Kampf Dem Chaos
Blicke.
»Haben wir denn eine Wahl?«
»Wahrscheinlich nicht. Dafür ist es bereits zu spät.«
»Wie werden wir es sie wissen lassen?«
»Schreibt Gunnar nach Ruzor und schickt den Brief mit dem letzten Schiff des Trios. Das wird auch die Dringlichkeit deutlich machen. Und besorgt ein Schiff, um sie nach Recluce zurückzubringen.«
Heldra und Talryn können erneut nicht umhin, sich fragend anzusehen.
»Falls sie nicht mit der Dylyss zurückfahren sollen.« Maris zieht die Augenbrauen hoch. »Wenn Ihr jedoch bessere Vorschläge habt ...«
Heldra sieht Maris an. »Die Schwarze Garde hat mehr als nur eine Aufgabe.«
»Seid nicht töricht, Heldra«, ruft Talryn empört. »Wenn Ihr versucht, falsches Spiel mit ihnen zu treiben, wird man mit Euren Überresten nicht einmal mehr die Fische füttern können. Und wenn die Magier es nicht tun, werde ich das erledigen.«
»Starke Worte ...« Doch Heldra hält Talryns Blick nicht stand.
Maris schluckt und fragt vorsichtig: »Soll ich den Brief schreiben?«
Talryn nickt, ohne den Blick von Heldra abzuwenden.
CVII
A ls wir die um die letzte Kurve der Bergstraße bogen und Ruzor sich unseren Blicken darbot, verschlug es allen den Atem.
Die Hafenfestung lag in Trümmern – sie war nur noch ein Steinhaufen auf dem nördlichen Ende des Wellenbrechers, aus dem ein einziger Turm herausragte. Nur eine Steinpier hatten sie übrig gelassen. Selbst oben in den Bergen hörten wir schon die Sägen und Äxte und den Lärm derer, die die Trümmer und Überreste der eingestürzten Gebäude und Piere wegräumten. Dutzende von Häusern waren zerstört worden, nur Trümmerhaufen übriggeblieben, nichts, was näher als zweihundert Ellen am Wasser gestanden hatte, war heil geblieben.
Am südlichen Steilufer war ein Keil herausgebrochen und selbst in den Mauern der Residenz des Autarchen gähnten Löcher.
Die Flagge des Autarchen wehte noch am Mast und mit ein wenig mehr Konzentration sah ich einige Schiffsrümpfe, die offenbar am Wellenbrecher zerschellt oder am Südende der Bucht gestrandet waren. Es musste sich um riesige Schiffe handeln, wenn ich sie schon aus dieser Entfernung erkennen konnte, und doch lagen sie verstreut wie kleine Spielzeuge.
»Ich spüre, dass Gunnar die Schweigsamkeit, die von der Kraftanstrengung herrührt, überwunden hat«, bemerkte Justen trocken.
Ich sah mich nur um, entdeckte den enormen Schaden, den die hamorischen Kanonen und die Stürme meines Vaters der Stadt zugefügt hatten. Obwohl es heiß war und ich schwitzte, zitterte ich bei dem Gedanken an die Macht, die er ausüben konnte. Nie hätte ich ihm zugetraut, bei all seiner Logik und seinem Vertrauen in die Macht der Worte, dass er zu solcher Gewalt griff.
Wie konnte er auch zu Gewalt greifen, wenn er wusste, was er damit anrichten würde? Warum sollte Justen Gewalt einsetzen, wenn er eine andere Möglichkeit sah?
»Du siehst nachdenklich aus«, richtete Weldein das Wort an mich.
»Das bin ich auch.« Ich deutete auf die Trümmer, die einmal Ruzor gewesen waren. »Sieh dir das an.« Ich hielt inne. »Ich hoffe nur, es geht allen gut.« Doch da musste ich unweigerlich lachen. Wie hätten alle eine derartige Zerstörung überleben können?
Er schwieg einige Augenblicke lang und fragte dann: »Glaubst du, dass solche Zerstörung zeigt, was passiert, wenn Maschinen und Magie zusammenprallen?«
So würde ich es nicht ausdrücken, eher als Konflikt zwischen verschiedenen Menschen, die sich im Grunde sehr ähnlich waren und etwas auf ihre Weise erreichen wollten. »Ich glaube, Magie und Maschinen sind nur die Werkzeuge, die die Menschen benutzen, um ihren Willen auszudrücken. Mich beunruhigt jedoch die unbedingte Bereitschaft, diese Werkzeuge einzusetzen.«
»Beides sind Furcht einflößende Werkzeuge«, antwortete er.
»Ja.« Furcht einflößende Werkzeuge, in der Tat, aber wenn jemand mich oder die, die ich liebte, versklaven wollte, sah ich keine andere Möglichkeit. Das Schlimmste daran war jedoch für mich, dass es immer so weitergehen würde. Hätten wir Erfolg, würde Hamor noch verbissener und entschlossener kämpfen und die Werkzeuge würden verbessert und die Zerstörung noch verheerender werden. Das Ergebnis lag direkt vor meinen Augen. Aber wie konnte dieser Wahnsinn aufgehalten werden, ohne Hamor zu vernichten?
Trotz der Ruinen trugen viele Kyphrer ein Lächeln im Gesicht, als sie die Steine beiseite räumten, die hunderte von Ellen durch die Luft geschleudert worden waren.
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