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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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möglich?«, fragte Sara. »Ein ICD ist ein programmierbarer Computer, und er ...«
    Ola sprang auf und lief in der großen Küche auf und ab. »Mercury Deimos hat, wie alle anderen Herzstarter auf dem Markt, die Möglichkeit zur Aufwertung der Software. Wenn man einen Herzstarter implantiert hat, muss der mit verbesserten Funktionen aktualisiert werden können, ohne dass man ihn aus dem Körper entfernen muss. Man nimmt ein Programmiergerät, legt den Programmierkopf auf den Brustkasten des Patienten und dann ...«
    »Ich weiß, wie ein ICD programmiert wird«, fiel Sara ihm ins Wort.
    »Hab ein wenig Geduld«, sagte er verzweifelt. »Ich rede beim Denken, okay?«
    Sie gab keine Antwort, deutete aber ein Nicken an.
    »Ein ICD ist in einer Assemblersprache programmiert, das ist eine sehr viel höher entwickelte Sprache, als wir sie zum Beispiel jeden Tag verwenden, wenn wir einen Rechner benutzen. Java ist ein Beispiel für eine Hochsprache, und diesen Namen kennst du sicher aus verschiedenen Anwendungsbereichen im Netz. Sie ist ziemlich leicht zu lernen. Ein durchschnittlicher Computerfreak von vierzehn schafft das. Einfache Algorithmen.«
    Sie starrte ihn ausdruckslos an.
    »Algorithmen«, wiederholte er unsicher. »Das ist eine ... präzise Beschreibung einer Serie von Operationen, die durchgeführt werden müssen, um ein Problem zu lösen. Es ist ...«
    »Ich weiß, was ein Algorithmus ist«, unterbrach sie ihn mit müdem Lächeln.
    »Genau. Ja, sicher. Eine Assemblersprache dagegen ist eher ein ... Maschinencode«, endete er. »Eine schlichte, aber sinnreiche Bauanleitung, die für die betreffenden Rechner konstruiert ist. Die Verwendung einer Assemblersprache verlangt in der Regel sehr viel größere Kenntnisse als die Programmierung als Werkzeug.«
    »Aber ist das möglich?«
    »Was denn?«
    »Jemand mit Computerkenntnissen kann sich einloggen und einen ICD verändern? In Assemblersprache?«
    »Nein! Nein, nein, nein! Mercury Medical hat sich, wie alle anderen Produzenten, doppelt und dreifach gesichert. Kryptierung und Maschinencode machen es unmöglich, einen ICD auf diese Weise zu manipulieren. Ich bin mir sicher, dass die Codes zu einem medizinischen Gerät dieser Art ungefähr so streng überwacht werden wie die der amerikanischen Kampfflugzeuge. Diese Sicherheitsvorkehrungen sollen natürlich Industriespionage vermeiden, Fehlprogrammierung verhindern und ...«
    Er nickte zu dem ICD hinüber.
    »... so etwas unmöglich machen, vermute ich.«
    »Mord, meinst du?«
    »Ich brauche mehr Kaffee«, sagte Ola.
    Sie nahm seine Tasse und goss sie so voll, dass der Kaffee überlief. »Sivert Sand von Mercury hat Eriks ICD programmiert.«
    »Ja, und?«
    »Er ist ein unerträglicher Kerl, aber fähig. Kann er ...«
    »Sara! Sara! «
    Er schloss die Augen und atmete langsam aus. »Hast du denn gar nichts davon verstanden, was ich gesagt habe? Es ist ausgeschlossen, dass ein einfacher Programmierer so etwas schafft. Das hier muss etwas anderes sein, etwas, das ... Es muss ...«
    »Was muss es sein?«, fragte Sara, als er nicht weiterredete.
    »Wir müssen zur Polizei«, sagte Ola.
    Sara fing an zu lachen. »Um was zu sagen?«
    »Dass wir glauben, dass Erik Berntsen ermordet worden ist«, sagte Ola.
    Sara legte die Hände auf die Tischplatte und beugte sich so weit vor, dass ihr Gesicht nur ein paar Zentimeter von Olas entfernt war. »Erstens hast du eben gesagt, dass niemand bewusst so etwas tun kann.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, widersprach er. »Die Mitteilung ›fuck you‹ muss doch bedeuten, dass jemand dahintersteckt. Ich sage nur, dass es nicht vorstellbar ist ...«
    Er kam nicht weiter.
    »Zweitens«, sagte Sara und wurde lauter. »Zweitens halte ich es für absolut ausgeschlossen, dass die Polizei von Asker und Bærum etwas feststellen kann, was du und ich ...«
    Sie unterbrach sich, als sie sein Lächeln sah.
    »... nicht im Geringsten begreifen. Ich erlaube mir zu glauben, dass unser Freund und Helfer unten in Sandvika die gleiche Chance hat, das hier zu klären, wie ein Schneemann, sich auf dem Eyjafjallajökull wohlzufühlen.«
    Ola starrte die Tischplatte an. »Aber wenn wir glauben, dass er ermordet worden ist, dann ...«
    »Ich glaube gar nichts, Ola. Ich will wissen, ehe wir überhaupt etwas unternehmen. Ehe wir jemanden verständigen. Und das gilt auch für Mercury Medical. Was sollten wir der Polizei denn überhaupt erzählen? Dass Berntsen ins Krematorium gebracht worden ist,

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