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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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hochschrauben, um Hal Bristol aus Hongkong zu vertreiben.
    Da er in dieser Stadt zwei Söhne und ein Enkelkind hatte, kam Aufgeben für ihn nicht infrage. Er hatte gelernt, mit seinen Quälgeistern zu leben, und dieser alberne Brief würde ihn auch nicht aus der Ruhe bringen.
    Jetzt, vier Jahre später, war er sich nicht mehr so sicher, dass Jasmines Familie ihm den anonymen Brief geschickt hatte.
    Die Nachricht, dass der Deimos mit einem Virus infiziert war und zwei Europäer das Leben gekostet hatte, war in der Branche wie eine Bombe eingeschlagen. Nicht nur bei Mercury Medical. Wenn er es richtig verstanden hatte, musste der Erfinder eines solchen Virus Zugang zu Mercury Medicals Maschinencodes haben.
    An diesem Morgen hatte die Erinnerung an das Datenzäpfchen ihn geweckt. Leider war ihm das erst eingefallen, als der kleine Halifax mit seinem Vater in der Tür stand, und danach hatte er keine Minute mehr für sich gehabt.
    Jetzt war er endlich allein.
    Wenn er nur wüsste, was aus dem USB-Stick geworden war.
    Er wusste genau, dass er nur den Brief weggeworfen hatte.
    Aber auf irgendeine Weise war der Stick einfach verschwunden.
    Natürlich konnte Jiao ihn irgendwohin gelegt haben. Systematisch öffnete er die Schubladen, zu denen sie Zugang hatte. Die beiden obersten in der Kommode waren sorgfältig aufgeräumt, mit kleinen Schachteln für Schlüssel, für Jasmines schlichtere Schmuckstücke, von denen er sich nicht hatte trennen können, für Kugelschreiber und Büroklammern und andere notwendige Dinge.
    Auch zwei Datenzäpfchen, aber das waren seine eigenen.
    Hal Bristol ging nervös in die Küche, um dort die Schubladen zu durchsuchen. Zehn Minuten später hatte er überall gesucht, aber ohne Erfolg.
    Er ging zurück in die Diele.
    Die Kommode reichte bis auf den Boden. Sie war bleischwer, als er versuchte, sie zu verschieben. Er wandte alle Kraft auf und konnte sie endlich so weit von der Wand wegrücken, dass er dahinterschauen konnte.
    Da lag es.
    Hal Bristol bückte sich, schob die Hand in den kleinen Spalt und konnte das Ding fassen, ehe er sich langsam wieder aufrichtete. Er schloss die Hand um den Stick, ehe er in sein gut ausgerüstetes Arbeitszimmer ging. Wenn es in dieser kleinen Speichereinheit auch nur die Spur eines Virus gab, würde er es in kurzer Zeit gefunden haben.
    Und dann würde die Lage für Mercury Medical schwarz sein.
    Noch schwärzer als ohnehin schon.

Montag, 17. Mai 2010
8.30 p.m.
Four Seasons Ballroom, Colorado Convention Center, Denver, Colorado
     
    In Anbetracht der Geschehnisse war das hier die beste Lösung.
    Otto Schultz setzte sich zusammen mit neun anderen Gästen an den runden Tisch. Er war auf dem Weg von der Doppeltür des Four Seasons Ballroom zu seinem Platz an fast jedem der anderen zwanzig Tische stehen geblieben, hatte Hände geschüttelt und geplaudert, geprägt vom Ernst der Stunde, dennoch mit selbstsicherem Lächeln und einem Kommentar zum Kongress, einem Vortrag oder auch einem schönen Kleid.
    Alles lief so, wie es laufen sollte.
    Otto Schultz hatte alles eingesetzt und gewonnen.
    Der Öffentlichkeit gegenüber hatte er seine Rolle als ruhiger, verantwortungsbewusster und einigermaßen demütiger Konzernherr hervorragend gespielt. Intern hatte er getobt, gepöbelt und gewütet, ein Otto Schultz, wie sie ihn kannten, wenn er Grund zur Unzufriedenheit hatte.
    Er fühlte sich wieder stark.
    War wieder ganz er selbst.
    Ursprünglich war ein viel größerer Empfang geplant gewesen. Der ganze Saal hätte genutzt werden sollen, und über 1200 Gäste waren eingeladen, um Heart Rhythm 2010 gebührend abzurunden. Da aber Mercury Medicals PR-Abteilung schon am Donnerstag vor einer solchen Extravaganz in dieser für den Konzern kritischen Phase gewarnt hatte, war höflich abgesagt worden. Da dieselben PR-Menschen betont hatten, eine viel kleinere Veranstaltung für die allerwichtigsten Gäste werde den Eindruck erwecken, die Lage sei trotz allem unter Kontrolle, war der Four Seasons Ballroom bereitwillig mithilfe von Schiebewänden auf ein Viertel seiner Größe reduziert worden. Alle wichtigen Leute waren gekommen, stellte Otto Schultz zufrieden fest und nickte zum CEO von Boston Scientifics drei Tische weiter hinüber.
    An der NYSE waren die Aktien von Mercury Medical an diesem Tag um weitere sieben Prozent gefallen. Seit die Bombe am vergangenen Mittwoch hochgegangen war, betrug der Sturz 31 Prozent.
    Otto Schultz war endlich home free.
    Im Laufe des Tages hatte er

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