Kampf für Freiheit
durch den Spalt quetschen konnte. Ein dünner Mondstrahl fiel auf den Stallboden. In diesem Licht konnte Marcus an der gegenüberliegenden Wand eine weitere Tür erkennen. Daneben standen offene Schränke mit verschlossenen Vorratsgefäßen.
Marcus schlich weiter, bis er zu den Regalen kam. Vorsichtig tasteten seine Finger nach den hier aufbewahrten Vorräten. Er fand Wurzelgemüse und Getreidesäcke, dann einige Gegenstände mit einer harten Oberfläche, die etwa so groß waren wie Ziegel. Er drückte fester und die Oberfläche gab nach. Marcus hob einen dieser Brocken auf. Er war leicht, und als Marcus ihn an die Nase führte und daran schnupperte, musste er lächeln. Brot. Rasch nahm er noch einige weitere kleine Laibe und suchte weiter. Auf dem nächsten Brett lag Käse. Er nahm sich den größten, den er tragen konnte, und schnappte sich dann noch einen leeren Wasserschlauch, der neben dem Regal lag. Den konnte er am Fluss füllen, überlegte er, als er sich, hocherfreut über seine Beute, wieder zur Tür aufmachte.
Aber als er vorwärtshuschte, blieb er mit dem Fuß an etwas hängen. Erst hörte er ein knirschendes Geräusch und wenige Sekunden später fiel ein schweres Gefäß auf die Steinplatten am Boden. Eine Flüssigkeit spritzte ihm gegen die Beine und sogleich erfüllte das Aroma von Olivenöl die Luft. Eisige Furcht übermannte ihn. Das Geräusch war laut genug gewesen, um die Bewohner zu wecken, da war er sich sicher.
Er wollte zur Tür rennen, aber das verschüttete Öl hatte die Steinplatten glitschig gemacht und er musste sich vorsichtig bewegen.
Marcus hörte Rufe aus dem Hauptgebäude des Bauernhofes, und als er aus dem Schuppen ins Mondlicht trat, sah er, dass sich der Mann, der am Feuer geschlafen hatte, aufgerappelt hatte und Alarm schlug. Marcus duckte sich hinter einen Stapel Feuerholz, der neben dem Lagerhaus stand, um sich zu verstecken. Obwohl es Nacht war, war das Mondlicht hell genug und der Mann würde ihn sehen können. Eine Tür am Haus ging krachend auf. Wenige Augenblicke später hatten sich zwei weitere Männer zum ersten gesellt.
»Was ist hier los?«, fragte einer.
»Ich habe in einem der Lagerräume etwas zerbrechen hören.«
»War es vielleicht ein Tier?«
»Das finden wir raus. Kommt.« Der erste Mann senkte eine Fackel in die Feuerschale. Rasch ergriffen die Flammen die mit Öl getränkten Lappen, die um das Ende des Stocks gewickelt waren. Die drei machten sich auf den Weg zum Schuppen, umgeben vom flackernden, gelblichen Lichtschein der Fackel. Jetzt mussten sie Marcus jeden Augenblick sehen. Mit dem gestohlenen Essen beladen, würde er ihnen nicht entkommen können, doch andererseits hatte er einen Bärenhunger und wusste, dass er nicht mehr lange weitergehen konnte, wenn er nicht bald etwas aß. Er schaute sich verzweifelt um. Dann fielen seine Augen auf das Öl, das im Eingang zum Lagerraum auf dem Boden glänzte.
Er rannte hinter dem Holzstapel vor und zur Tür zurück.
»Da!«, rief der Mann, der die Fackel am ausgestreckten Arm hielt. »Der Junge da!«
»Der kleine Dieb! Den schnappen wir uns!«
Sie rannten los. Marcus schaute sich um und flitzte dann wieder in den Schuppen.
»Ha, jetzt ist er uns in die Falle gegangen«, rief einer der Männer. »Wir haben ihn.«
Marcus bewegte sich vorsichtig über das verschüttete Öl zur gegenüberliegenden Tür. Sie war mit einem einfachen Riegel gesichert, der sich jedoch nur schwer bewegen ließ und leise quietschte, als Marcus sich damit abquälte. Ein Lichtschein erhellte den Raum, als der Mann mit der Fackel in den Türbogen trat. Marcus versuchte, nicht in Panik zu verfallen, und ruckelte weiter an dem widerspenstigen Riegel. Sein Herz hämmerte vor Furcht bei dem Gedanken, dass man ihn fangen könnte. In dem Augenblick gab der Riegel nach und Marcus konnte die Tür öffnen.
»Bleib stehen!«, rief ihm der Mann vom Eingang her zu.
Marcus schaute zu ihm zurück. »Versucht doch, mich aufzuhalten!«
Dann flitzte er in die Nacht hinaus. Hinter sich hörte er, wie die Männer in den Lagerraum rannten. Dann folgte ein erschreckter Schrei und ein dumpfer Aufprall und dann noch einer, als die drei Verfolger auf dem glitschigen Olivenöl ausrutschten und das Gleichgewicht verloren.
»Pass mit der Fackel auf, du Narr!«, rief eine Stimme.
Marcus rannte weiter, vom Dorf weg auf die Sicherheit im Schatten des Olivenhains zu, der sich etwa hundert Schritt entfernt erstreckte. Er wagte keinen Blick zurück, während
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