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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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dort Ordnung hielt. Als er die Tür öffnete und zögernd den Raum betrat, schien Suzanne wieder da zu sein. Für einen Moment glaubte er, sie mit einem Buch auf den Knien in dem roten Sessel sitzen zu sehen. Die Pflanzen, die sie so geliebt hatte, lebten noch immer. Riesige Grünpflanzen überall, gepflegt und blank im gedämpften Licht der versteckten Spots am Fenster. Dieses Zimmer unterschied sich von allen anderen im Haus. Kleiner natürlich, viel kleiner, mit geblümten Gardinen und Bücherregalen, in denen er kein System erkennen konnte. Von den Autoren hatte er nie auch nur gehört. Hier und dort standen kindische Ziergegenstände: ein Fabeltier aus bunten Pfeifenreinigern, ein aus Pappstücken zusammengeklebtes und blau angemaltes Auto. Unter der Decke beim Sessel hing ein winziger Engel, der bei genauerem Hinsehen aus Nudeln gebastelt war, zusammengeklebt und mit Gold lackiert.
    Er setzte sich.
    Trank.
    Schloss die Augen und holte tief Luft.
    Es gab einen Ausweg. Otto hatte eine Rückfahrkarte, und er würde sie nutzen, auch wenn die Reise überaus riskant wäre.
    Die Fahrkarte war David Crows Virus.
    »Alles oder nichts«, flüsterte er sich Mut zu und nippte an seinem Bourbon.
    Er war erschüttert gewesen, das wusste er noch. Der Abend, an dem Peter Adams ins Büro gestürzt war und von dem skandalösen Versagen der Sicherheitsvorkehrungen berichtet hatte, durch die es dem kranken Genie möglich gewesen war, in ihren eigenen Laboren ein Todesvirus zu entwickeln, war der schlimmste Abend in Ottos beruflicher Laufbahn gewesen.
    Otto Schultz war ein harter Mann. Er wollte ein tatkräftiger und notfalls erbarmungsloser Mann sein. Der zwar wütend werden konnte, nie aber erschüttert. Doch Peter Adams hatte ihn mit seiner Geschichte einfach umgeworfen.
    Zum Glück hatte Otto sich den USB-Stick gesichert.
    Peter Adams war noch in derselben Nacht gestorben.
    Otto wusste noch genau, wo er von diesem Todesfall erfahren hatte. Er hatte eine Stunde am Strand gejoggt und wollte nun in seinen Trainingsraum, um eine halbe Stunde lang Eisen zu stemmen. Suzanne war ihm auf dem Fußweg an der Südseite des Hauses entgegengekommen und hatte so verstört gewirkt, dass er sofort die Arme um sie gelegt und angefangen hatte, sie zu beruhigen.
    Als er von Peters Tod erfahren hatte, war er dermaßen erleichtert gewesen, dass es ihm größte Mühe bereitete, den Geschockten zu spielen. Tausend Gedanken wirbelten durch seinen Kopf, und er war dankbar dafür, dass Suzanne so traurig war und seine Reaktion kaum zu bemerken schien.
    An den folgenden Tagen war er ein wenig nervös gewesen.
    Nur wenige wussten von ihrer Begegnung am Freitagnachmittag. Wenn Peter die Wahrheit gesagt hatte, konnte niemand wissen, worüber sie gesprochen hatten.
    Peter Adams’ Tod hatte Ottos und Mercury Medicals größtes Problem gelöst.
    Der Mord konnte wie bestellt wirken, und Otto musste mit einer vagen Furcht leben. Aber nur wenige Tage. Peter war idiotischerweise nach Mitternacht im Central Park gelaufen, und die Polizei hatte sicher recht: Raubmord. Blinde Gewalt. Otto ging zur Beerdigung, sorgte für eine großzügige Zahlung an die Witwe Catherine und konnte wieder frei atmen.
    Er ließ das Virus im Safe in seinem Büro liegen und beschloss, Peter Adams und David Crow zu vergessen.
    Bis vor kurzer Zeit.
    Er wusste noch, wie er Peter von den Konsequenzen erzählt hatte, die eine Bekanntgabe der Existenz des Virus haben würde. Peter hatte seinem Chef standhaft widersprochen, als Otto vorgeschlagen hatte, das Teufelszeug zu vernichten und die Sache abzuhaken, obwohl Peter gewusst hatte, wie verheerend die finanziellen Folgen sein würden, wenn das Wissen um den potenziellen Defekt des Deimos an die Öffentlichkeit gelangte.
    Das Virus loszulassen wäre noch schlimmer.
    Ein Aktiensturz von 30 Prozent, ehe die Lage sich wieder stabilisierte, wäre jedenfalls nicht unwahrscheinlich. Wenn er eine Verkaufsoption mit sechs Monaten Laufzeit zu zehn Prozent weniger als zum Tageskurs kaufte, würde der Gewinn riesengroß sein.
    Er hatte zwanzig Millionen Dollar in der Hinterhand und hatte während der vergangenen Wochen dem Darlehensmarkt noch weitere zwanzig Millionen abpressen können. Vierzig Millionen Dollar waren aber leider nur Kleingeld im Vergleich zu den Schwierigkeiten, in denen er sich befand. Ein Putvon dieser Art würde ihn jedoch nicht nur auf geraden Kurs zurückbringen, er würde ihn zu dem machen, der er gewesen war.
    Otto Schultz würde

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