Kampf für Freiheit
starrte, dachte Marcus nur voller Schrecken an die Versteigerung am nächsten Tag. Was wäre, wenn ein Bergwerksbesitzer sie kaufte? Er hatte furchterregende Geschichten über die Zustände in den Bergwerken gehört und was die Sklaven dort erleiden mussten. So ein Leben dort war wohl kaum besser als die Hölle auf Erden. Und dann kam ihm die schlimmste aller Möglichkeiten in den Kopf. Mit schreckensweiten Augen schaute er zu seiner Mutter.
»Was ist, wenn wir morgen an verschiedene Besitzer verkauft werden?«
Seine Mutter regte sich, als hätte er sie aus unruhigem Schlaf aufgeweckt, und schaute verwirrt zu ihm: »Es tut mir leid, Marcus, was hast du gesagt?«
»Was geschieht, wenn wir morgen bei der Versteigerung getrennt werden?«
Sie starrte ihn an und rang sich ein Lächeln ab. »Ich denke nicht, dass das passieren wird. Sie teilen Familien bei den Auktionen nicht auf. Das bringt nur Unruhe und Unzufriedenheit.«
»Aber was ist, wenn sie es trotzdem machen?« Marcus spürte, wie ihn die Furcht wie ein Messer durchschnitt. »Ich will dich nicht verlassen.«
Sie drückte ihm die Hand. »Wir bleiben zusammen. Du wirst schon sehen. Jetzt versuche zu schlafen. Komm, leg deinen Kopf in meinen Schoß.«
Er rutschte herum und barg seinen Kopf in den Falten ihrer langen Tunika. Sie strich ihm sanft mit den Fingern durch die dunklen Locken. So hatte sie ihn immer getröstet, seit er sich erinnern konnte. Einmal hatte sie ihm gesagt, er hätte das Haar seines Vaters. Damals hatte Marcus gelacht, denn auf dem Schädel seines Vaters wuchsen nur spärliche drahtige Borsten.
Als sie ihm jetzt durchs Haar strich, begann er sich zu entspannen und seine Gedanken wanderten für eine Weile zu verträumten Erinnerungen an sein Zuhause zurück, und auch Aristides und Zerberus sah er vor sich, so als lebten sie noch. Am meisten jedoch dachte er an seinen starken, stolzen Vater. Marcus wünschte sich, sein Vater wäre jetzt hier, um ihn und seine Mutter zu beschützen. Noch lange stand das Bild des Vaters, wie er tot im Regen lag, vor seinen Augen. Dann fiel er in einen unruhigen Schlaf.
Während der Nacht weckte ihn ein lauter Aufschrei. Aus einer anderen Zelle schallten Gebrüll und lautes Rufen zu ihnen herüber. Dort war ein Kampf ausgebrochen. Mit hellen Fackeln und Knüppeln kamen der Auktionator und seine Wachen herbeigerannt.
Dann konnte Marcus nur noch hören, dass sie die Gefangenen durch Schläge zum Schweigen brachten. Er versuchte, wieder einzuschlafen, doch die brutale Gewalt nebenan hatte ihn verstört, und seine Gedanken kreisten wieder unermüdlich um die ausweglose Situation, in der seine Mutter und er sich befanden. Was würde nur aus ihnen werden?
Marcus wachte auf, als der Wächter mit ohrenbetäubendem Getöse mit seinem Knüppel an die Gitterstangen hieb.
»Auf die Beine, Sklaven!«, brüllte der Mann und schritt dann zur nächsten Zelle weiter. »Aufgewacht!«
Angefangen bei den Zellen, die dem Haupttor am nächsten waren, wurden die Sklaven an den Fußgelenken zusammengekettet und dann vom Hof auf den Markt hinausgeführt.
Marcus schätzte, dass noch mindestens hundert andere Menschen zusammen mit ihnen darauf warteten, verkauft zu werden. Der Morgen zog sich hin, während Gruppe um Gruppe hinausgeführt und versteigert wurde. Marcus krampfte sich der Magen zusammen, wenn er nur an die furchtbare Möglichkeit dachte, vielleicht von seiner Mutter getrennt zu werden.
Endlich tauchte auch in ihrer Zelle ein Wächter mit einem Knüppel in der einen und einer schweren, langen Kette mit Fußeisen in der anderen Hand auf.
Er holte einen Gefangenen nach dem anderen aus der Zelle, legte jedem die Eisen um die Fußgelenke und hämmerte dann einen Haltestift hinein. Sobald sich Marcus und seine Mutter der kurzen Schlange angeschlossen hatten, wurden sie aus dem Hof geführt. Sie, die beiden schwarzen Männer und die zwei halbwüchsigen Jungen waren die letzten sechs, die zur Auktion kamen.
Auf dem überfüllten Marktplatz drängten sich die Menschen um Marcus und die anderen, als man sie zur Bühne schob, wo schon der Auktionator auf sie wartete. Marcus spürte, wie Hände prüfend seine Arme betasteten. Ein Mann riss ihm sogar den Mund auf, um seine Zähne zu begutachten, bis ihn der Wächter zurückdrängte.
»Ihr könnt die Ware schon noch früh genug untersuchen, wenn Ihr sie erst einmal gekauft habt.«
Sie wurden eine kleine Treppe hinaufgeführt und hinten auf der Bühne in einer Reihe
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