Kampf Dem Chaos
den Fluss, der westlich von Worrak verläuft.
»Ja, Ser.« Speyra nickt und streckt den Rücken durch.
»Ihr werdet das zweite Heer diese Straße hinaufführen, durch das Tal dort und dann nach Kyphros. Nehmt die Straße nördlich von Lythga und reitet dann nach Westen bis nach Kyphrien hinein.«
»Den ganzen Weg bis nach Kyphrien?«
»Den ganzen Weg bis nach Kyphrien. Es ist notwendig. Wir, der Kaiser und ich, verlassen uns auf Euch, Truppenführer Speyra.«
»Ihr begleitet uns nicht, Ser?«, fragt der Offizier.
»Ihr besitzt alle Fähigkeiten für einen derartigen Auftrag, Truppenführer Speyra, und Ihr werdet mit mehr als genug Patronen und sogar mit Geschützwagen ausgestattet.« Der Marschall lächelt. »Einer muss auf das Schlangennest aufpassen und für Euren Nachschub sorgen.«
»Aber bis zum heutigen Tage ist es noch niemandem gelungen, Kyphros einzunehmen.«
»Doch, Fenardre der Große hat es geschafft und auch wir werden es tun. Für den Kaiser. Der Autarch verfügt im Höchstfall über achttausend Mann; Außenposten, Elitegarde und sonstige Truppen zusammengenommen.« Dyrsse wischt sich mit einem feinen weißen Baumwolltaschentuch den Schweiß vom kahlen Kopf.
»Wie ich gehört habe, brauchten sie nur einen einzigen Magier und eine Handvoll Soldaten, um die große Osthornstraße zu verriegeln.«
»Wir haben nicht einmal ein Drittel unserer Truppen dabei verloren. Auch wir zählen auf die Hilfe eines Magiers und haben die alte Straße nach Certis wieder befahrbar gemacht. Dadurch können unsere Truppen zumindest bis zu den Osthörnern ungehindert vordringen.« Dyrsse lächelt selbstbewusst, nur kurz, und studiert dann wieder die Karte vor sich.
»Aber ... Ser ... haben wir nicht eine Reihe von Kommandanten ... und den Magier verloren?« Der Truppenführer presst die Lippen aufeinander und verlagert unruhig das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
»Das stimmt. Gute Kommandanten und zwei Regenten. Wenn sie bereit waren, ihr Leben für den Kaiser zu riskieren ... sollen wir dann kneifen?«
»Ja, Ser. Ich meine, auch wir sollten unser Leben riskieren.«
»Gut. Ich gebe Euch viertausend Soldaten. Auf Eurem Weg nach Kyphrien werdet Ihr nicht einmal auf ein Zehntel dieser Zahl an kyphrischen Soldaten treffen. Die gesamte Streitmacht des Autarchen befindet sich in Ruzor. Euer Ziel wird Kyphrien sein. Ihr verfügt über mehr als genug Truppen, um diese Mission erfolgreich zu erfüllen.«
»Ja, Ser. Und dann?«
»Das Übliche. Ihr übernehmt die Stadt im Namen des Kaisers und folgt den bestehenden Richtlinien. In der Zwischenzeit wird die Flotte Ruzor dem Erdboden gleichmachen und dann den Phroan hinaufziehen. Der Großteil der kyphrischen Truppen hält sich in Ruzor auf, deshalb werdet Ihr in den Osthörnern nicht allzu viele davon zu Gesicht bekommen, das versichere ich Euch.«
»Und wenn doch?« Kleine, glänzende Schweißperlen bedecken die Stirn des Truppenführers. »Wenn doch?«
»Das wird nicht geschehen. Doch solltet Ihr wirklich Verstärkung brauchen, werdet Ihr sie erhalten. Darüber müsst Ihr Euch nicht die geringsten Gedanken machen.« Dyrsse strahlt ihn ermutigend an.
XCVIII
M ehr als zwei Achttage waren vergangen seit unserer Rückkehr nach Ruzor. Die Steifheit in meinen Knochen hatte ich überwunden und auch mein Hörvermögen fast wiedererlangt. Nur manchmal erreichten die Wörter mein Ohr nicht und hin und wieder schmerzten meine Augen. Die Sonne schien weiterhin jeden Tag unerbittlich vom Himmel und der Staub bedeckte stur alles, was sich ihm in den Weg stellte. Krystal wurde nicht müde, die Truppe zu trainieren und Pläne zu schmieden, und Kasee hörte nicht auf, jeden Tag aufs Neue die Moral der Truppe zu stärken und für Nachschub zu sorgen.
Nur wenige Schiffe drangen durch bis nach Ruzor und was sie mitbrachten, wurde mehr als teuer verkauft. Selbst die Schmuggler sahen sich nicht mehr in der Lage, auch nur ein einziges weiteres, noch so teures hamorisches Gewehr oder gar Patronen aufzutreiben.
Ich hatte angefangen, am Morgentraining der Elitetruppe teilzunehmen, denn Schreinerarbeit gab es, außer ein paar kleinen Reparaturen, keine für mich. Manchmal wünschte ich, ich hätte wenigstens das Zedernholzstück mitgenommen, um daran schnitzen zu können.
Eines Morgens, nachdem ich meine Schultern gelockert hatte, nahm ich den Stab zur Hand. Selbst ohne Anstrengung lief mir in der Vormittagssonne der Schweiß über den Rücken. Krystal trat vor, das hölzerne
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