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Kampf für Freiheit

Kampf für Freiheit

Titel: Kampf für Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Spartakus und seine Aufständischen auf unser Gut kamen und uns alle befreiten.«
    »Du hast dich Spartakus angeschlossen?« In Marcus’ Gedanken blitzten Erinnerungen an die Geschichten auf, die ihm sein Vater über den großen Sklavenaufstand erzählt hatte. Und die ganze Zeit hatte seine Mutter ihr Schweigen gewahrt. Er räusperte sich. »Hat Vater davon gewusst?«
    Sie wandte ihm mit einem Ausdruck herber Erheiterung das Gesicht zu. »Natürlich hat Titus davon gewusst. Er war ganz am Ende dabei. In der letzten Schlacht. Er hat mich im Lager der Sklaven gefunden, als nach dem Kampf die Legionen dort plünderten. Er hat mich als Kriegsbeute mitgenommen.« Ihr Tonfall war bitter geworden. Sie schluckte und fuhr dann etwas ruhiger fort. »So haben wir uns kennengelernt, Marcus. Ich war seine Sklavin. Seine Frau. Die ersten zwei Jahre lang, bis er mir die Freiheit geschenkt hat, unter der Bedingung, dass ich seine Ehefrau werde.«
    Marcus schwieg, während er darüber nachdachte, was er gerade erfahren hatte. Es wäre ihm nie eingefallen, dass seine Eltern sich so kennengelernt haben könnten. Für ihn waren sie einfach immer da gewesen, unveränderlich und beständig. Der Gedanke, dass sie vorher vielleicht ein ganz anderes Leben geführt haben könnten, war ihm nie gekommen. Es stimmte, dass ihm sein Vater vom Leben in der Legion erzählt hatte. Doch in diesen Geschichten war der Held in Marcus’ Augen kein junger Mann gewesen, nur ein anderer Mann. Marcus hatte sich seinen Vater immer so vorgestellt, wie er ihn heute kannte. Er verspürte einen schmerzlichen Stich, als er sich verbesserte: wie er ihn gekannt hatte, als er noch lebte.
    Dann kam ihm ein weiterer Gedanke und er schaute erneut zu seiner Mutter auf. »Der Sklavenaufstand war vor zehn Jahren, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und ich bin zehn Jahre alt. Wenn du Vater nach zwei Jahren geheiratet hast, dann bedeutet das, dass auch ich als Sklave geboren bin.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Titus hat dich öffentlich zu seinem Sohn erklärt, und deswegen warst du vom Augenblick deiner Geburt an frei.«
    »Ich verstehe.« Marcus war sich über seine Gefühle nicht im Klaren. Alles war so schmerzlich und neu für ihn. Und dazu kamen die schrecklichen Geschehnisse auf dem Hof. Ein bitteres Lachen seiner Mutter riss ihn aus diesen Gedanken. Er sah besorgt zu ihr. Ihre dunklen Augen verschleierten sich.
    »Mutter! Mutter! Was ist denn so lustig?«
    »Lustig? Nichts ist lustig!« Ihre Lippen bebten. »Nur, dass ich als Freie in Thrakien geboren bin und mit vier Jahren in die Sklaverei verkauft wurde. Dann hat mich Spartakus befreit, und später wurde ich wieder Sklavin, bis dein Vater mich befreite. Und jetzt? Wieder Sklavin.« Sie senkte den Kopf und verharrte einen Augenblick reglos. Dann bemerkte Marcus, dass ihr eine Träne auf den Oberschenkel tropfte. Er rutschte zu ihr hin, sodass er ihr eine Hand auf die Schulter legen konnte.
    »Mutter.« Er schluckte aufgeregt. »Ich kümmere mich um dich. Das schwöre ich dir. Bei meinem Leben.«
    »Du bist noch ein Junge. Mein kleiner Junge«, murmelte sie. »Ich sollte mich um dich kümmern. Doch was kann ich schon tun? Ich bin eine Sklavin … Mir sind die Hände gebunden.« Sie hob den Kopf und er sah den Schmerz in ihren Augen. »Nach allem, was mir die Götter angetan haben, hatte ich gedacht, dass sie mir endlich auf diesem Bauernhof ein wenig Frieden gewährt hätten. Frieden, um zusammen mit Titus alt zu werden und einen guten Sohn heranzuziehen, der niemals die schreckliche Last der Sklaverei kennen würde.«
    »Wir werden nicht lange Sklaven bleiben, Mutter. Das kann Decimus uns nicht antun.« Er runzelte vor Anstrengung die Stirn. »Das lasse ich ihm nicht durchgehen.«
    Mitleidig blickte Livia ihren Sohn an, zog ihn dann sanft in die Arme und hielt ihn fest umfangen. »Marcus. Du bist alles, was mir noch geblieben ist.«
    Wieder begannen sie zu weinen, und Marcus spürte, wie auch ihm die Tränen heiß in die Augen schossen. Er biss die Zähne zusammen, während er über ihre Schulter hinweg auf die anderen Sklaven im Käfig schaute. Dann schluckte er seine Tränen herunter. Die Gefangenen blickten mit ausdruckslosen Gesichtern zurück. Sie waren zu müde oder zu verzweifelt, um zu reagieren. Stumm schwor sich Marcus einen heiligen Eid. Er würde die Sklaverei niemals akzeptieren. Niemals.

Es dauerte weitere vier lange Tage, bis der Karren endlich sein Ziel erreichte. Schließlich kamen sie im Morgengrauen des

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