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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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sarkastisch. »Aber ich glaube, ich bin nicht so ganz in Stimmung für einen Anfängerkurs im Aktiengeschäft.«
    »Das wird dich aber interessieren«, beharrte er. »Ein Put ist eigentlich eine Wette. Irgendwer hat geglaubt, dass die Mercury-Medical-Aktie um diese Zeit jetzt stark fallen wird. Er ist zum Markt gegangen und hat gefragt, ob jemand dagegensetzt, wenn er behauptet, dass der Kurs zu einem bestimmten Datum mindestens zehn Prozent niedriger liegen wird als an dem Tag, an dem die Wette eingegangen worden ist.«
    »Das würden doch alle«, sagte Sara, jetzt ein wenig wacher.
    »Genau! Bei einer so soliden Gesellschaft gehen doch jede Menge Leute darauf ein. Ihnen wird eine gewisse Summe dafür bezahlt, dass sie die Gegenwette übernehmen ...«
    »Aber wie konnte irgendwer wissen, dass Mercury Medical gerade jetzt Probleme kriegen würde? Ein Hellseher?«
    »Hallooo? Bist du wach? Denk doch mal nach, Sara!«
    Sie gab sich wirklich Mühe, versuchte mit aller Kraft, sich zu konzentrieren. »Meinst du«, fragte sie endlich, »meinst du, das Virus ist losgelassen worden, damit ... damit die Aktien fallen?«
    Jetzt war sie hellwach. Die Gedanken wirbelten so rasch durch ihren Kopf, dass sie kaum hörte, was ihr Vetter am anderen Ende der Leitung sagte.
    Skule Holst von Orphan Software hatte gesagt, sie sei ausgesucht worden.
    Ausgesucht.
    Er hatte die Theorie aufgestellt, dass es kein Zufall sein könne, dass das Virus im GRUS gelandet war. Jemand wollte, dass es entdeckt würde. Sara und Ola waren ein perfektes Gespann, die Kardiologin und der Arzt und Elektroingenieur.
    Wärme breitete sich in ihrem Körper aus, ehe sie plötzlich fror.
    »Sara?«
    »Ja«, sagte sie leise. »Ich bin hier.«
    »Die ganze Zeit werden Puts gesetzt«, sagte Jerry. »Sicher auch auf Mercury Medical. An sich würden Puts auf Mercury kein Aufsehen erregen. Was die Kontrollbehörde aufmerksam gemacht hat, war ihre Höhe.«
    »Von wie viel reden wir hier?«, fragte Sara zerstreut, ihre Gedanken waren weit weg.
    Sie war ausgesucht worden.
    Sie war ausgenutzt worden.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Jerry weit, weit weg. »Es gibt Grenzen dafür, was ich aus meinem alten Kommilitonen herausholen kann, der jetzt bei der SEC arbeitet, auch wenn wir jeden Mittwochmorgen Tennis spielen. Heute hat er sich nicht blicken lassen und hat auch nicht abgesagt. Das ist noch nie passiert. Ich stelle mir vor, die Jungs hatten ganz schön was zu tun, als diese Nummer herausgekommen ist.«
    »Das war keine Nummer.«
    »Na gut, aber überleg doch mal, Sara! Überleg mal, was du ausgelöst hast. Hier schnüffeln die SEC-Leute bei Mercury Medical herum und haben keine Ahnung, wieso irgendwer Riesensummen darauf setzt, dass eine Aktie, die seit vielen Jahren stetig steigt, plötzlich abstürzen soll. Und dann taucht diese Sache genau dann auf, wenn der Put fällig wird. Wenn man zum Beispiel Verkaufsoptionen gekauft hat, sagen wir, für ...«
    »Ich kann das nicht«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich kann mir das jetzt einfach nicht anhören, Jerry. Wie gesagt, es war ein schrecklicher Tag.«
    »Okay«, sagte er verdutzt. »Ich wollte nur ...«
    »Tausend Dank für deinen Anruf, Jerry.«
    Sie versuchte, so viel Wärme wie möglich in ihre Stimme zu legen. »Es war wirklich schön, von dir zu hören. Aber ...«
    »Dauert es noch lange, bis wir dich hier sehen werden?«
    »Ich fliege morgen nach Denver. Drei Stunden Zwischenlandung in Newark auf beiden Strecken, aber leider kann ich diesmal keinen Besuch in New York einlegen.«
    »Du bist doch beurlaubt! Du hast alle Zeit, die du willst.«
    »Ich habe die Verantwortung für eine Vierzehnjährige, Jerry.«
    »Wie geht es Thea?«
    Auch sein Lachen war ihrem eigenen ähnlich.
    »Gut, sehr gut. Aber jetzt muss ich schlafen, okay?«
    »Love you.«
    »Love you, too. Take care.«
    Jerry legte auf.
    Sara war hellwach und hatte das Gefühl, sich noch nie so allein gefühlt zu haben. Sie spielte einen Moment mit dem Gedanken, Ola anzurufen. Ihn herkommen zu lassen. Zu reden. Egal, worüber, wenn sie nur nicht allein sein müsste.
    Aber es war zu spät, um anzurufen.
    Rasch ließ sie ihre Augen durch das Zimmer wandern. Das Fenster neben der Tür zum Gang stand offen, und sie ging hin, um es zu schließen. Überprüfte die Fenstergriffe zweimal und überzeugte sich davon, dass die Haustür abgeschlossen war. Legte die Sicherheitskette vor. Die hatten sie nicht mehr benutzt, seit Thea klein gewesen war.
    Sara blieb im Gang

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