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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Programm würde den Mann aber dennoch mit größter Wahrscheinlichkeit die Wände hochgehen lassen.
    Sicherheitshalber wollte er auch eine Kopie an Hal Bristol schicken. Der war der beste Ingenieur im ganzen Mercury-Medical-Konzern und hätte R & D Software leiten sollen, hatte aber darauf bestanden, in Hongkong zu leben. Hal Bristol würde innerhalb einer Stunde herausfinden, was das hier für ein Programm war, und Alarm schlagen.
    Endlich hatte Otto Schultz Messer und Bratpfanne gefunden. Mit dem Gasherd hatte er keine Probleme, und sowie die Pfanne heiß war, klatschte er fünf dicke Scheiben Speck hinein.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
    Eine Erinnerung, ein Gespräch, nur wusste er nicht mehr, mit wem. Otto Schultz versuchte, sich die Episode ins Gedächtnis zu rufen. Das Fett spritzte, und er trat einen Schritt vom Herd zurück, als ihm einfiel, an wen er gedacht hatte.
    Morten Mundal.
    Alexander Grouss hatte Otto vor Johns tüchtigem Sohn gewarnt. Otto dürfe Morten Mundal niemals den Rücken zukehren.
    Otto hatte das als Unsinn abgetan.
    Er verstand sich hervorragend mit Morten. Seit der in so jungen Jahren als Chef der Nordeuropa-Abteilung eingesetzt worden war, hatten sie ein vertrauensvolles und produktives Verhältnis entwickelt. Anfangs war Otto von der Freundlichkeit des jungen Mannes sogar überrascht gewesen, aber Morten konnte unmöglich die volle Wahrheit über die Gründe kennen, aus denen John Mercury Medical hatte verlassen müssen.
    Später hatte er sich daran gewöhnt. Es sollte eben so sein. Morten Mundal bekleidete in der mächtigen Mercury-Sphäre einen hohen Posten und musste sich mit dem Häuptling gut stellen.
    Otto drehte die Speckscheiben um.
    Nach Johns Tod war etwas mit Morten passiert.
    Er war noch immer korrekt, noch immer tüchtig und noch immer bestrebt, das zu zeigen. Aber er hatte etwas Wachsames und Verspanntes angenommen, wenn sie miteinander telefonierten und wenn sie sich drei-, viermal im Jahr trafen. Bei Morten gab es keinen Small Talk mehr, keine Vergleiche von Golfhandicaps oder Stemmrekorden. Früher hatte Morten ihm sogar ab und zu ein kleines Geschenk mitgebracht, eine Neuaufnahme eines klassischen Werkes, von der er wusste, dass Otto sich darüber freuen würde, einen Kunstband über amerikanische Leuchttürme oder eine Flasche Wein von gutem Jahrgang. Das alles hatte ein jähes Ende genommen, und als Otto es sich jetzt überlegte, konnte es zutreffen, dass sich diese Veränderungen nach Johns Tod eingestellt hatten.
    Als er das Ei gegen den Rand der Pfanne schlug, zerbrach das Dotter. Das halbe Ei fiel neben die Pfanne, die andere Hälfte brannte am viel zu heißen Pfannenrand an.
    »Shit«, fauchte Otto und drehte das Gas aus.
    Er legte die Speckscheiben auf einen Teller und öffnete abermals den Kühlschrank. Nahm sich drei frische Tomaten und eine Paprika und legte sie neben den Speck, ohne sie zu zerschneiden.
    »Shit«, sagte er noch einmal, dann ging er zu dem bartresenartigen Küchentisch mit den vier hohen Hockern.
    Morten Mundal hatte sich nach dem Tod seines Vaters wirklich verändert. Vielleicht hatte Alex recht.
    Als er die Speckscheiben verzehrt hatte, nahm er die rote Paprika und zerteilte sie.
    Wenn Alex recht hatte und auf Morten Mundal kein Verlass war, würde Otto ihm eine Steilvorlage liefern, der er nicht widerstehen könnte.
    Ein richtig prachtvolles Geschenk, dachte Otto Schultz und biss in die knackige Paprika.
    Drei Männer würden die Möglichkeit bekommen, David Crows Virus zu entdecken. Drei Männer sollten Otto Schultz zurückhelfen in das Leben, das ihm gebührte.
    Es könnte klappen. Es würde klappen, entschied Otto Schultz.

Sonntag, 16. Mai 2010
11.00 a.m.
Zimbali Coastal Resort, Durban, Südafrika
     
    »Machst du dir Sorgen, Jan?«
    Elsa van Liere stellte ihrem Mann eine Kaffeetasse hin.
    »Nein«, sagte er zerstreut.
    Sie lachte und streichelte seine Wange, dann nahm sie den Teller mit den kaum angerührten Früchten und ließ ihn allein.
    Jan van Liere hatte keine Lust auf Kaffee. Er erhob sich und ging auf die Terrassentür zu. Die hatte sich verklemmt, und er schnitt sich in den Finger, als er sie endlich aufstemmen konnte.
    Es war schon lange nicht mehr so kühl gewesen. Der Winter rückte näher. Sogar hier in Durban mit seinem freundlichen, sonnigen Klima konnten im Winter die Temperaturen auf zehn Grad sinken. Das fand er zu kalt, das quälende Gelenkrheuma, von dem nur er und sein Arzt wussten, wurde bei kalter Luft

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