Kampf Dem Chaos
mich und es gibt keinen anderen Ort, den wir unser Zuhause nennen könnten.«
»Meine Schreinerei entwickelt sich langsam, es kommen immer mehr Aufträge herein.« Doch noch immer gab es viele unbeantwortete Fragen. Hätte mir Zeiber den Auftrag erteilt, wenn Krystal nicht die Kommandantin wäre? Bei Preltar war ich mir auch nicht sicher, aber ich bezweifelte, dass er wusste, dass Krystal und ich vermählt waren. Antona? Keine Ahnung, ob es da eine Verbindung gab. Und ausgerechnet dann, wenn sich unsere Lage langsam zu verbessern schien, marschierte Hamor in Freistadt ein – konnte es denn niemals ruhig sein?
»Und sobald ein Lichtblick zu sehen ist«, meinte Krystal, »geschieht etwas, so wie jetzt mit Hamor. Wird das denn nie ein Ende haben?«
Ich wusste keine Antwort darauf, keine, die ich aussprechen wollte. So lagen wir eng umschlungen in der Dunkelheit und ich versuchte, nicht an Hamor oder Sammel zu denken. Oder an die Kosten der geschmuggelten Gewehre. Oder an Schießpulver. Oder an die Chaos-Bündelung in Candar.
LXVI
D ie Herzogin von Montgren – eine weißhaarige, dünne Frau mit tiefbrauner Haut, gekleidet in makellose hellblaue Lederkleidung – wartete am Zaun des Pferchs, in dem sich eine Schafherde tummelte. Zwei Leibwächter, bewaffnet mit Gewehren und Kurzschwertern, standen hinter ihr.
Justen strich sich das kurze Haar zurück, das von mehr als nur ein paar Silberfäden durchzogen war. Tamra atmete tief durch; erschöpft lehnte sie sich an den Zaun und verjagte eine dicke Fleischfliege, die um ihre Nase kreiste.
Bääääh ... bääääh ... bääääh ...
Hinter den beiden Magiern grasten friedlich die Schafe, der Geruch von Wolle, Staub und Schafdung begleitete das Blöken.
Die rothaarige Magierin nieste und putzte sich gründlich die Nase.
»Ist es so schlimm wie vor drei Jahren?«, fragte Herzogin Merella von Montgren.
Justen wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Schlimmer noch. Oder es liegt an mir, weil ich älter und müder geworden bin.«
Tamra atmete erneut tief durch und ließ ihre Sinne über die Tiere im Pferch wandern. Sie fühlte deutlich das Weiße Chaos.
»Was ist mit Eurem letzten Lehrling geschehen?«, fragte die Herzogin.
»Er hat sich gut entwickelt ... wenn man die Vernichtung von drei Weißen Magiern als Erfolg bezeichnen will. Zwei Mal ist er dem Tod nur knapp entronnen. Die meiste Zeit jedoch arbeitet er als Schreiner in Kyphros.« Die Augen des Grauen Magiers wanderten von der Herzogin zu den Schafen. Die zwei Leibwächter hielten sich etwas entfernt von den dreien auf. »Was werdet Ihr gegen Hamor unternehmen?«
»Was kann ich schon tun?« Die Herzogin zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich verfüge nur über eine kleine Truppe von etwa zwanzig Zügen. Höchstens tausend Soldaten könnte ich noch zusätzlich anwerben, so wie mir der hamorische Gesandte freundlicherweise geraten hat.«
Sie lächelte bitter. »Meine Tochter und mein Sohn sind beide tot, sie starben kurz nach Herril, ich habe also keinen direkten Nachkommen mehr. Das macht es einfach. Mein Neffe ist nicht sonderlich erfreut, aber er versteht es.«
»Ihr wollt den Thron von Hamor als Euren Erben benennen und Montgren dem Kaiser überlassen?«, fragte Justen.
»Wisst Ihr eine bessere Lösung, Magier?«
Justen schüttelte bedrückt den Kopf.
»Auf diese Weise wird mein Volk nicht wieder so leiden müssen wie damals, als der verrückte Korweil sich Fairhaven widersetzt hatte. Auf dem Hügel, auf dem seine Festung stand, wachsen noch immer nur Disteln und Gras.« Ihre Augen blitzten. »Und was die Magie anbelangt ... ich möchte auf keinen Fall, dass es in Vergren einmal so aussieht wie in Frven oder im tödlichen Ödland – wenn sich überhaupt ein williger Magier finden lässt.«
Tamras Augen bekamen einen harten Ausdruck, aber sie sagte nichts, als sich die Herzogin an sie wandte.
»Als Herrscher besitzt man genauso Verpflichtungen wie als Magier.« Merella nickte kurz und sah Justen an. »Morgen ... die Pferche außerhalb von Vergren?«
Justen deutete ein Nicken an.
Nachdem die Herzogin und ihre Leibwächter gegangen waren, fragte Tamra: »Was hat dieser verrückte Korweil denn gemacht?«
»Korweil war der Herzog, der Creslin und Megaera Zuflucht gewährte – du weißt, die Gründer von Recluce. Er dachte, er könnte die Magier aufhalten. Sie verbrannten sein Weideland, töteten die Herden und machten seine Festung dem Erdboden gleich.«
»Wäre Hamor zu so
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