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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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ich implantiert habe.«
    Beide schauten zur Plastiktüte hinüber.
    »Und dann ist die Frage ...«
    Sie hielt inne und nagte am Kugelschreiber. »Der Pathologe hat gesagt, er sei gefallen.«
    »Der Pathologe? Der ist gefallen?«
    »Berntsen! Erik Berntsen sei gefallen, meinte er, denn die Nähte hatten sich geöffnet und ...«
    »Verdammt, Sara, du meinst doch nicht, dass irgendwer Erik Berntsen geöffnet und den ICD ausgetauscht hat? Das ist das Übelste ...«
    »Ich meine gar nichts. Ich verstehe nichts. Ich versuche nur zu überlegen, Ola.«
    Er murmelte etwas Unhörbares, erhob sich und ging zum Herd, um den Rauchabzug leiser zu stellen. Auf dem Rückweg zum Tisch drehte er das Radio ab.
    »Hast du einen Ausdruck von dem ICD, den sie ihm rausgenommen haben?«, fragte er.
    »Natürlich nicht«, sagte Sara ungeduldig. »Aber ich habe mir nachher überlegt ...«
    Sie biss so energisch in den Kugelschreiber, dass es knackte. »Als ich aufgelegt hatte, fiel mir ein, dass der ICD Kammerflimmern hätte registrieren müssen, wenn ein Infarkt die Todesursache gewesen wäre. Ich hatte schon einen Augenblick mit dem Gedanken gespielt, den Mann noch einmal anzurufen, aber dann ...«
    »Du warst so erleichtert, weil die Todesursache nichts mit der Tamponade zu tun hatte, dass du es nicht mehr über dich gebracht hast«, sagte Ola mit einem fast unsichtbaren Lächeln.
    »Das durchaus nicht«, sagte Sara, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich wurde von beiden Funkmeldern gleichzeitig gestört. Und dann habe ich alles vergessen.«
    »Hat er noch mehr über den Ausdruck gesagt?«, fragte Ola.
    »Ja, dass eine Kollegin ihn sich noch näher angesehen hat. Die Elektrophysiologen mochten keinen so engen Kollegen untersuchen.«
    »Hast du gebeten, den Ausdruck schicken zu lassen?«
    »Nein. Dazu bestand ja kein Grund.«
    »Jetzt wohl.«
    Sie nickte.
    Abermals schwiegen sie, bis Ola es ein wenig unangenehm fand, so dicht neben ihr zu sitzen. Ihre Schultern berührten einander, und er nahm ihr besonderes Parfüm klarer wahr als sonst. Saras Hände mit den kostbaren Ringen lagen endlich still vor ihr auf dem Tisch, um das linke Handgelenk trug sie eine massive Goldkette.
    »Fangen wir damit an, was wir nicht ganz sicher wissen«, sagte Ola und erhob sich.
    In einem breiten Erker mit Blick auf den Garten gab es eine Bank mit einer Marmorplatte. Darauf setzte er sich, verschränkte die Arme und sagte: »Zu irgendeinem Zeitpunkt wurde Erik Berntsens ICD ausgetauscht. Und das muss ja nah seinem Tod gewesen sein.«
    Sara nickte.
    »Wenn wir davon ausgehen, dass er an einem Infarkt gestorben ist«, sagte Ola. »Können wir das wirklich?«
    »Das nehme ich doch an. Der Pathologe war an dem Punkt eindeutig. Er hatte natürlich Vorbehalte, aber die muss er haben, wenn der endgültige Bericht noch nicht vorliegt, aber er hat große Erfahrung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Erik an einem Infarkt gestorben ist.«
    »Na gut. Und da wir wissen, dass er vom Dæhlivann direkt zum Rikshospital gebracht worden ist, muss die ›Operation‹ also ...«
    Rasch zeichnete er mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft. »... irgendwann zwischen seinem Tod und seinem Eintreffen im Rikshospital geschehen sein.«
    »Oder dort«, korrigierte Sara.
    »Im Rikshospital?«
    »Streng genommen ist es weitaus wahrscheinlicher, dass du im Rikshospital jemanden findest, der einen ICD entfernen und einen anderen einsetzen kann, als an einem schönen Frühlingstag in Bærumsmarka. Ich vermute, dass die Kindergartenkinder auch nicht über kardiologische Kompetenz verfügt haben.«
    Ola schlug mit den Füßen gegen die Schranktüren unter der Bank. »Schreib«, sagte er und zeigte auf das Blatt Papier. »Riks anrufen, feststellen, wer ICD entfernt und ausgelesen hat.«
    Sara drehte das Blatt um und machte eine Notiz. »Wir kommen der Sache erst näher, wenn ich diese Informationen habe«, sagte sie, »sehen wir uns lieber den Ausdruck an.«
    Ola sprang von der Bank, zog den Stuhl neben Sara eine Idee weiter weg und setzte sich.
    »Ich kann nur das da sehen«, sagte Sara leise und zeigte auf das erste Karo, wo in fetten Großbuchstaben die Wörter FUCK YOU prangten.
    »Das ist eine Mitteilung«, sagt Ola.
    »An wen?«
    Ola schüttelte den Kopf. »Berntsen?«, schlug er vor.
    »Eine Mitteilung, die er vor seinem Tod garantiert nicht erfährt«, sagte Sara und lächelte freudlos. »Clever.«
    »Es steht doch nicht fest, dass jemand ihn umbringen wollte«, sagte Ola

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