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Kampf für Freiheit

Kampf für Freiheit

Titel: Kampf für Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Ergreifung eines entlaufenen Sklaven zu erhalten.
    Als Marcus den Fluss erreichte, war sein Hals völlig ausgetrocknet. Er fand eine ruhige Stelle am Ufer, an der Schilf wuchs. Dort ging er in die Hocke, um zu trinken, und schöpfte mit den Händen das kühle Wasser. Als er sich erfrischt hatte, zog er seine Stiefel aus und watete in den Fluss. Dort entkleidete er sich und wusch seine Tunika in dem sanft fließenden Strom. Er rieb die Schmutzflecken heraus, die das Tuch während der Tage im Käfig abbekommen hatte. Als er damit fertig war, legte er die Tunika zum Trocknen am Ufer in die Sonne. Er selbst ruhte sich in der Nähe im Schatten eines niedrigen Strauches aus.
    Das Bad im Fluss hatte die Anspannung der vergangenen Tage ein wenig gelindert, und so versank Marcus allmählich in einen tiefen Schlaf.
    Als er aufwachte, war die Nacht bereits angebrochen. Rings um ihn erfüllte das schrille Zirpen der Zikaden die Dunkelheit. Die Luft war kühl und Marcus streckte den Arm nach seiner Tunika aus. Sie war trocken, und sobald er sie übergezogen hatte, fühlte er sich wieder wohler. Während er in seine Stiefel schlüpfte und sie zuband, blickte er auf. Der Halbmond hing am Himmel und tauchte die Landschaft in bläuliches Licht. Marcus war hungrig und überlegte, dass er seit dem vergangenen Abend nichts gegessen hatte. Er hockte sich noch einmal neben den Fluss, schöpfte Wasser und trank sich satt, ehe er sich auf den Weg machte.
    Er blieb so nah wie möglich beim Fluss und folgte ihm in Richtung Meer. Zunächst machte ihm die Dunkelheit große Angst und er zuckte bei jedem unerwarteten Rascheln im Gras und jedem knackenden Zweig zusammen und blieb wie angewurzelt stehen. Sein Herz pochte wild, und er sperrte Augen und Ohren auf, um auf Anzeichen zu lauschen, die darauf hinwiesen, dass er verfolgt wurde. Erst nachdem er sicher war, dass ein Tier das Geräusch verursacht hatte, ging Marcus vorsichtig weiter.
    Im Laufe der Nacht kam er zweimal in kleine Dörfer, die sich ans Flussufer schmiegten. Er schlich leise zwischen den finster daliegenden kleinen Häusern und Scheunen hindurch. Nirgendwo leuchteten Öllampen in der Dunkelheit, und es regte sich niemand, außer im zweiten Dorf ein Hund, der kurz bellte und dann ein langes Jaulen ausstieß, ehe er wieder still wurde. Als das erste bleiche Morgengrauen am Horizont sichtbar wurde, erreichte Marcus ein drittes Dorf. Inzwischen war der Schmerz in seiner Magengrube so quälend geworden, dass er dringend etwas zu essen brauchte.
    Er hatte keine Vorstellung davon, wie die Leute im Dorf reagieren würden, wenn ein römischer Junge vor der Tür stand und um Nahrung bettelte. Er würde also versuchen müssen, Essen zu stehlen. Der Gedanke an einen Diebstahl machte ihm kurz ein wenig zu schaffen. Schließlich hatte ihm sein Vater immer eingebläut, dass Stehlen ehrlos war und dass ein Mann, der seinen Kameraden etwas stahl, streng bestraft werden musste. Doch nun verspürte Marcus Hunger, einen überaus schmerzhaften Hunger, der ihn von allen anderen Gedanken abhielt. Vor einem Jahr war er krank gewesen und hatte kein Essen bei sich behalten können. Er hatte damals tagelang nichts zu sich genommen und wusste, dass er, wenn er jetzt nicht bald etwas aß, sehr schwach werden würde. Es ließ sich nicht vermeiden. Er brauchte dringend Nahrung, wie auch immer er sie sich beschaffen würde.
    Vorsichtig näherte sich Marcus einem großen Haus am Rand des Dorfes. Vor dem Eingang flackerte in einer Feuerschale eine kleine Flamme. In ihrem Lichtschein konnte Marcus einen Mann zusammengerollt auf dem Boden liegen sehen. Er blieb lange genug stehen, um sich zu vergewissern, dass der Mann wirklich fest schlief, und schlich sich dann näher. Zu beiden Seiten des Hauses erstreckten sich zwei lange niedrige Gebäude. Die Nachtluft war vom beißenden Geruch nach Ziegen erfüllt. Marcus vermutete, dass in den Nebengebäuden das Vieh und die Vorräte zu finden waren. Er erreichte das Ende des nächstgelegenen Schuppens und drückte sich flach an die rau verputzte Wand.
    Einen Augenblick verharrte er reglos, lauschte aufmerksam. Aber er hörte nichts, nur das Scharren einer Ziege auf der Streu. Dann war wieder alles still.
    Marcus tastete sich an der Wand entlang, bis er zu einer Tür kam. Langsam und vorsichtig zog er den Riegel auf. Das Metall quietschte und er zuckte zusammen. Die Tür hing an schweren Holzscharnieren und knarrte, als er sie gerade eben nur so weit öffnete, dass er sich

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