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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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wieder dort sein, wohin er gehörte.
    Wenn die Sache mit dem Putfunktionierte.
    Mithilfe von sechs Strohmännern, zwei auf den Cayman-Inseln, einer in der Schweiz, einer auf den Bahamas und zwei auf den Jungfraueninseln, wollte er für alles, was er hatte, Verkaufsoptionen für Mercury Medical kaufen.
    Für alles, was er nicht hatte, dachte er und lächelte verkniffen, als er sich aus Suzannes Sessel hochstemmte.
    Bei einem Kursverfall von dreißig Prozent am Fälligkeitstag würde der Gewinn 280 Millionen Dollar betragen.
    »Zweihundertachtzig Millionen Dollar«, sagte er leise zu sich selbst und schloss die Tür zu Suzannes Raum. »Vielleicht mehr.«
    Diese Transaktion zu verbergen würde durchaus möglich sein.
    Es hatte ihn überrascht, wie leicht es war, auf dem Markt anonym zu operieren. Über das Internet und durch Makler in weniger regulierten und weitaus diskreteren Gesellschaften als den USA würde es fast unmöglich sein, ihn aufzuspüren.
    Ein Risiko gab es natürlich, denn die finanziellen Labyrinthe, die er so geschickt konstruiert hatte, mussten standhalten.
    Außerdem musste auf irgendeine Weise das Virus bekannt werden.
    Das wäre schon schwieriger.
    Eine Zeit lang hatte er mit dem Gedanken gespielt, es selbst zu tun. Sich eine Geschichte darüber aus den Fingern zu saugen, wie es in seine Hände geraten war, in einem anonymen Brief vielleicht; er könnte einen rätselhaften Begleitbrief verfassen, mit dem Brief und dem USB-Stick zum neuen Chef von R & D Software gehen und fragen, was das wohl sein könne.
    Ob der Chef ebenso tüchtig wäre wie Peter Adams, stand natürlich nicht fest, und wenn Otto es richtig verstanden hatte, war es auch Peter nur unter Mühen gelungen, das kleine Programm zu knacken. Trotzdem wäre es die sicherste Lösung. Otto befände sich in der Nähe, er könnte drängen, er könnte entscheiden. Aber in der Nähe zu sein wäre leider nicht nur von Vorteil.
    Je weiter er von dem Ort entfernt wäre, an dem das verdammte Virus auftauchte, umso besser. Ein Virus auf Abwegen wäre außerdem noch übler und damit besser für ihn als ein Virus, das bei R & D Software unter einer gewissen Kontrolle stand. Wenn er ihnen das Virus aushändigte, würde der Markt vielleicht nie von dessen Existenz erfahren. Mercury Medical würde mit einer abgeschwächten Begründung eine Rückrufaktion für den Deimos in die Wege leiten. Die Sache würde für die Firma teuer sein, und die Aktien würden vielleicht sogar beträchtlich fallen. Aber nicht tief genug.
    Das Virus musste von jemandem entdeckt werden, der den Deimos kannte. Aber es durfte niemand hier zu Hause sein.
    Jemand weit weg.
    So weit weg wie möglich.
    Otto hatte seinen fünften Bourbon getrunken und fühlte sich im Kopf kristallklar.
    Er schlenderte in die Küche, in der es früher so gemütlich gewesen war. Jetzt kam sie ihm eher vor wie eine Großküche in einem eleganten Hotel. Steril, dachte er.
    Er musste etwas mit diesem Haus machen.
    Aber zuerst musste er etwas mit David Crows Virus machen.
    Endlich hatte er Hunger. Vielleicht hatte der Alkohol seinen Appetit angeregt.
    Er öffnete die Kühlschranktür. Ein Spiegelei mit Speck würde er sich wohl noch braten können, dachte er. Beides fand er in einem Fach in der Tür und legte die Eier und den in Plastik eingeschweißten Speck auf die Anrichte, ehe er auf der Suche nach einem Messer eine Schublade aufriss.
    Seine Wahl fiel auf Jan van Liere, den Regionalchef in Durban, und Hal Bristol, den technischen Chef der großen Mercury-Medical-Niederlassung in Hongkong. Für van Liere entschied er sich aus einem klaren Grund. Er hatte sich mit seiner extremen Nervosität bei Security und R & D gleichermaßen verhasst gemacht. Von allen Vorgesetzten in dem riesigen Konzern führte er die Liste mit den Verdachtsmeldungen an. Mercury Medical hatte extrem strenge Sicherheitsvorkehrungen, und die Vorschriften dafür, bei welchem Verdacht auf Unregelmäßigkeiten die Zentrale informiert werden musste, waren eng gefasst. Van Liere aber nahm sie gar zu ernst.
    Allein im ersten Halbjahr 2009 hatte er neunzehn angebliche Unregelmäßigkeiten gemeldet, gefunden bei Produkten, beim Verhalten der Angestellten, bei der Finanzlage und weiß Gott wo sonst noch.
    Im Oktober war er nach New York bestellt und zusammengestaucht worden und hatte sich seither bedeckt gehalten. Ein anonymes Päckchen mit einem einigermaßen verlockenden Begleitschreiben und einem Datenzäpfchen mit einem suspekten

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