisten die Hand zur Begrüßung hin. Lenz sah sich vorsichtig um, doch es hielt sich kein Kunde im Laden auf.
    »Können wir reden, Sergej?«, kam er gleich zur Sache.
    Kowaljow wurde ernst.
    »Ich weiß, worüber Sie mit mir reden wollen, Herr Kommissar, aber glauben Sie mir, davon habe ich keine Ahnung.«
    Lenz und Hain sahen sich verdutzt an.
    »Wovon hast du keine Ahnung, Sergej?«, fragte der Oberkommissar.
    »Es hat sich schon bis zu mir herumgesprochen, dass auf dem Rasthof zwei tote Russen liegen, um die, außer vielleicht ihre Mütter, und auch da bin ich nicht sicher, ganz bestimmt niemand weinen wird. Aber Sie können mir glauben, dass ich über die beiden nichts weiß. Gar nichts.«
    »Nun mal ganz langsam, Sergej«, versuchte Hain den Russen zu beruhigen.
    »Was weißt du nicht von den beiden?«
    Kowaljow legte die Stirn in Falten und sah die Kommissare ängstlich an.
    »Es ist, speziell für einen Russen hier in Deutschland, besser, sich aus manchen Sachen herauszuhalten. Die Sache, für die die beiden vom Rasthof gearbeitet haben, gehört ganz bestimmt dazu. Also seien Sie mir bitte nicht böse, aber ich kann dazu nichts sagen. Ich würde schon Scherereien kriegen, wenn irgendjemand sieht, dass ich mit Ihnen darüber spreche.«
    »Mit wem würdest du denn Scherereien kriegen?«
    Der Russe zog Lenz am Arm, schob ihn in eine Telefonkabine, die von draußen nicht einsehbar war, zwängte sich neben ihn und zog die Tür zu.
    »Hören Sie, Herr Kommissar. Die Leute, die heute erschossen wurden, mit denen und ihren Kumpeln ist nicht zu spaßen. Die verprügeln, erpressen, betrügen und zerstören, und wenn es sein muss, schrecken sie auch vor Mord nicht zurück. Ich will vermeiden, dass sie auf mich aufmerksam werden, nur weil ich Ihnen hier oder da mal einen

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