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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Task Force vor nur einem halben Jahr die Arbeit gegen Wirtschaftskriminalität sehr viel effektiver geworden ist. Und wenn wir ihnen diese Tonaufnahme geben, können sie von beiden Enden bohren.«
    »Wie meinst du das?«
    »Otto Schultz muss auf jeden Fall Strohmänner eingesetzt haben«, sagte er eifrig.
    »Wenn er es wirklich getan hat«, korrigierte Sara.
    »Ja, sicher«, sagte Jerry ungeduldig. »Er muss also Strohmänner und Nebenstrohmänner eingesetzt haben, um damit durchkommen zu können. Wenn wir die Aufnahme der SEC geben, haben sie eine einzigartige Möglichkeit, die Sache von beiden Seiten her aufzuriffeln, was die Arbeit natürlich sehr viel leichter machen wird.«
    »Aber«, sagte Sara unsicher. »Ist diese SEC ein Büro, das einfach alle Welt ... aufsuchen kann?«
    »Natürlich«, sagte er. »Und noch besser: Von den elf Bezirksbüros der SEC in den gesamten USA liegt das eine genau hier ...«
    Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter. »In Denver.«

Freitag, 4. Dezember 2009
21.00 Uhr
East Hampton, Long Island, New York
     
    Alles war verloren.
    Er verfügte zwar weiterhin über knapp zwanzig Millionen Dollar in bar, aber seine Gesamtschulden lagen sehr viel höher.
    Im Sommer würden die Darlehen fällig, und Suzanne müsste ausbezahlt werden.
    Otto Schultz lief mit einem Glas Bourbon durch sein großes, leeres Strandhaus. Die Eiswürfel klirrten leise bei jedem Schritt. Es war sein viertes Glas in zwei Stunden.
    Unwirsch hatte er Ruth zurück in die Portierswohnung geschickt, als sie zum Kochen gekommen war. Seit dem Mittagessen hatte er nur eine Tüte Erdnüsse hinuntergebracht, aber er hatte keinen Hunger. Der Abend war mit Regen und bleischweren Wolken vom Meer herangekrochen, aber er machte kein Licht. Nur die Außenlampen hatten sich eingeschaltet und warfen Streifen von gedämpftem Licht über den Wohnzimmerboden, als er dort hin und her lief. Hin und her, wieder und wieder.
    Alles war verloren.
    Als er vor fünfzehn Monaten, im September des Vorjahrs, schlucken musste, dass sein großer Wurf mit dem Subprime-Kredit fehlgeschlagen war, hatte er immer noch eine gewisse Hoffnung gehabt. Otto Schultz besaß große Werte. Die Grundstücke, die Aktien von Mercury Medical, die anderen Aktivposten. Da dreißig von den hundert Millionen, die in dem wahnwitzigen Kauf von CDOs verschwunden waren, geliehenes Geld waren, musste er immer neue Summen aufnehmen, um die Gläubiger zu bedienen. Aber da er zum guten Ruf noch Grundbesitz als Sicherheit bieten konnte, war es leicht, Geld zu besorgen. Irgendwann aber drehte sich das Karussell dann doch zu schnell.
    Viel zu schnell.
    »Ich bin kein Finanzmann«, hatte er an dem fatalen Abend des Jahres 2006 zu Joe Jackson gesagt.
    Er hatte recht gehabt.
    Otto Schultz kannte sich mit Wachstum aus, mit Produktion und Ökonomie, er konnte leiten, er konnte planen. Er sorgte dafür, dass das Geld sich vermehrte, indem produziert wurde. Seit seiner Rückkehr aus Vietnam als junger Mann war er auf brutale Weise immer besser darin geworden, billiger als alle anderen, größer und besser zu produzieren. So hatte er sein Imperium aufgebaut, zuerst Apollo Med-Elec und nach der Fusion mit Gemini Pharmacy: Mercury Medical.
    Otto war ein Mann, der sein Leben an Ergebnissen maß. Der Wert der schwarzen Zahlen bei Mercury Medical lag für ihn vor allem darin, was sie zum Ausdruck brachten: Wachstum und Produktion, Arbeitsplätze und erfolgreiche Geschäftsführung.
    Ein Mann in seiner Stellung beherrschte natürlich den Jargon auf dem Finanzmarkt und hielt sich auf dem Laufenden. Mercury Medical mit heiler Haut durch die Finanzkrise laviert zu haben, das war eine Leistung, die tief greifende Kenntnisse über die Gesetze des Marktes erfordert hatte.
    Aber seine Seele blieb davon unberührt.
    Das Fingerspitzengefühl, das ihm sagte, welche kleinen Firmen von Mercury Medical aufgekauft, geschlachtet und geschluckt werden sollten und welche er nicht einmal mit der Zange anfassen durfte, war einzigartig. Der Instinkt, der ihn befähigte, schneller Entscheidungen zu treffen als alle anderen, wenn es um Angebot, Positionierung auf neuen Märkten, In- und Outsourcing und neue Investitionsbereiche ging, war glasklar. Er fühlte sich viel kurzsichtiger, wenn es um die unbegreiflichen Schwingungen des Aktienmarktes ging. Kurse stiegen und fielen auf Grundlage von Gerüchten und Tricks, für die er noch nie Sinn gehabt hatte.
    Trotzdem hatte er sich in Versuchung führen

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