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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Sportler von dreißig, der nie auch nur entfernt mit Herzproblemen zu tun hatte, kann sich das Entsetzen vorstellen, wenn der Herzstarter, den jemand im Körper trägt, plötzlich zum Mörder wird. Wir können auch registrieren, dass Mercury Medicals Konkurrenten heute einen schwachen Kursverfall verzeichnen mussten. Der ist sicher nur vorübergehend, zeigt aber, dass diese Industrie ungeheuer verletzlich ist.«
    Die Interviewerin wirkte so fasziniert, dass sie fast ihre Aufgabe vergaß. Sie starrte ihn wortlos an, machte sich an ihren Papieren zu schaffen und begriff erst zwei Sekunden später, dass er zu Ende war.
    »Äh ... na ja ... Wie groß ist also heute der Verlust für jeden und jede von uns?«
    Der Mann lächelte strahlend. »Das habe ich noch nicht ausgerechnet. Es handelt sich jedenfalls um bedeutende Summen.«
    Plötzlich wurde er wieder ernst, als ob ihm plötzlich eingefallen wäre, dass es hier immerhin um zwei tragische Todesfälle ging. »Jetzt hängt alles davon ab, was in den kommenden Tagen geschieht«, sagte er und räusperte sich vorsichtig. »Wenn jetzt alles auf dem Tisch liegt und die Konzernleitung ihre Sache gut macht, kann die Firma in einem Jahr wieder so viel wert sein wie gestern. Viel hängt zum Beispiel davon ab, ob die Sache mit dem Virus geklärt wird. Wer dahintersteckt, wie es sich verbreitet hat – hier liegt natürlich das größte Spannungsmoment.«
    Die Interviewerin dankte ihm höflich für seine Darlegungen und gab an den Sprecher zurück. Als das Bild die rechtsliberale Parteichefin Siv Jensen und den sozialdemokratischen Finanzminister Sigbjørn Johnson zeigte, griff Sara zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
    »Ich will das sehen«, protestierte Ola.
    »Ich aber nicht«, sagte Sara entschieden. »Wenn ich jetzt etwas nicht ertragen kann, dann Politiker, die sich um Spielgeld streiten.«
    »Dann gehe ich«, sagte Ola.
    »Schon?«
    »Ich bin doch joggen. Wenn ich noch länger bleibe, muss ich mir eine so lange Strecke aus den Fingern saugen, dass Guro mir nicht glaubt. Sie ist ohnehin schon sauer genug.«
    Er machte eine hilflose Handbewegung, dann packte er die Armlehnen und erhob sich. »Jetzt regnet es zu allem Überfluss auch schon wieder.«
    »Dann lauf vorsichtig.«
    Er nickte kurz und ging auf die Tür zu. »Ich finde selbst raus«, rief er aus dem Gang und war verschwunden.
    »Worauf hast du jetzt Lust?«, fragte Sara.
    »Einen Film«, sagte Thea. »Können wir noch einmal 2012 sehen? Bitte!«
    Sara schaute rasch auf die Uhr. »Es ist zu spät. Und der ist zu lang. Außerdem kann ich wirklich nicht begreifen, was so faszinierend daran sein soll, dass die Erde aufplatzt und fast alle sterben. Was ist mit Avatar?«
    »Der ist viiiiiiel länger«, rief Thea lachend. »Und du hast gesagt, die Geschichte sei übel und banal!«
    »Ja«, Sara nickte. »Aber die Bilder sind schön. Genau das Richtige für uns am letzten Abend, ehe ich verreise.«
    Thea riss die Augen auf. »Das hatte ich vergessen«, sagte sie schmollend. »Musst du wirklich weg? Bist du am 17. Mai auch noch verreist? Muss das sein?«
    »Das muss sein, und ich will es«, sagte Sara und machte sich am DVD-Gerät zu schaffen, um den Film einzulegen. »Du wirst es gut haben bei Tante Irlin. Und wenn ich zurückkomme und noch beurlaubt bin, nimmst du dir zwei Tage schulfrei, und dann machen wir es uns wirklich gemütlich, du und ich.«
    Sie fand es fast richtig nett, ihren Posten verloren zu haben. Und sei es auch nur vorübergehend.
    »Vielleicht sollte ich ganz einfach kündigen«, sagte sie zerstreut und drückte auf Play.
    Nach fünf Minuten, ehe sie auch nur den Schatten eines Na’vi gesehen hatte, schlief sie tief, und ihr Kopf lag an Theas Schulter.
22.00 Uhr
Double Turtle Pub, Vincent Square, London
     
    Audun Berntsen trank Vivian zu und lachte laut. Sie stieß mit seinem Bierglas an und trank einen kleinen Schluck von dem soeben gezapften Bier. Audun kippte das halbe Glas.
    »Am Ziel«, rief er und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Mund. »Ich bin am Ziel!«
    Er hob abermals das Glas, trank den Rest und winkte dem Barmann hinter dem hohen Tresen, um das nächste zu bestellen.
    »Aber hast du nicht noch mehr Geld gebraucht?«, fragte Vivian vorsichtig. »Jetzt hast du zwar an die 200 000 Pfund, aber du hast gesagt, du brauchst ...«
    »Für den Moment hab ich genug«, sagte er grinsend. »Meine kurzfristigen Darlehen sind die schwierigsten, verstehst du. Die Gläubiger sind

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