Kammerflimmern
überging.
Sara sagte nichts.
»Peters Arbeitszimmer zu Hause habe ich seither nicht angerührt«, sagte Catherine Adams, als sie sich endlich gefasst hatte. »Ich gehe ab und zu hinein. Wenn er mir besonders fehlt. An seinem Geburtstag. Zu Weihnachten. An solchen Tagen. Peter-Tage nenne ich sie.«
Sara glaubte, jetzt ein kleines Lächeln zu hören.
»Heute war ich in seinem Arbeitszimmer. Es war kein Peter-Tag, aber ich hatte Sie im Fernsehen gesehen und dachte ...«
Es hörte sich an, als ob sie sich die Nase putzte. »Ich rühre da nur selten etwas an«, sagte sie. »Aber diesmal ist mir etwas eingefallen. Ich habe etwas untersucht. Und etwas gefunden. Etwas, was mit diesem ... diesem Deimos zu tun hat.«
»Na gut«, sagte Sara. »Aber warum rufen Sie mich deshalb an?«
Sie merkte, dass sie abweisend wirkte. »Ich meine«, fügte sie rasch hinzu. »Was haben Sie gefunden, das mich interessieren könnte?«
»Kann es sein, dass dieses Virus, von dem die Rede ist, gemacht worden ist ... dass jemand bei Mercury Medical ein solches grauenhaftes Virus entwickelt?«
»Das ist absolut möglich«, sagte Sara leise.
Sie schaute aus dem Fenster. Es war jetzt die dunkelste Zeit der Nacht, aber die Birken zeichneten sich bereits als schwarze Silhouetten vor einem blassen Streifen Morgenlicht im Osten ab.
»Ich vertraue der Polizei nicht«, sagte Catherine plötzlich. »Die haben keinen Finger gerührt, um den Mord an Peter aufzuklären.«
»Ach.«
»Sie haben nicht auf mich gehört. Und außerdem ist es irgendwie ja auch nichts ...«
Jetzt zögerte sie länger. Für einen Moment glaubte Sara, die Verbindung sei abgerissen.
»Hallo?«, fragte sie.
»Es ist irgendwie nichts Ungesetzliches. Ich habe das Gefühl, etwas Wichtiges gefunden zu haben, aber es ist nichts, womit ich zur Polizei gehen könnte. Nichts Strafbares.«
»Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen«, sagte Sara langsam.
»Im Fernsehen hat es so gewirkt, als hätten Sie das ganz allein herausgefunden.«
»Nicht ganz allein, aber ...«
»Ich möchte eigentlich am Telefon nicht darüber reden.«
»Worüber denn?«
»Über das, was ich gefunden habe. Aber ich will, dass Sie es bekommen. Dass Sie den Kampf gegen Mercury Medical aufgenommen haben, das ist ...«
»Ich führe keinen Kampf gegen Mercury Medical. Das nun wirklich nicht.«
»Ich vertraue der Polizei nicht«, sagte Catherine Adams noch einmal. »Kann ich Vertrauen zu Ihnen haben?«
»Ja. Aber wie soll ich Ihnen das beweisen?«
»Wie kann ich Ihnen das geben, was ich habe? Kann ich es schicken, oder vielleicht könnte ich ...«
»Sie rufen aus New York an, haben Sie gesagt?«
»Ja.«
Sara wusste nichts über Catherine Adams. Ihre Geschichte konnte der pure Unsinn sein. Die Frau konnte verrückt sein, es wirkte jedenfalls ziemlich verrückt, Sara mitten in der Nacht auf der anderen Seite des Atlantiks anzurufen, ohne mehr über Dr. Zuckerman zu wissen, als sie an diesem Tag in einer Nachrichtensendung gehört und gesehen hatte.
Andererseits schien das, was diese fremde Frau sagte, sinnvoll und irgendwie durchdacht zu sein, auch wenn sie ein wenig ins Stocken geriet.
»Give me a moment, okay?«
Catherine murmelte ein Ja, und Sara ging mit dem schnurlosen Telefon in den Keller. Ihr Rechner befand sich zum Glück im Ruhemodus. So schnell sie konnte, gab sie »Peter Adams, Mercury Medical« in Googles Suchfeld ein.
Bingo.
Es hatte einen Mann namens Peter Adams gegeben, und er war wirklich der Leiter der R & D Software-Abteilung des Konzerns gewesen. Er war am 6. Mai 2006 Opfer eines sinnlosen Überfalls im Central Park geworden, las sie, dann hielt sie den Hörer wieder an ihr Ohr.
»Still there?«
»Ja ...«
»Ich fliege heute Nachmittag nach norwegischer Zeit nach Denver«, sagte Sara. »Für Sie also morgen. Ich lande um 7.35 p. m. in Newark und habe drei Stunden zum nächsten Flugzeug. Wir könnten uns dort treffen.«
»Uns treffen? Könnten Sie ...«
Die Stimme wurde eifrig, fast erregt: »Können Sie sich meine Telefonnummer notieren?«
Sara griff zu einem Kugelschreiber und kritzelte die Nummer hin, ehe sie ihre eigene nannte.
»Ich fliege mit British Airways«, sagte sie. »Ich bin amerikanische Staatsbürgerin und komme sicher schnell durch die Passkontrolle. Wenn wir uns treffen wollen, muss ich mein Gepäck holen und es für den nächsten Flug neu einchecken. Das lässt mir dann eine knappe Stunde für unser Treffen.«
»Eine Stunde reicht«, sagte
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