Kampf Dem Chaos
wissen.
»Vielleicht waren sie schon immer da«, antwortete Berli.
Ich schüttelte den Kopf. Die Büsche strahlten etwas Falsches aus, aber ich fühlte mich erschöpft und brauchte eine Zeit lang, bis ich herausfand, dass es sich um ein weiteres Trugbild handelte. Ich betastete die Pflanzen mit meinen Sinnen und löste auch diese Täuschung auf.
Wieder standen wir an einer Kreuzung und ein verwitterter Wegweiser verriet uns: Y RYNA – 10 M. Von Yryna hatte ich noch nie etwas gehört, doch die Lage des Steines an der nördlichen Seite der Kreuzung schien darauf hinzuweisen, dass sich die Stadt irgendwo in Gallos befand, und bestimmt hätte ich den Ort gekannt, läge er in Kyphros.
»Yryna?«, fragte Fregin.
Wir anderen zogen nur ratlos die Schultern hoch.
Als wir die Magierstraße weiter ostwärts ritten, entdeckte ich zwei Dinge. Erstens wuchsen die Felswände entlang der Straße an und zweitens fanden wir keine Spuren der Kutsche mehr.
»Irgendwo vor uns muss die Straße blockiert sein.«
»Keine Spuren«, bemerkte Weldein.
»Das ist ein gutes und auch ein schlechtes Zeichen. Es bedeutet einerseits, dass die Hamoraner die Straßen bisher noch nicht freilegen konnten, und andererseits, dass es womöglich auch für uns kein Durchkommen gibt.«
»Was wirst du unternehmen, Meister Lerris?«
Ich konnte nur wieder mit den Achseln zucken. »Weiterreiten.«
Aus meinen Erfahrungen im Ödland schloss ich, dass der Straßenzustand schlechter werden würde und die Straße Richtung Frven nicht mehr benutzt worden war – auch nicht von Antonin. Warum hätte er sonst die schlammigen und sumpfigen Straßen über Howlett genommen?
Die meisten Pflastersteine lagen noch in der richtigen Anordnung, doch eine dünne Erdschicht bedeckte viele Stellen und dort überwucherten auch niedrige Büsche und Gestrüpp die Straße, mehr als auf der bisherigen Strecke.
Wir lagerten in einer weiteren verlassenen Schutzhütte in dieser Nacht. Wieder gab es eine Quelle, die im Boden zu versickern schien.
Die Steine und Felswände neben der Straße hatten ihre Farbe gewechselt und schimmerten nun in einem dunklen Grau. Die scharfkantigen roten und schwarzen Felsblöcke waren verschwunden, seit wir die letzte Kreuzung fünf oder sechs Meilen hinter uns gelassen hatten.
Wir aßen Barrabras Brot und den weißen Käse auf. Jetzt blieben uns nur noch Trockenkekse, getrocknetes Hammelfleisch und gelber Käse, hart wie Backstein.
Wieder schlief ich sehr unruhig, zwei Mal wachte ich schweißgebadet auf. Mir war, als ginge Chaos – in Gestalt einer Eisenschlange – wie ein Gespenst um. Die Abwehrstäbe konnten nichts ausrichten gegen Alpträume und meine eigenen Ängste.
Nachdem ich das zweite Mal aus dem Schlaf gefahren war, ging ich hinaus zur Quelle; die Felsenratten huschten zurück in ihre Löcher. Über mir blinkten die Sterne blauweiß und kalt, sogar mein Atem schien Dampfwolken zu bilden. Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, das half, doch schon vor dem Morgengrauen erwachte ich wieder.
Am nächsten Tag drangen wir noch tiefer in die Osthörner vor, die Felswände ragten noch höher auf und spendeten zumeist – außer am Mittag – kühlen Schatten. Am Morgen war es so kalt gewesen, dass Weldein und die anderen zwei Gardisten die Umhänge übergezogen hatten.
Der Boden unter unseren Füssen schien zu zittern, doch ich sagte nichts. Gairloch setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Das Chaos kam immer näher. Gegen den unbändigen Durst nahm ich einen Schluck zu mir, den Blick auf den trockenen Entwässerungskanal neben der Straße gerichtet.
Am frühen Nachmittag entdeckte ich in der Ferne ein neues Felshindernis, noch größer als das erste, es verwandelte die Schlucht in eine Sackgasse. Wir ritten bis zu den herabgestürzten Steinen, die sich anscheinend aus den über eine Meile hohen Felswänden gelöst hatten.
»Sieht nicht so aus, als könnten wir den Berg bezwingen.« Weldein zog sich den Umhang aus.
Ich griff nach meinem Stab.
Ich spürte das Chaos ganz in meiner Nähe und ein leises Geräusch, das Truppen vor uns vermuten ließ – viele Soldaten.
Whhhssss ... Eine Mücke summte an mir vorbei, vermutlich weiter zu Weldein, der ein verlockenderes Ziel bot.
Ich betrachtete die Steine, die sich über den alten Pflastersteinen der Straße auftürmten. Einige waren weiter westwärts herabgestürzt, wodurch ein richtiger Damm entstanden war, der den von Steinen eingefassten Entwässerungskanal zu einem halb
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